Marìa Eva Duarte de Peron.Wer war diese Frau, die Argentinien so geprägt hat, die von ihrem Volk als heroisch Halbgöttin dargestellt und von der Opposition spöttisch verachtet wurde?
Evita war eine Mythos,vergleichbar mit Lady Di oder Marylin Monroe. Sie war schön, pompös und wurde früh aus ihrem Leben gerissen; aber war sie auch Mensch? War ihre Politik eine Show oder wirklich ernst gemeint? Hätte sie den gleichen Weg geschafft, wenn sie nicht so schön gewesen wäre, oder muss man sich eher fragen, wenn sie nicht zur richtigen Zeit die richtige Liebschaft gehabt hätte? War es die Kraft der Liebe oder die Begierde nach Macht, die Evita zur grössten Peron-Fanatikerin machte?
Diese Fragen habe ich mir gestellt, während ich den Spuren Evitas gefolgt bin.
2.Evitas Weg nach Buenos Aires
Am Morgen des 7. Mai 1919 gebar Juana Ibaguren in Los Toldos, dem Meer von Wiesen, noch ein uneheliches Kind. Juana war als arme Frau schon Mutter vier Kindern, deren Vater, ihr Geliebter Juan Duarte, ein Angesehener und reicher Bürger war. Ihr Geliebter war verheiratet und so musste Juana ihre fünf Kinder alleine ernähren, und das war nicht die einzige Last, die sie zu überwältigen hatte. Als moralisch nicht einwandfreie Frau, die eine verbotene Liebe führte und beschimpft wurde Bastarde als Kinder zu haben, wurde sie zur Zielscheibe der bösen Sprüche des ganzen Dorfes. Nach Evas Geburt verliess Juan Duarte seine Estancia (=Landgut) und kehrte zu seiner ehelichen Familie zurück. Der Ueberlebenskampf fing an. Juana versuchte mit Näharbeiten und Prostitution ihre "kleine Sippschaft" über Wasser zu halten.
Im Jahre 1930, vier Jahre nach dem Tod ihres Ex-Geliebten, zog sie mit ihren Kindern nach Junin, um nach einer Erwerbstätigkeit zu suchen. Genau zur gleichen Zeit ereignete sich der Militärputsch, gegen eine demokratische Regierung, der den Präsidenten Hipolito Irigoyen stürzte. Der Arbeiterkampf erreichte noch im selben Jahr einen Höhepunkt, als Hunderte Schienenarbeiter entlassen wurden; doch selbst politische Streitigkeiten berührten die Frauen auf dem Land nur indirekt durch die Preise.
Trotzdem ging es Evas Familie finanziell besser als in Los Toldos, schulisch aber hatte Eva selbst grosse Probleme, so dass sie zwei Mal sitzen blieb und die Grundschule 1935 verliess. Sie setzte sich in den "Zug der Sehnsucht mit Endstation Buenos Aires", um dort bei ihrem Bruder, ihrem engsten Vertrauten zu wohnen und ihr Glück beim Theater und dem neu aufkommenden Kino zu suchen. Durch den Tangosänger Augustin Magaldi lernte sie einige wichtige Kritiker kennen. Die erste "Bekanntschaft", die ihr geholfen hat.
Zu dieser Zeit, mit erst siebzehn Jahren, war die künftige Präsidentenfrau arm, mager und steckte in einer tiefen Krise. Die italienische Schauspielerin Pierina Dealessi über Eva:"Sie war ein fast durchscheinendes, winziges, mageres Etwas. Sie war so mager, dass man nicht wusste, ob sie kam oder ging. Bei all dem Hunger, dem Elend und der Verwahrlosung hatte sie immer eiskalte, schweissige Hände." Erst als sie, vier Jahre nach ihrer Ankunft in Buenos Aires, beim Radio ihre ersten Erfahrungen sammelte, ging es langsam bergauf. Sie wurde zur ersten Besetzung einer populären Radioserie gewählt. Aber auch der Erfolg machte sie nicht zur Senorita. Sie pflegte immer Liebhaber zu haben, die ihr auf irgend eine Weise zu helfen wussten und vulgär ausgedrückt, was ihr den Ruf einer Prostituierten verlieh.
Sie beherrschte die Kunst geschickt mit den Waffen einer Frau umzugehen. Das wurde ihr später als Präsidentenfrau auch mehrfach angekreidet, da sie Macht über andere gewann, indem sie Unschuld durch Erfahrung ersetzte.
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