Daß uns die Affen näher stehen, als wir lange Zeit geglaubt haben Vor einiger Zeit nahm man noch an, daß schon vor 30 bis 35 Millionen Jahren Pongide (Affenartige) und Hominide (Menschenartige) getrennte Wege gegangen seien. Neuere Untersuchungen legen aber nahe, daß verschiedene Affenarten zu sehr verschiedenen Zeitpunkten den Weg verlassen haben, der zum Menschen führt: die Gibbons vor 20, die Orang-Utans vor 15 und die Gorillas vor 10 Millionen Jahren und als letzte, nämlich erst vor fünf oder sechs Millionen Jahren die Schimpansen. Die afrikanischen Menschenaffen sind - so sagen uns einschlägig bewanderte Wissenschafter - enger mit uns Menschen verwandt als mit den Orang-Utans, weshalb sie nicht mehr den Pongiden, sondern den Hominiden zugerechnet werden.
Daß die einen im Regenwald zu guten Turnern wurden, während sich andere in der Savanne den aufrechten Gang angewöhnten Auf jeden Fall pa߬ten sich vor Millionen Jahren unsere tierischen Vor¬fahren verschiedenen Le¬bensräu¬men an: Im tropi¬schen Regenwald entwic¬kelten sich die einen zu spe¬zialisierten Schwing-Hangel¬kletterern, während sich aus den Lebensbedingungen der mit hohem Gras be¬stan¬denen Sa¬vanne der aufrechte Gang der anderen ergab, der die Hände von der Fortbewe¬gungs¬funktion befreite.
Daß es entwicklungsgeschichtlich entschieden günstiger war, die Hände frei zu haben In vielfältiger Weise konnten diese unspezialisierten Organe nun zur Beschaffung des zum Le¬ben Notwendigen eingesetzt wer¬den. Die Menschenartigen began¬nen in Afrika auf der Stufe des Homo habilis ("befähigter Mensch") vielleicht schon vor drei Mil¬lionen Jahren damit, in der Natur vorge¬fundene Gegen¬stände als Werk¬zeug zu benutzen und - was viel wichtiger ist - die¬ses Werkzeug (und nicht etwa sich selbst als Art) bestimmten Pro¬blemstellungen anzupassen, wäh¬rend sich körpereigene Waf¬fen und Werkzeuge (Gebiß) all¬mählich zurückbildeten.
Daß man den Menschen am Werkzeuggebrauch und an der Werkzeugherstellung erkennt Bearbeitungsspuren an Steinen, die von Hominiden als Werkzeug verwendet wurden, las¬sen die ersten Ansätze spezi¬fisch menschlichen Verhaltens, nämlich planmäßigen, bewußten Han¬delns und damit des Denkens, erkennen. So unansehnlich die Faustkeile der Hominiden auch ne¬ben einer Bienenwabe wirken, sie sind Ausdruck eines gewal¬tigen Entwicklungs¬sprungs.
Wie Hand und Hirn sich und einander im Wechselspiel entwickel¬ten
Hand und Hirn, Praxis und Theorie, entwickelten sich und einander im Wechselspiel, for¬der¬ten einander mit immer neuen Problemstellungen heraus, bis sich aus dem Menschenarti¬gen der Ho¬mo sapiens entwickelt hatte. (H. habilis - H. erectus - H. neanderthalensis - H. sa¬piens). Etwa 60.000 Jahre alte Reste, die in Frankreich, Is¬rael und Äthiopien gefunden wurden, weisen bereits weitge¬hend die Merkmale des Homo sa¬piens auf.
Daß nur der Mensch sein Verhalten plant, denkt und spricht
Das Tier "arbeitet" nicht, es verhält sich instinktiv, un¬bewußt. Selbstverständlich verhält sich auch der Mensch instink¬tiv, hat aber als am weitesten ent¬wic¬kelte Lebensform darüber hinaus die Möglichkeit, sein Verhalten zu planen, es in Ge¬dan¬ken vorweg¬zu¬nehmen, zu denken. Bearbeitungsspuren an Steinen, die von Hominiden als Werk¬zeug verwendet wurden, lassen auf die ersten Ansätze menschlichen Denkens schließen.
Die Sprache ist das "Vehikel" des Den¬kens und mit diesem untrennbar verbun¬den. Sie ist sozusa¬gen dessen praktische Seite über die das Bewußtsein eines menschlichen Individuums auch den anderen zugänglich wird. Der Le¬benskampf des "nackten Affen", des Menschen, erfor¬derte von Anfang an die Zusam¬men¬arbeit in der Gruppe und damit die Entwicklung eines Kommuni¬kati¬onssystems - der Sprache.
Welche Bedeutung der Nutzung des Feuers bei der weiteren Ent¬wicklung des Menschen zukam Von entscheidender Be¬deutung für seine weitere Entwicklung war der Übergang zur Nut¬zung des Feuers, der vielleicht eine halbe Million Jahre zurückliegt. Die über dem Feuer zuberei¬tete tieri¬sche Nahrung wurde besser aufgeschlossen und der Körper reichlicher mit hochwertigem Eiweiß ver¬sorgt.
Bis der Mensch lernte, Feuer selbst zu erzeugen, vergingen 350.000 Jahre. Die erste Na¬tur¬gewalt, die der Mensch damit beherrschen lernte, stellt einen chemischen Prozeß dar, während der nächste große Schritt vorwärts mit der Beherrschung biologischer Prozesse ver¬bunden ist: Ac¬kerbau und Viehzucht. Die Nutzung mechanisch-physikalischer Naturkräfte durch Wasserräder etwa, gelang erst viel später. Andererseits gelang die wissenschaftliche Durchdringung mechanisch-physikalischer Gesetzmäßigkeiten viel früher als die chemischer oder biologischer Zusammen¬hänge.
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