Chronologie
26.05.1828 Am Pfingstmontag erscheint in Nürnberg ein unbeholfen wirkender 16- bis 17 jähriger Knabe mit einem Brief, adressier an den Rittmeister von Wessing.
27.05.1828 Der Findling wir vom Magistrat verhört. Er kann kaum gehen, kaum sprechen, sagt nur: \" Ä sechtene möcht ih wähn, wie mei Vottä wähn is\" ("Ein solcher möchte ich werden, wie mein Vater einer gewesen ist"), \" Woas nit", \"Hoam weissä\". Als man ihm Papier und Feder gibt, schreibt er ungelenk den Namen Kaspar Hauser auf.
27.05.-17.7.1828 Der Nürnberger Magistrat sperrt den Findling in einen Gefängnisturm. Dort wird er observiert und zugleich zum Ausstellungsgegenstand, der täglich zahllose Schaulustige anzieht, die versuchen, ihn zum Sprechen zu bringen.
18. Juli 1828- Januar 1830 Der Nürnberger Gymnasialprofessor Daumer nimmt den Findling in sein Haus auf. Dort lernt er lesen, schreiben, rechnen, reiten und träumen, was ihm- nach eigenen Aussagen- vorher verwehrt war. Hingegen verlernt er langsam seine nachtseherischen und telepathischen Fähigkeiten.
17.10.1829 Kaspar Hauser wird auf den Abtritt im hause seiner Pflegefamilie von einem \"schwarzen Mann\" überfallen und mit einem Messer an der Stirn verletzt. Er verbirgt sich im Keller, wird dort später besinnungslos aufgefunden.
1829 Der Gerichtspräsident A.v.Feuerbach arbeitet sich in den Fall Kaspar Hauser ein und nimmt Kontakt mit ihm auf. Später veröffentlicht Feuerbach seine Vermutungen, Hauser sei der badische Kronprinz und Opfer politischer Intrigen um die Thronfolge. Man habe Hauser von frühster Kindheit an in einen Kerker gesperrt und ihm jeglichen Kontakt mit seiner Umwelt verwehrt.
1830 Es erscheit die Broschüre des Berliner Polizeirats Merker, der- ohne Hauser jemals gesehen zu haben- allein aus den bis dahin veröffentlichen Unterlagen und Dokumenten schließt, der Findling sei \"nicht unwahrscheinlich ein Betrüger\".
1831 Der zwielichtige englische Lord Philipp Henry Stanhope, der sich in allen Fürstenhöfen Europas aufhält, erscheint und bemüht sich heftig um Kaspar Hauser. Er setzt seine Ernennung zum \"Pflegevater\" durch.
29.05.1833 Feuerbach stirbt unter mysteriösen Umständen.
14.12.1833 Attentat auf Kaspar Hauser im Hofgarten zu Ansbach. Stichwunde in linker Brustseite.
19.12.1833 Im \"Nürnberger Korrespondenten\" ist folgende Todesanzeige zu lesen:
\" Kaspar Hauser, mein geliebter Kurand, ist nicht mehr. Er starb zu Ansbach, gestern Nacht um 10 Uhr an den Folgen der am 14. ds. Mts. durch einen Meuchelmörder erlittenen Verletzungen. Ihm, dem Opfer gräuelvoller elterlicher Unnatur, sind nun die Rätsel gelöst, an welche die Vorsehung sei trauriges Dasein geknüpft hatte. Im ewigen Frühling jenseits wird der gerechte Gott ihm die gemordeten Freuden der Kindheit, die untergrabene Jugend und die Vernichtung für ein Leben, das ihn erst seit 5 Jahren zum Bewusstsein des Menschen erhoben hatte, reich vergelten. Friede seiner Asche!"
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