Daß die Suche nach Gold, wovon im Mittelalter eine Menge in den Orient abgeflossen war, einen wesentlichen Antrieb für die "Entdeckungen" darstellt Der Mangel an Zirkulationsmittel, an dem Schmierstoff, der die Wirtschaft in Bewegung hält, an Gold, an Geld, der zu Beginn der Neuzeit in Europa herrschte, stellte einen wesentlichen Antrieb für die "Entdeckungen" dar. Nicht nur die Blockierung der traditionellen Handelswege durch Turkvölker, die in den Nahen Osten vorgedrungen waren. Aufgrund der Einseitigkeit der Handelsbeziehungen des mittelalterlichen Europa mit dem Orient war sehr viel Edelmetall dorthin abgeflossen.
Um 1500 hatten also die Europäer ihren Horizont wesentlich erweitert:
Was die wichtigsten der Fahrten sind, die wir unter dem Schlagwort "Entdeckungen" zusammenfassen Den Weg nach Indien hatten portugiesische Reisende erschlossen:
1487 war Pêro da Covilhã zu einer Reise aufgebrochen, die ihn über Ägypten nach Indien geführt hatte.
Bartolomeu Diaz hatte 1487/88 das Kap der Guten Hoffnung umsegelt und
Vasco da Gama 1497/98 auf einer Reise begleitet, die nun tatsächlich bis Indien geführt hatte.
Gleichfalls auf der Suche nach einem Weg nach Indien und im festen Vertrauen auf die Kugelgestalt der Erde hatte bekanntlich der in den Diensten der spanischen reyes catòlicos (Ferdinand und Isabella) segelnde Genuese Cristoforo Colombo (Kolumbus) Amerika entdeckt. Insgesamt hatten ihn zwischen 1492 und 1504 vier Entdeckungsfahrten in die Neue Welt geführt:
(Erste Fahrt [1492/93]: Bahamas, Kuba, Haiti
Zweite Fahrt [1493 - 96]: Kleine Antillen, Puerto Rico Jamaica
Dritte Fahrt [1498 - 1500]: Küste Südamerikas, Trinidad
Vierte Fahrt [1502 - 1504]: Küste Mittelamerikas)
Der in Florenz geborene Seefahrer Amerigo Vespucci, den zwischen 1497 und 1504 vier Reisen nach Mittel- und Südamerika geführt hatten, hatte erkannt, daß Kolumbus einen neuen Kontinent entdeckt hatte. Der deutsche Kartograph Martin Waldseemüller (1470[?] - 1518[?]) hatte diesen Kontinent deshalb erstmals als "Amerika" bezeichnet.
Der portugiesische Seefahrer Pedro Álvares Cabral hatte 1500 die Ostküste Brasiliens entdeckt und - in Übereinstimmung mit dem Vertrag von Tordesillas von 1494 - für die portugiesische Krone in Besitz genommen. In dem genannten Vertrag hatten sich Spanien und Portugal auf der Basis eines Schiedsspruches Papst Alexanders VI. die zu entdeckende und zu erobernde Welt aufgeteilt. Die Trennungslinie ihrer Imperien sollte der 46. Längengrad bilden.
Giovanni Caboto (John Cabot), ein in englischen Diensten stehender italienischer Seefahrer, hatte 1497 die Ostküste Nordamerikas entdeckt.
Der Portugiese Fernão de Magalhães (span.: Fernando de Magellanes) war 1519 mit fünf Schiffen zu einer Weltumseglung aufgebrochen, die den ersten praktischen Nachweis der Kugelgestalt der Erde darstellt. Magalhães selbst allerdings war auf den Philippinen im Kampf mit Einheimischen umgekommen.
Daß der "Entdeckung" die Eroberung - "Conquista" folgte, die zwanzig Millionen Menschen das Leben kostete An die "Reconquista" (die Rückeroberung Spaniens aus der Hand der Araber) reihte sich nahtlos die "Conquista", die Eroberung der neuen Welt, deren Bewohner man "Moros" - "Mauren" nannte. Die herausragenden Gestalten unter den Conquistadores, die zu Beginn des 16. Jhs., die indianischen Hochkulturen Mesoamerikas zerstörten, waren Hernan Cortés (Mexico 1519 - 21) und Francisco Pizarro (Peru 1531 - 33).
Unter den Quellentexten, die die unglaubliche Brutalität, mit der die Eroberer vorgingen, wiedergeben, haben die Schriften des Dominikaners Bartolomé de las Casas und insbesondere der "Kurzgefaßte Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder" besondere Bedeutung:
"Noch in unseren Tagen ist eine Generation von Spezialisten in Spanien, Mexiko, in Südamerika und in den Vereinigten Staaten mit den vergilbten Drucken, Briefen und Manuskripten beschäftigt. [...] Was zur Verhandlung steht, das ist ein Völkermord, begangen an zwanzig Millionen Menschen."
So schreibt Hans Magnus Enzensberger in einem Nachwort zu Las Casas´ Kurzgefaßtem Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder (erschienen als Insel-Taschenbuch 553), auf das ich mich im Folgenden stütze.
Daß der Dominikaner Las Casas, der von den Verbrechen der Konquistadoren berichtet, bezeichnenderweise auch heute noch manchem Historiker ein dorn im Auge ist Die Ungeheuerlichkeit der Verbrechen, derer Las Casas die Konquistadoren anklagt, hat noch im 20. Jahrhundert bei - vor allem spanischen - Historikern das Bedürfnis erzeugt, ihn zu widerlegen. Einer nennt den Mann aus dem 16. Jahrhundert gar einen "Prediger des Marxismus". Selbst das dtv-Wörterbuch zur Geschichte (eine Ausgabe von 1972 ist es, die vor mir liegt) zeigt sich eher besorgt, daß das Urteil über den Völkermord in der Neuen Welt zu hart ausfällt, als daß die Taten der Konquistadoren verschwiegen oder beschönigt werden: "Die Grausamkeiten der Conquista sollen nicht beschönigt werden, sie müssen jedoch, um gerecht beurteilt werden zu können, im Zusammenhang mit der gesamten Zeit, frei von falscher Romantik und von Vorurteilen gesehen werden."
Der Bericht des Las Casas "handelt vom Kolonialismus in seiner frühesten Form, das heißt, vom blanken Raub, der unverhüllten Plünderung. Das verwickelte Ausbeutungssystem der internationalen Rohstoffmärkte war zu seiner Zeit noch nicht bekannt. Handelsbeziehungen spielten bei der spanischen Conquista keine Rolle, und nicht die Ausbreitung einer überlegenen materiellen Zivilisation, keine wie auch immer geartete 'Entwicklungspolitik' diente ihr als Rechtfertigung, sondern ein hauchdünnes formales Christentum, das die Heiden bekehren wollte, soweit sie die Ankunft der Christenheit überlebten. In diesem Urzustand verzichtete der Kolonialismus auf die Fiktion der Partnerschaft, des Tauschhandels. Er bot nichts feil, er nahm, was er fand: Sklaven, Gold und Genußmittel."
Wie die Konquistadoren die ihnen als Seelsorgern "anempfohlenen" Indianer ausbeuteten und ums Leben brachten Der wahre Glaube wurde den Indianern durch die "Encomienda" - "Anempfehlung" vermittelt. Das heißt, den einzelnen Spaniern als Seelsorgern wurde jeweils eine Anzahl von Indianern "anempfohlen", die dann als völlig rechtlose Sklaven für ihre neuen Herren, ihre "Encomenderos" zu schuften hatten.
Plantagenwirtschaft und Bergbau standen in der Ökonomie der Neuen Welt im Vordergrund. Daran hat sich in vielen lateinamerikanischen Ländern bis heute nichts geändert, nur daß die Konquistadoren an Bodenschätzen lediglich edle Metalle interessierten, denn der Transport war riskant und teuer. Es mußten konzentrierte Werte sein, die nach Europa verschifft wurden. Auch in Perlen konzentriert sich hoher Wert auf engem Raum, deshalb bildete die Perlenfischerei einen ergänzenden Zweig der kolonialen Raubwirtschaft. Las Casas beschreibt seine diesbezüglichen Eindrücke:
"Man senkt die Perlfischer nämlich drei, vier, auch wohl fünf Klafter tief ins Meer, und zwar von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Da müssen sie die ganze Zeit über unter dem Wasser herumschwimmen und die Muscheln losreißen, worin Perlen wachsen ... Fast alle können diese abscheuliche Lebensart nur kurze Zeit ertragen; denn es ist schlechterdings unmöglich, daß Menschen, die ohne Atem zu schöpfen unter Wasser arbeiten müssen, lange leben können. Ihr Körper wird unaufhörlich von Kälte durchdrungen; ihre Brust wird vom häufigen Zurückhalten des Atems zusammengepreßt; mithin bekommen sie Blutspeien und Durchfall, und sterben daran. Ihr Haar, das von Natur schwarz ist, bekommt eine ganz andere Farbe und wird brandrot wie das Fell der Meerwölfe. Auf ihrem Rücken schlägt Salpeter aus. Kurz, sie sehen wie Ungeheuer in Menschengestalt aus."
Daß die Konquistadoren ihre Verbrechen nicht unter "Befehlsnotstand" verübten Wenn man Menschen wie Tiere behandelt, so erbringt diese Behandlung zugleich den Beweis, daß man es nicht mit Menschen zu tun hat und rechtfertigt so ihre unmenschliche Behandlung:
"Sie achteten und schonten sie weit weniger - und ich sage die Wahrheit, denn ich habe es die ganze Zeit über mitangesehen - nicht etwa bloß als ihr Vieh - wollte Gott, sie hätten sie nicht grausamer als ihr Vieh behandelt! - sondern sie achteten sie nicht höher, ja noch weit geringer, als den Kot auf den Straßen."
Es bedurfte und bedarf keines besonderen Zwanges, um aus Ehren- oder Biedermännern, aus Konquistadoren oder "anständigen" SS-Männern Massenmörder zu machen. Es bedarf keines "du mußt!". Es genügt ein "Du darfst!":
"Einst, als wir uns wohl noch zehn Meilwegs von einem großen Flecken befanden, kamen uns die Indianer zum Empfang entgegen, und brachten uns Lebensmittel und andere Geschenke. Ihre Abgeordneten hatten eine große Menge Fische, Brot und andere Speisen bei sich, und gaben uns von allem, so viel sie nur konnten. Aber plötzlich fuhr der Teufel in die Christen, so, daß sie in meinem Beisein, ohne die mindeste Veranlassung oder Ursache, mehr als dreitausend Menschen, Weiber und Kinder darnieder hieben, die rings um uns her auf der Erde saßen. Hier nahm ich so unbeschreibliche Grausamkeiten wahr, daß andere Sterbliche dergleichen wohl schwerlich gesehen haben, oder sie für möglich halten möchten."
Wie die Konquistadoren bei ihren Verbrechen auch noch "im Recht" sein wollten "Du darfst!", weil du einem "höheren" Ziel dienst (Verbreitung des Christentum, der "Zivilisation" et cetera). "Du darfst!", weil du "im Recht" bist. Der SS-Mann füllt mitunter umständlich einen Vordruck aus, in dem er einen KZ-Häftling wegen eines "Vergehens" zur Meldung bringt, der Konquistador verliest den Indianern ihre "Rechte", bevor er sie umbringt:
"Sie schickten nämlich den Indianern Befehle zu, sie sollten sich zum christlichen Glauben bekehren und den Königen von Castilien unterwerfen, sonst werde man sie mit Feuer und Schwert heimsuchen, erwürgen, zu Sklaven machen, usw. ... Sobald jener unselige verruchte Gouverneur [Pedro Arias d´Avila, Gouverneur von "Darien", dem Grenzgebiet der heutigen Republiken Panamá und Colombia; er dürfte für den Tod von zwei Millionen Indianern verantwortlich sein] die Verfügung getroffen hatte daß dergleichen Befehle ausgefertigt wurden, so suchte er denselben, da sie an und für sich abgeschmackt, unvernünftig und ungerecht waren, wenigstens einigen Schein Rechtens zu verschaffen. Er befahl demnach, oder die Mörder, welche er aussandte, trafen von selbst die Verfügung, daß die Ortschaften, worin man Gold gewahr geworden war, und welche sie berauben und plündern wollten, nicht eher überfallen werden dürfen, bis sich die Indianer in ihren Wohnungen ganz sicher glaubten. Dann näherten sich die spanischen Räuber einem solchen Orte bei Nachtzeit bis auf etwa eine halbe Meile, verkündigten oder verlasen jene Befehle unter sich selbst, und riefen sodann: Ihr Indianer dieses Ortes, wir tun euch hiermit zu wissen, daß es nur Einen Gott, Einen Papst und Einen König von Castilien gibt, welcher der Herr von diesem Lande ist! Kommt augenblicklich herbei, unterwerft euch ihm usw. Wo nicht, so wisset, daß wir euch bekriegen, totschlagen, gefangen nehmen werden usw. Gegen vier Uhr des Morgens stürmten sie in den Ort, warfen Feuer in die Häuser, verbrannten Weiber und Kinder lebendig, schlugen tot was sie wollten, und taten denjenigen, welche sie leben ließen, alle nur erdenklichen Martern an, damit sie entweder noch mehr Gold, als sie daselbst fanden, herbeischaffen, oder andere Ortschaften angeben sollten, wo derlgeichen zu finden sei; brandmarkten die, welche sie übrig ließen, als Sklaven, und suchten sodann das Gold zusammen, welches sich in den Häusern befunden hatte.
Wie hinter allen vorgeschobenen Motiven immer eines zum Vorschein kam: die Gier nach Gold Auf diese Art, und mit solchen Taten beschäftigte sich dieser verruchte Mensch, nebst allen den Unchristen, die er mit dorthin brachte, vom Jahr eintausend fünfhundert und vierzehn, bis zum Jahr eintausend fünfhundert ein und zwanzig. Auf dergleichen Zügen schickte er immer fünf oder sechs seiner Bedienten mit aus, damit er - außer demjenigen, was er ohnehin als oberster Befehlshaber bekam - noch ebensovielfachen Anteil an dem Golde, den Perlen und Edelsteinen, welche sie raubten, wie auch an denjenigen hätte, welche sie zu Leibeigenen machten. Das nämliche taten alle Beamten des Königs; jeder von ihnen schickte so viele Knechte oder Bedienten mit aus, als er nur konnte; selbst der vornehmste Bischof des Reichs sendete seine Diener in der Absicht mit, seinen Teil von der gemachten Beute in Empfang nehmen zu lassen. In diesem einzigen Reiche wurde während jenes Zeitraumes - insofern ich solches überschlagen kann - für mehr als eine Million Castilianer Goldes geraubt; ja ich glaube, daß ich noch zu wenig angebe. Gleichwohl findet sich, daß der König von allem diesem zusammengeraubten Gute mehr nicht als nur dreitausend Castilianer bekam; und dennoch wurden deswegen mehr als achtmal hundert tausend Menschen erwürgt."
Daß die Taten der Konquistadoren Arbeitskräftemangel erzeugten, und wie darüber die Arbeitskraft zur Ware wurde Nachdem die Konquistadoren weite Landstriche entvölkert hatten, hörte die Arbeitskraft auf, ein Gut zu sein, das man sich im Bedarfsfall an Ort und Stelle aneignen konnte. Die Arbeitskraft wurde zur Ware und der Sklavenhandel wurde zu einem Wirtschaftszweig.
Las Casas wird oft als derjenige genannt, der Karl V. anläßlich einer Audienz (1520) die Verwendung afrikanischer Sklaven vorgeschlagen haben soll, die aufgrund ihrer angeblich robusteren Konstitution der Arbeit auf den Plantagen und in den Bergwerken besser gewachsen seien. Dazu schreibt Las Casas (in seiner Historia general de las Indias) von sich selbst:
"Der Priester Las Casas hat als erster dazu geraten, daß man Afrikaner nach Westindien einführe. Er wußte nicht, was er tat. Als er vernahm, daß die Portugiesen wider alle Rechtlichkeit in Afrika Menschen fingen und sie zu Sklaven machten, bereute er bitter seine Worte ... Das Recht der Schwarzen ist dem Recht der Indianer gleich."
Wie der Sklavenhandel zu einem Hauptzweig des europäischen Kolonialhandels wurde, und daß dabei zwischen zehn und zwanzig Millionen Afrikaner nach Amerika verschleppt wurden In den folgenden Jahrhunderten wurden zwischen fünfzehn und zwanzig Millionen Afrikaner nach Amerika verschleppt. Die Verbringung der schwarzen Sklaven nach Amerika bildete die "Mittelpassage", ein Teilstück im Dreieckshandel zwischen Europa, Afrika und Amerika.
In Afrika erwarben die Europäer vor allem Sklaven, aber auch Elefantenzähne, Goldstaub und Guineapfeffer ("falscher Pfeffer": afrikanisches Gewächs mit pfefferartig schmeckenden Früchten). Afrikanische Landschaften hießen daher "Sklavenküste" (Bucht von Benin), "Goldküste" (Küstengebiet Ghanas am Golf von Guinea [daher auch die Bezeichnung für eine englische Goldmünze: "Guinee"]) und "Pfefferküste" (die westafrikanische Küste zwischen Monrovia und Harper, Liberia).
Über die Bedingungen, die während der Überfahrt herrschten, berichtet ein italienischer Sklavenhändler 1594:
"Die Männer gingen an Bord des von uns gecharterten Schiffes. Dort brachten sie die männlichen sklaven unter Deck, wo sie in einem Schiffsraum so dicht zusammengepfercht waren, daß sie sich nur mit Mühe von einer Seite auf die andere drehen konnten. Die Frauen verteilten sich über das ganze Deck, wo sie sich, so gut es gehen wollte, einrichteten. Alle bekamen einmal am Tag soviel zu essen, wie sie haben wollten. Die Nahrung bestand aus einem in Wasser gekochten Hirsebrei, wie er in jenen Ländern üblich ist, und der mit Öl und Salz zubereitet wird. [...] Nach dem Mittagessen gab es dann zu trinken, wobei die Sklaven den Mund in einen großen Kübel steckten. Jeder trank so viel, wie er, ohne Atem zu holen fassen konnte. [...]
Es war aber recht betrüblich ansehen zu müssen, wie fast jeden Tag ein Sklave über Bord geworfen wurde. Viele Sklaven starben an roter Ruhr. [...] In Cartagena brachten wir nur noch die überlebenden achtundsechzig Sklaven an Land. Von diesen befanden sich allerdings einige in ziemlicher schlechter Verfassung - entweder Krank oder halbtot. Wir versuchten, diese Leute wieder gesundzupflegen. Und ich muß gestehen, daß wir das nicht in erster Linie aus Mitleid taten. Wir bangten vielmehr um das in die Sklaven gesteckte Geld."
Die in Amerika durch Einsatz von Sklavenarbeit erzeugten Produkte - Rohrzucker, Kaffee, Kakao, Tabak, Reis, Baumwolle, Indigo und andere Farben - wurden in Europa verarbeitet (Feinzucker, Rum, Zigarren, Textilien) und zum größeren Teil verbraucht. Ein kleinerer Teil dieser Waren wurde zusammen mit europäischen Produkten (Waffen, Metallwaren, Glasperlen) nach Afrika verschifft und dort gegen Gold, Elfenbein, Pfeffer und vor allem Sklaven eingetauscht.
Daß die Europäer asiatische Luxusgüter mit in Amerika geraubtem Silber bezahlten Aus Amerika kamen gewaltige Mengen Edelmetalls nach Europa, wovon aber ein Teil (möglicherweise bis zur Hälfte) nach Asien abfloß, denn nach wie vor war die asiatische Warenproduktion der europäischen überlegen. Asiatischen Luxuswaren hatten die Europäer nichts anderes entgegenzusetzen. Der europäische Ostindienhandel war nur durch die Ausplünderung Amerikas finanzierbar.
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