Im Gegensatz zu anderen ansteckenden Krankheiten kann man sich vor einer Ansteckung mit dem Aidsvirus zuverlässig schützen.
14.1) Enthaltsam leben
Es gibt verheiratete und nichtverheiratete Erwachsene, die keine geschlechtlichen Beziehungen mit anderen haben. Sie leben enthaltsam und können sich somit nicht durch Geschlechtsverkehr anstecken.
Es gibt aber auch junge Menschen, die auf Geschlechtsverkehr vor der Ehe bewusst verzichten. Sie tun das in der Regel nicht aus Angst vor einem unerwünschten Kind oder aus Angst vor der Ansteckung mit einer Krankheit. Sie haben andere Gründe: Sie möchten warten, weil sie sich noch nicht reif fühlen oder weil sie nur mit ihrem Lebenspartner sexuelle Beziehungen haben möchten. Viele sind überzeugt, dass die körperliche Vereinigung nur in die Ehe gehört. Vielleicht verzichtet jemand darauf auch aus Rücksicht auf den Partner, der eine solche Einstellung hat.
14.2) Treu sein, treu bleiben
Ehegatten, die einander treu sind, haben eine Ansteckung mit dem Aidsvirus beim Geschlechtsverkehr nicht zu befürchten, sofern sie sich früher nie einer Risikosituation ausgesetzt haben. Das gilt auch für Paare, die in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft zusammenleben.
Den meisten Menschen ist die Treue sehr wichtig. Sie meinen damit aber nicht nur die sexuelle Treue, die geschlechtliche Beziehungen ausserhalb der Ehe oder Partnerschaft nicht zulässt. Sie wollen sich in erster Linie auf jemanden verlassen können. Sie wünschen sich einen Partner, der zu ihnen steht und sie nicht im Stich lässt. Sie möchten, dass der Partner offen ist und die Wahrheit sagt.
Es ist nicht immer einfach, einander, unabhängig von Stimmungswechseln, Launen und äusseren Verhältnissen, treu zu sein. Treue hat man auch nicht, wie man ein Ding haben kann. Sie ist nicht selbstverständlich und muss immer wieder neu gewonnen werden. Auch wenn Treue einmal verletzt wird, so muss nicht alles zu Ende sein, denn sie ist gehalten von der Liebe, welche Treue erneuert, aufrechterhält und lebendig macht.
14.3) Keine Drogen spritzen
Das Spritzen von Drogen stellt noch kein Ansteckungsrisiko dar, wenn jedesmal eine saubere Spritze verwendet wird. Wer aber eine Spritze benützt, die schon von anderen Fixern gebraucht worden ist, setzt sich einem sehr grossen Ansteckungsrisiko aus, denn etwa die Hälfte der Drogenfixerinnen und -fixer ist heute HIV-infiziert. Es ist ratsam, sich nie zu einem Schuss "nur so zum Probieren" überreden zu lassen. Das Risiko, abhängig zu werden oder sich dabei anzustecken, ist allzu gross.
14.4) Risikosituationen meiden
Schon kleine Mengen von Alkohol und anderen Rauschmitteln wirken auf die meisten Menschen zunächst entspannend: Die Sorgen des Alltags treten in den Hintergrund, und die Welt erscheint für den Augenblick in einem rosigen Licht. Ein Gefühl des Glücks und der Zufriedenheit kann sich einstellen. In diesem Zustand ist es schwierig, einen klaren Kopf zu bewahren. So kann es durchaus sein, dass jemand Ansteckungsrisiken eingeht, die er im nüchternen Zustand nicht auf sich nehmen würde. Man darf die eigene Widerstandskraft nicht überschätzen. Deshalb ist es besser möglichen Risikosituationen aus dem Weg zu gehen.
14.5) Präservative benützen
Manchen Menschen gelingt es nicht, ihrem Partner die sexuelle Treue immer zu halten. Sexuelle Beziehungen ausserhalb einer festen Partnerschaft stellen ein erhöhtes Risiko dar. Deshalb müssen in solchen Situationen immer Präservative benützt werden. Andere empfängnisverhütende Mittel schützen nicht vor einer Ansteckung.
Für junge Menschen, die noch auf der Suche nach dem "richtigen" Partner sind, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder verzichten sie auf Geschlechtsverkehr, oder sie schützen sich immer mit einem Präservativ, auch wenn es im Vorleben der beiden Partner scheinbar keine Risikosituationen gab.
Ideal ist es, wenn die beiden Partner in einer neuen Freundschaft zuerst offen über ihre Erfahrungen mit Geschlechtsverkehr und mit Drogen sprechen können, bevor sie sich auf sexuelle Kontakte einlassen. Die Erfahrung zeigt aber, dass ein solches Gespräch oft nicht geführt wir, vielleicht weil sich jemand zu sehr schämt, vielleicht auch, weil er oder sie glaubt, die neue Beziehung mit einem solchen Geständnis zu gefährden.
14.6) Wie sicher sind Präservative?
Präservative von guter Qualität bieten nur dann einen Schutz vor Aids und anderen Geschlechtskrankheiten, wenn sie richtig angewendet werden. Das scheint zwar kein Problem zu sein, und doch passieren immer wieder Fehler.
Beim Kauf von Präservativen ist es wichtig, auf eine gute Qualität zu achten. Es ist sehr ratsam, nur Präservative bekannter Marken in Apotheken, Drogerien, Selbstbedienungsgeschäften und Warenhäusern zu kaufen. Weiterhin können sie auf das Qualitäts-Gütesiegel achten. Von Präservativen aus Automaten und von Billigangeboten ist abzuraten. Präservative bewahrt man am besten kühl und trocken auf und achtet zudem auf das Haltbarkeitsdatum, das auf der Packung angegeben ist. Präservative, die sich hart oder brüchig anfühlen, dürfen nicht verwendet werden. Feuchte Präservative (mit Beschichtung) sind wegen ihrer Gleitfähigkeit besonders gut geeignet.
Ausser den Präservativen gibt es keine Schutzmittel, die vor einer Ansteckung mit Aids oder einer anderen Geschlechtskrankheit schützen. Pille, Spirale, samenabtötende Verhütungsmittel usw. können zwar eine Schwangerschaft verhüten, gegen eine Ansteckung mit einer Geschlechtskrankheit nützen sie aber nichts.
Neben der richtigen Anwendung ist auch die Einstellung zum Gebrauch von Präservativen wichtig. Für viele Verliebte ist es gerade am Anfang einer neuen Beziehung schwierig, sich den Geschlechtsverkehr mit einem Präservativ vorzustellen. Trotzdem ist es nötig, darüber zu reden und bei jedem Geschlechtsverkehr ein Präservativ zu benützen, zum Schutz für beide. Manchmal lassen Alkohol und andere Drogen die guten Vorsätze vergessen.
Es gibt Männer, die sich dagegen wehren, Präservative zu benützen. Sie sagen: "Ich empfinde nichts mehr", "Präservative engen mich ein", "Präservative sind sowieso nicht hundertprozentig sicher". Mit solchen Behauptungen versuchen sie, ihre Partnerin zum Geschlechtsverkehr ohne Präservativ zu überreden. Da muss die Frau unnachgiebig bleiben: Entweder mit oder gar nicht!
Als Freier sind Männer sogar bereit, einer Prostituierten das Doppelte und Dreifache zu bezahlen, um "ohne Gummi" bedient zu werden. Sie setzen damit die Frau unter Druck. Das ist fahrlässig und verantwortungslos.
14.7) Präservative richtig anwenden
Bei der Verwendung von Präservativen müssen die folgenden Punkte beachtet werden:
Das Glied soll nie ohne Präservativ in die Scheide eingeführt werden, weil manchmal auch unbemerkt Samenflüssigkeit austritt und es so zu einer Ansteckung kommen kann.
Die Verpackung des Präservativs nicht mit spitzen Gegenständen (Schere, Messer) öffnen und den hauchdünnen Gummi beim Auspacken nicht verletzen. Vorsicht mit langen Fingernägeln und Schmuckringen. Das Präservativ nicht unnötig dehnen und nicht aufblasen.
Das Glied muss steif und trocken sein, damit das Präservativ nicht abrutschen kann.
Die Spitze des Präservativs zusammendrücken, um Luftpolster zu vermeiden und Platz für den Samen freizuhalten. Die Vorhaut zurückziehen und das Präservativ gleichmässig und vollständig über das Glied abrollen. Es dürfen keine Luftblasen entstehen.
Fetthaltige Cremen und Öle (Baby-öl, Hautlotion usw.) dürfen nicht als Gleitmittel verwendet werden. Sie greifen den Gummi an und beschädigen das Präservativ. Dadurch geht seine Schutzwirkung verloren. Geeignete wasserlösliche Gleitmittel gibt es in Apotheken und Drogerien.
Das Glied soll nach dem Samenerguss und vor dem Erschlaffen aus der Scheide gezogen werden. Das Präservativ dabei am Gummiring festhalten, damit es nicht abrutschen und keine Samenflüssigkeit ausfliessen kann.
Das gebrauchte Präservativ in ein Papiertaschentuch einwickeln und in den Abfalleimer werfen (nicht in die Toilette).
Präservative immer nur einmal benützen!
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