Zum Thema Elektrosmog gibt es eine unüberschaubare Anzahl wissenschaftlicher Untersuchungen, Studien und Arbeiten. Für ein besseres Verständnis der im Rahmen dieser Arbeit angesprochenen biologischen Auswirkungen elektromagnetischer Felder und Wellen auf den Menschen sollen zuerst die verschiedenen Untersuchungsmethoden der Wissenschaft auf diesem Gebiet kurz dargestellt werden. (Katalyse e.V. 1994, S. 42)
3.1 Epidemiologische Studien:
In epidemiologischen Studien wird nach einem möglichen Zusammenhang oder einer Unabhängigkeit zwischen einer Kranken- oder Todesstatistik und einer belastenden Größe gesucht. Meist erfolgt eine Aufteilung des untersuchten Personenkreises in mehrere Belastungskategorien. Ferner benötigt man eine möglichst unbelastete Kontrollgruppe. Anschließend wird untersucht, wie oft, bzw. inwieweit, Krankheiten, von denen vermutet wird, daß sie durch die Belastungsgröße (z.B. durch elektrische Strahlung von Mobiltelefonen) verursacht oder gefördert werden, in den verschiedenen Gruppen im Vergleich zu der Kontrollgruppe auftreten. Daten, auf denen diese Untersuchungen basieren, stammen meist von Gesundheits-, Krebs- oder Sterberegistern und haben oft - durch ihr Alter bedingt - eine geringe Aussagekraft.
Bei der Erstellung derartiger Studien spielen meist folgende Faktoren hinsichtlich der Zuverlässigkeit eine große Rolle:
1) Abhängigkeit von der Fallzahl (= Anzahl der in die Studie einbezogenen Krankheits- oder Todesfälle)
2) Schwer definierbarer Wert der Belastungsgröße (Krankheits- und Todesfälle schon alt; keine oder nur mangelhafte Meßdaten, da die Fälle nur selten auf die Belastungsgröße hin untersucht wurden)
3) Schlechte oder keine Erfassung von möglichen weiteren Faktoren (Kofaktoren), die den Verlauf der Krankheit ebenfalls beeinflußt haben können
4) Fehlen eines plausiblen Erklärungsmodells für die Anzahl der Krankheitsfälle
5) Größe des Risikofaktors (= Unterschied der Häufigkeit von Krankheits- bzw. Todesfällen zwischen belasteten Gruppen und der Kontrollgruppe)
6) Deutlich ersichtlicher, linearer Zusammenhang zwischen Größe der Belastung und Anzahl der Erkrankungen ist beim Thema Elektrosmog nicht gegeben
Vorteile epidemiologischer Studien:
1) Langzeitstudien am Menschen
2) Praxisnah
3) Einzige Möglichkeit, Langzeitwirkungen auf den menschlichen Körper zu zeigen
Nachteile:
1) Gefundene Korrelation gibt nur Hinweis auf möglichen Zusammenhang, kann aber nie eine Ursache-Wirkungs-Beziehung beweisen.
2) Großer Aufwand für genaue Untersuchung nötig.
(Katalyse e.V. 1994, S. 42/43)
3.2 Menschenversuche ( "in-vivo"-Experimente)
Hier werden freiwillige Versuchspersonen exakt meßbaren äußeren Feldern ausgesetzt und Auswirkungen auf physiologische und psychologische Vorgänge ermittelt (z.B. Herz- und Pulsfrequenz, EEG, EKG, Veränderungen in Blut, Urin oder Hormonhaushalt, Gefühle und Wahrnehmungen etc.)
Vorteile dieser Art von Untersuchungen:
1) Versuche werden direkt am Menschen vorgenommen und müssen nicht von Tierversuchen oder Zellexperimenten übertragen werden
2) Einfache Wiederholbarkeit
3) Leichte Kontrollierbarkeit von möglichen Kofaktoren
Nachteile:
1) Begrenzung der Versuchsreihen auf Grund ethischer Grundsätze (z.B. hohe Feldbelastung im Langzeitversuch nicht vertretbar, da schwere Schädigungen der Versuchspersonen nicht ausgeschlossen sind)
2) Praxisnahe Bedingungen schwer herzustellen (Versuche müßten Jahre dauern)
3) Versuchspersonen meist junge, gesunde Erwachsene => Nichtbeachtung anderer Gruppen (Kinder, Alte, Kranke) (Katalyse e.V. 1994, S. 44)
3.3 Tierversuche ("in-vivo"-Experimente)
Um Auswirkungen elektromagnetischer Felder und Wellen auf den Menschen nachweisen zu können sind Tierexperimente unumgänglich, da hier Versuche durchgeführt werden können, die mit Menschen niemals zur Debatte stünden (siehe 3.2 Menschenversuche / Nachteile).
Versuchstiere werden in Gruppen exakt bestimmten äußeren Feldern ausgesetzt. Gut kontrollierte und möglichst genaue Versuchsbedingungen werden angestrebt (Ernährung, Beleuchtung, Temperatur, etc.).
Vorteile von Tierversuchen:
1) Einfache Wiederholbarkeit
2) Möglichkeit der Untersuchung synergetischer Effekte (z.B. Kombinationswirkung von Feldern und Chemikalien)
3) Ethische Barriere niedriger (auch Langzeitversuche mit hohen Belastungen möglich)
Nachteile:
1) Ethisches Grundproblem (Frage nach Relation zwischen gewonnener Erkenntnis und zugefügtem Leid)
2) Bedingte Übertragbarkeit auf den Menschen (Katalyse e.V. 1994, S. 44)
3.4 Zellexperimente ("in-vitro"-Experimente)
Auch Versuchsreihen mit Zellkulturen sind notwendig, um Aussagen über die möglichen Auswirkungen des "Elektrosmogs" treffen zu können.
Zellkulturen werden elektromagnetischen Feldern ausgesetzt (meist E.Coli Bakterien, Hefezellen, Zellen des chinesischen Hamsters oder menschliche Krebszellen). Beste Vorbedingungen sind natürlich Kolonien genetisch identischer Zellen.
Vorteile der Zellexperimente:
1) Geringer experimenteller und finanzieller Aufwand
2) Keine ethische Rechtfertigung nötig (also auch Langzeitversuche und Versuche mit hohen Feldstärken möglich)
3) Sehr gut kontrollierbare Versuchsbedingungen
Nachteil:
Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen stark eingeschränkt, da sich bestimmte Effekte erst bei der Bestrahlung ganzer Organe zeigen oder Veränderungen einzelner Zellen durch Regelmechanismen des Körpers abgewehrt oder kompensiert werden können.
(Katalyse e.V. 1994, S. 45)
3.5 Erstellung von Wirkungsmodellen
Wenn eine im Versuch herausgearbeitete Hypothese wissenschaftlich anerkannt werden soll ist dazu ein einleuchtendes Wirkungsmodell nötig, mit dessen Hilfe Voraussagen über den Ausgang weiterer Experimente unter anderen Bedingungen möglich sind.
Bei mehrfacher Bestätigung eines Wirkungsmodells durch verschiedene Experimente gilt dieses als experimentell abgesichert und wird zur Theorie.
In diesem Zusammenhang stellen sich folgende Probleme:
1) Wirkungsmodelle sind von Menschen konstruierte Abbilder der Wirklichkeit. Experimentelle Befunde, die nicht mit der Theorie übereinstimmen, dürfen keineswegs als falsch abgestempelt werden
2) Theorien stellen neben den Experimenten die Basis der wissenschaftlichen Vorgehensweise dar. Gibt es kein Wirkungsmodell, wird eine Theorie wissenschaftlich nicht anerkannt
3) Bei fast allen durch elektromagnetische Felder hervorgerufenen Effekten gibt es bislang kein Wirkungsmodell
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