Einleitung
Hörvorgang & Aufbau br /
-Mittelohr
-Innenohr
-Trommelfell
-Ohrenschmalz
Hörstörungen
Gleichgewichtsorgan
Einleitung:
Dank des Gehörsinns kann der Mensch über 4000 verschiedene Töne und Geräusche aufnehmen. Das Ohr ist das Hörorgan, das diese Geräusche wahrnimmt, aber auch als Gleichgewichtsorgan eine wichtige Rolle spielt.
Anatomisch bilden sie aber eine Einheit: das Innenohr.
Das Ohr generell liegt in der Felsbeinpyramide des Schläfenbeins.
Ein Mensch kann Schallwellen mit Frequenzen zwischen 20 und 16.000 Hertz
(Hz = Schwingungen pro Sekunde) hören. Frequenzen unter 20 Hz (=Infraschall) und über 16.000 Hz (=Ultraschall) lösen im Innenohr keine Erregung aus.
Hörvorgang & Aufbau
Schallwellen werden von der knorpeligen Ohrmuschel (Auricula) aufgefangen. Danach gelangt der Schall durch den ca. 2,5 - 3 cm langen Gehörgang (Meatus acusticus externus) zum Trommelfell (Membrana tympani).
Drei Gehörknöchelchen (Ossicula auditus) leiten die Schwingungen weiter.
Die drei Gehörknöchelchen heißen:
. Hammer (Malleus)
. Amboss (Incus)
. Steigbügel (Stapes)
Die drei Gehörknöchelchen sind im Mittelohr und leiten die Schwingung auf ein dünnes Häutchen, das oval Fenster (Fenestra vestibuli), welches das Innenohr verschließt. Das dünne Häutchen beginnt zu schwingen. Dadurch wird eine Flüssigkeit im Innenohr bewegt.
Die Flüssigkeit reizt die Hörsinneszellen in der Schnecke (Cochlea).
Die Schwingungen vom ovalen Fenster werden auf die Lymphe der Vorhoftreppe übertragen. Die Schwingung geht als Wanderwelle durch die gesamte Vorhoftreppe bis zur Spitze der Schneckenspirale. Dort gehen sie durch die kleine Öffnung zur Paukentreppe, welche sie durchlaufen und schließlich verebben.
Die Wanderwellen setzen auch das Grundmembran in Schwingung. Die Härchen im Corti-Organ werden dadurch verbogen. Dieser mechanischer Biegungsreiz bewirkt in den Haarzellen die Auslösung einer Erregung.
Diese Nervenimpulse werden über den N.cochlearis über den Thalamus zum Gehirn geleitet.
Thalamus = für Sinneseindrücke zuständig; sammelt und sendet sie an die Großhirnrinde weiter
Mittelohr
Das Mittelohr besteht aus der Ohrtrompete (Tuba auditiva) und der mit Schleimhaut ausgekleideten Paukenhöhle (Cavum tympani).
Luftdruckausgleich
Die Ohrtrompete steht mit dem Rachen in Verbindung. Bei jedem Schlucken öffnet sich die Trompete und der Druck im Mittelohr kann sich mit dem äußeren Druck anpassen. Fährt man z.B. mit dem Auto auf eine steile Strasse oder fliegt man mit dem Flugzeug, kann man ein ungutes Druckgefühl in den Ohren haben. Man kann dann nicht mehr richtig hören.
Dagegen sollte man schlucken oder die Nase zuhalten - den Mund schließen und in die Backen blasen, dann öffnet sich die Ohrtrompete wieder, das Druckgefühl ist weg und man kann wieder hören.
Innenohr
Die Schnecke enthält im Corti-Organ die Sinneszellen für das Gehör.
Schnecke
Die Schnecke besteht aus einem gewundenen Kanal von etwa 2 Windungen.
Der Schneckenkanal ist gegliedert in eine obere Hälfte (Vorhoftreppe) (Scala vestibuli) und in eine untere Hälfte (Paukentreppe) (Scala tympani).
Die Zwischenwand trennt den Kanal.
Beide Hälften sind durch eine winzige Öffnung an der Schneckenspitze (Helicotrema) miteinander verbunden.
Zwischen Vorhoftreppe und Paukentreppe verläuft ein schlauchförmiger Hohlraum (Schneckengang) (Ductus cochlearis), dessen Querschnitt dreieckig ist.
Das dünne Membran zwischen Vorhoftreppe und Schneckengang heißt Reissner-Membran.
Das dünne Membran zwischen Paukentreppe und Schneckengang heißt Grundmembran (Basilarmembran) (Lamina basilaris). Auf diesem Grundmembran liegt das Corti-Organ, welches aus Stütz- und Sinneszellen (Haarzellen) aufgebaut ist. Ihre Härchen stehen mit dem gallertartigen Deckmembran (Membrana tectoria) in Verbindung.
Alle drei Hohlräume sind mit Lymphe gefüllt:
Vorhoftreppe Perilymphe
Paukentreppe
Schneckengang Edolymphe
Trommelfell
. dünne gespannte Membran aus Bindegewebe
. besteht aus drei Schichten: das straffe Gerüst (Pars tensa), der kleine obere schwächere Bezirk (Pars flaccida); innen: Schleimhaut, außen: Haut
. Durchmesser ca. 1cm
. ist die Grenze zwischen äusserem Ohr und Mittelohr; verschließt die Öffnung zum Mittelohr
Ohrenschmalz (Zerumen)
Ohrenschmalz ist kein Dreck im Ohr, sondern ein gelblich braunes Sekret, das eine Falle für Schmutz und Insekten stellt. Das Ohr reinigt sich dadurch selbst und schützt es vor eindringenden Fremdkörpern. Der Schmalz trocknet ein, wird abgesondert und neues Schmalz bildet sich. Die im Gehörgang befindlichen Drüsen (Glandulae ceruminosae) bilden das Ohrenschmalz.
Hörstörungen
Viele Millionen Menschen haben Hörstörungen.
Es gibt zwei verschiedene Arten:
1) Mittelohr- und Leitungsschwerhörigkeit
Der Ton kann die Cochlea nicht erreichen, weil entweder
. das Trommelfell geplatzt ist
. der Gehörgang durch Ohrenschmalz verstopft ist oder
. weil der Steigbügel fixiert ist und somit keine Schwingungen übertragen kann (Otosklerose) [häufigste Ursache]
2) Innenohrschwerhörigkeit
Gründe für Hörstörungen können sein:
. Es gibt eine Verletzung der Cochlea oder des Hörnervs.
. Es gab eine Rötelninfektion während der ersten vier Schwangerschaftsmonate, welche zu einer Geburt eines völlig tauben Kindes führen kann.
Gleichgewichtsorgan
Neben dem Hörorgan besitzt das Ohr ein weiteres Organ, das Gleichgewichtsorgan. Dieses meldet dem Gehirn die jeweilige Position des Körpers und dient zur Aufrechterhaltung von Kopf- und Körperhaltung in Ruhe und in Bewegung.
Zum Gleichgewichtsorgan gehören der Vorhof und die drei Bogengänge, welche zusammen mit der Schnecke im Innenohr sitzen.
Im Anfangsteil der drei flüssigkeitsgefüllten (mit Endolymphe) Bogengänge (Ductus semicircularus) im Innenohr befindet sich je eine kleine Erweiterung, die sogenannte Ampulle. Diese enthält die Sinneszellen des Drehsinns (Cristae ampullares).
Die Sinneszellen sind Haarzellen (Zilien), die von Stützzellen umgeben sind. Ihre Härchen (Zilien) ragen in eine gallertartige kuppelförmige Masse. Jede drehende Kopfbewegung führt auch zu einer Bewegung der Sinneszellen mitsamt ihrer gallertartigen Masse. Die in den Bogengängen befindliche Endolymphe ist wie jede Flüssigkeit träge und folgt mit zeitlicher Verzögerung.
Die dadurch stimulierten Sinneszellen senden die Information zum Kleinhirn, das reflektorisch auf die Veränderung reagiert.
Weiters enthält die Ampulle noch das große Vorhofsäckchen (Utriculus) und das kleine Vorhofsäckchen (Sacculus) mit den jeweiligen Sinnesfeldern (Macula utriculi und Macula sacculi), welche sich in horizontaler und vertikaler Ebene befinden. Die Sinnesfelder sind aus Sinneszellen (Haarzellen) und Stützzellen aufgebaut und registrieren hauptsächlich geradlinige Beschleunigungen, vor allem horizontale (z.B. Abbremsen eines Autos) großes Vorhofsäckchen und senkrechte Geschwindigkeitsveränderungen (z.B. Aufzug fahren) kleines Vorhofsäckchen. Auf diesen Sinnesfeldern (Maculae) liegt eine gallertartige Membran (Statolithenmembran), die mit winzigen Kalksteinchen (Statolithen) beschwert ist.
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