Im Italien des 16. Jh. erwachte der Wunsch, den Menschen, das menschliche Schicksal und damit die menschliche Stimme in den Vordergrund zu stellen. Es wurden nun wieder griechische Vorbilder und Motive neu belebt. In Florenz fand sich 1590 um den Aristokraten Giovanni Bardi ein Kreis von Dichtern, Philosophen und Musikern zusammen, die die Sprache nicht mehr der Musik unterordnen, sondern nach dem Vorbild des griechischen Sänger-Dichters neu beleben wollten. Graf Bardi schrieb: (So habe ich mich) "an die von Plato und anderen Philosophen so sehr gerühmte Methode gehalten, welche fordert: Die Musik sei in erster Linie Sprache und Rhythmus, erst in zweiter Linie Ton und nicht umgekehrt (...)".
1600 wurde aus Anlass der Vermählung Heinrichs IV. von Frankreich mit Maria di Medici die erste erhaltene Oper Euridice (Opera in musica), komponiert von Ottavio Caccini und Jacapo Peri, dargeboten Darin brillierte zum ersten Mal eine Sängerin, die Sopranistin Vittoria Archile. Rasch gewann die neue Musikform der Monodie (Alleingesang) mit harmonischer Begleitung in ganz Italien Boden. In Rom führte Emilio del Cavalieri um 1600 mit seinem Oratorium Rappresentazione di anima e di corpo den Stile rappresentativo und die neue florentinische Gesangskunst ein. Nunmehr veränderte sich die Qualität der Sänger entscheidend. Cavalieri wie Caccini hatten ihren Werken Bemerkungen über die richtige Art des gesanglichen Vortrags vorangeschickt. Die Sänger, die nun solistisch ihr Können entfalten durften, wurden in den bereits bestehenden und neugegründeten Schulen zu einer Virtuosität ausgebildet, die bei den Hörern eine Welle der Begeisterung auslöste.
1606 wurde in Rom auf einem "Thespiskarren" die erste Oper aufgeführt.
Der bisher noch steife Stile rappresentativo überzeugte nun durch die Verwendung neuer Harmonien und Rhythmen und durch neue Farben in der Orchesterbegleitung und durch erste rein orchestrale Stücke wie die Kampfszene in Tancredi. Es entwickelte sich die leidenschaftlichere, kurzgefasste Arie, die wiederum zur Da-capo-Arie (Arie, in der der erste Teil mit improvisierten Verzierungen wiederholt wird) erweitert wurde.
In knapp hundert Jahren eroberte die neue Opernform (Opera in musica) ganz Italien. Bis zu 685 Opern wurden im 17. Jh. komponiert, von denen 1662-1680 hundert aufgeführt wurden. Schnell hatten sich die zunächst auf höfische Kreise beschränkten Aufführungen auf ein breites Publikum ausgeweitet. König der Stunde war der Sänger, dem die Aufgabe zufiel, die vielfältigen Charaktere der neuen Bühnenhelden und ihr Schicksal glaubwürdig darzustellen.
Im Laufe des 16. Jh. wurden die Gesangschulen größtenteils in Konservatorien umgewandelt, in denen vor allem arme oder verwaiste Kinder ausgebildet wurden. Die meisten altitalienischen Gesangspädagogen waren, der Tradition aus der Zeit des Kirchengesangs folgend, Kapellmeister, oft selbst Sänger und Komponisten.
Die Virtuosität der Sänger basierte um die zweite Hälfte des 17. Jh. auf unerschöpflichem Atem, sorgfältig geführtem Legato (Gebunden, Aneinanderreihung aufeinanderfolgender Töne ohne Unterbrechung des Atemstroms, Gegenteil: Staccato), einwandfreier Vokalisation, Stimmausgleich in allen Lagen.
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