Wolfgang Köhler (1887-1967) war amerikanischer Psychologe mit deutscher Herkunft. Er war Mitbegründer der Gestaltpsychologie4. Köhler wurde am 21. Januar 1887 in Reval (Estland) geboren. Er studierte in Berlin, wo er später auch eine Professur erhielt (1922). Als Direktor eines Forschungszentrums auf den Kanarischen Inseln führte er Experimente zur Wahrnehmung und zum Lernen bei Affen durch. Später kehrte er als Direktor des Psychologischen Instituts nach Berlin zurück. 1935 emigrierte er in die Vereinigten Staaten und wurde am Swarthmore College und später am Dartmouth College Professor für Psychologie. Köhler starb am 11. Juni 1967 in Lebanon (New Hampshire). Zu seinen bekanntesten Büchern zählen "The Mentality of Apes" (1925), "Gestalt Psychology" (1929) und "Dynamics in Psychology" (1940).
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, befand sich der deutsche Psychologe Wolfgang Köhler gerade auf der Insel Teneriffa und wurde dort festgehalten. Er nutze diesen unfreiwilligen Aufenthalt dazu, auf der dortigen Forschungsstation für Menschenaffen (vor allem Schimpansen) Versuche durchzuführen und ein Buch über diese intelligenten Tiere zu schreiben.
Bei seinen Versuchen legte Köhler den Schimpansen unter anderem auch Bambusstöcke in den Käfig, mit denen sie herumspielen und alles mögliche ausprobieren konnten.
Nachdem die Tiere die Stöcke auf diese Weise erkundet hatten, legte Köhler einem der Affen eine Banane vor den Käfig, und zwar so weit entfernt, daß der hungrige Schimpanse sie nicht mit der Hand erreichen konnte. Der Affe versuchte zunächst, die Gitterstäbe auseinanderzubiegen und sich hindurchzuzwängen. Als ihm dies nicht gelang, zog er sich in eine Ecke seines Käfigs zurück und beobachtete die Szene. Dabei fiel sein Blick auch auf den Stock. Plötzlich sprang der Schimpanse auf, packte den Stock und angelte sich damit die Banane.
Er war zu der Einsicht gekommen, daß man mit dem Stock nicht nur spielen, sondern ihn auch als "verlängerten Arm" benutzen konnte.
In einem anderen Experiment, bei dem man die Banane so weit entfernte, daß sie mit einem einzigen Stock nicht erreichbar war, kam ein Schimpanse sogar darauf, zwei hohle Bambusstöcke ineinanderzuschieben und sich so einen ausreichend langen Stock zu basteln.
Auf ähnliche Weise erkannten Köhlers Schimpansen, wenn sie vorher Gelegenheit gehabt hatten, mit Kisten herumzuspielen, daß sie diese nur aufeinanderzutürmen brauchten, um an Bananen heranzukommen, die sonst in unerreichbarer Höhe über ihnen im Käfig hingen.
Das Lernen durch Einsicht gilt als eine der wichtigsten Arten des Lernens, weil es erlaubt, Einsichten, die man gewonnen hat, auch neue, ähnliche Situationen anzuwenden, sie zu übertragen. Hatten Köhlers Schimpansen zum Beispiel einmal gelernt, daß man Stöcke auch als Werkzeuge benutzen kann, so konnten sie auch bei anderen praktischen Problemen davon Gebrauch machen.
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