Heilpflanzen
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Feld, Wald und Wiese sind für den, der sich auskennt, wie eine große Apotheke. Überall wachsen heilsame Kräuter, mit denen sich Beschwerden lindern und manchmal Krankheiten heilen lassen. Auch viele unserer so genannten Unkräuter gehören dazu.
1. Ackerschachtelhalm
Ackerschachtelhalm ist ein robustes Wildkraut, das man häufig am Wegrand findet. Die Schachtelhalme gab es schon vor vielen Millionen Jahren auf der Erde. Sie wurden im Zeitalter der Dinosaurier baumhoch. Den Ackerschachtelhalm nennt man manchmal auch Zinnkraut, denn mit seinen Stengeln putzten die Menschen früher ihr Zinngeschirr blitzblank.
Das in der Pflanze enthaltene Putzmittel heißt Kieselsäure. Wegen dieser Säure verschmäht auch das Vieh auf der Weide den Ackerschachtelhalm. Als Heilmittel wirkt er gegen die verschiedensten Krankheiten wie Husten, Nieren- und Blasenleiden. Doch Vorsicht: Selbst pflücken sollte man ihn lieber nicht, denn er sieht giftigen Schachtelhalmarten -dem Sumpf- und dem Waldschachtelhalm- zum Verwechseln ähnlich!
2. Salbei
Salbei gehört zu der Familie der Lippenblütler. Einige Arten werden wegen ihrer attraktiven Blüten oder Blätter als Zierpflanzen gezogen. Die Blätter wirken oft grausilbern, da sie dicht mit Haaren besetzt sind.
Echter Salbei ist in den Mittelmeerländern zu finden und wird heute dort, in Westeuropa, Russland und den Vereinigten Staaten kommerziell angebaut. Man zieht ihn wegen seiner Blätter, die ein scharfes Öl enthalten und mit denen Fleisch und Geflügel gefüllt und Würstchen gewürzt werden. Auch ein Tee mit entzündungshemmender Wirkung kann aus den Blättern zubereitet werden. Ein britischer Pharmakologe teilte 1997 mit, es gebe Anzeichen dafür, dass eine Substanz aus konzentriertem Salbeiöl schwere Gehirnschäden im Anfangsstadium der Alzheimer-Krankheit verhindern könne, da diese Substanz die Aktivität eines bestimmten Enzyms blockiere.
3. Große Brennessel
Die Grosse Brennessel ist kein gern gesehener Gast in unseren Gärten. Überall dort, wo sie sich niederlässt, verdrängt sie schnell die umliegenden Kräuter. Wenn wir sie anfassen, gelangt über ihre Blatthärchen eine brennende Säure in unsere Haut, und es beginnt zu jucken. Doch das lästige Kraut ist eine sehr nützliche Pflanze. Brennesseltee reinigt das Blut und hilft gegen Rheuma. Und die jungen Brennesselblätter enthalten sogar wichtige Vitamine. Man kann sie als Salat oder als Spinatähnliches Gemüse essen.
4. Arnika
Arnika ist eine Heilpflanze aus der Familie der Korbblütler.
Arnika wächst auf Wiesen, Heiden, sumpfigen Moorrändern und austrocknenden Mooren in vielen Teilen Europas sowie in Westasien und kommt vorwiegend im Bergland vor. Sie gedeiht nur auf saurem, kalkarmem Boden. Die Pflanze ist mehrjährig, nicht verholzend und winterhart. Sie wird etwa 40 bis 80 Zentimeter hoch und trägt eine charakteristische Grundblattrosette aus breiten, elliptischen, ungeteilten Blättern, während der Stängel meist nur ein einziges Blattpaar trägt. An den Stängelenden stehen die großen, leuchtend goldgelben Blütenköpfchen.
Die Blütenköpfe und der Wurzelstock enthalten ein etherisches Öl und andere Inhaltsstoffe und sind ein beliebtes Hausmittel gegen Blutergüsse, Prellungen und Verstauchungen sowie gegen Rheuma und Muskelschmerzen. Dazu werden die Stoffe in Wasser oder Alkohol extrahiert und als Tinktur verwendet oder in Form von Salben aufgetragen.
Die Pflanze enthält jedoch auch das hochgiftige Alkaloid Arnicin und darf daher nie innerlich angewendet werden oder auf offene Wunden gelangen. Früher trocknete man die Blätter und rauchte sie als Tabakersatz. Das Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg wählte Arnika wegen ihres teilweise vermutlich noch unentdeckten medizinischen Potentials zur Heilpflanze des Jahres 2001.
5. Baldrian
In einem Tee aus getrockneten Pflanzenteilen steckt ein Stoff, der uns müde macht und die Nerven beruhigt. Baldrian wird nicht nur in vielen Kräutergärten angepflanzt sondern in manchen Gegenden Deutschlands auch auf großen Feldern angebaut. Wild wächst das Kraut an feuchten Flussufern.
6. Rosmarin
Rosmarin ist ein immergrüner Strauch und gehört zu der Familie der Lippenblütler, der über aromatisch duftende, als Gewürz verwendete Blätter verfügt. Rosmarin kommt aus dem Mittelmeergebiet und wird in vielen Gegenden auf relativ trockenen Böden angebaut. Seine linealischen, nadelartigen, dicht stehenden Blätter sind besonders in Italien bereits seit den Römern ein beliebter Würzbestandteil für Fleischgerichte und dafür bekannt, dass sie besonders fette Speisen leichter verdaulich machen. Die Blätter enthalten ein etherisches Öl, das in der Medizin als Stimulans (kreislaufanregendes Mittel) und als Bestandteil von Salben eingesetzt und auch in Parfüms verwendet wird. Im Frühjahr entwickelt der Rosmarin zahlreiche kleine, hellblaue Lippenblüten.
7. Enzian
Enzian ist eine große Familie der Blütenpflanzen mit etwa 1 200 Arten. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in den gemäßigten Klimaregionen, doch kommen einige Arten auch in den Subtropen und in tropischen Gebirgen vor. Sehr auffällig sind ihre meist großen, glockenförmigen Blüten aus meist fünf miteinander verwachsenen Kronblättern, die vorrangig leuchtend dunkelblau gefärbt sind. Es gibt jedoch auch rosafarbene oder gelbe Enziane und solche mit röhrenförmigen Blüten.
Viele Enzianarten sind typische Gebirgspflanzen und auch in Gärten beliebt, wie etwa der Stängellose Enzian. Oft enthalten ihre Wurzeln bestimmte Bitterstoffe und verschiedene Zucker, die medizinisch und zur Gewinnung alkoholischer Getränke verwendet werden. Bekannt ist dafür vor allem der Gelbe Enzian, aus dessen Wurzelstoffen man den bekannten Enzianschnaps brennt.
8. Wilde Malve
Die wilde Malve wächst in sonnigen Unkrautgesellschaften Mitteleuropas. Sie ist ein Stickstoffzeiger. Die Malve hat purpurfarbene Blüten mit dunklen Adern. Die Blätter sind handförmig gelappt. Die wilde Malve wird als Heilmittel bei Husten eingesetzt(hoher Gehalt an Schleimstoffen).
9. Herbstzeitlose
Die herbstzeitlose wächst bei uns in ländlichen Gegenden auf feuchten Wiesen. Wie ihr Name schon verrät, bildet sie ihre blasslila gefärbten, krokusähnlichen Blüten erst im Herbst- im September oder Oktober, wenn die meisten anderen Wiesenkräuter schon verblüht sind und sich langsam auf den Winter vorbereiten. Die Herbstlose ist eine Heilpflanze, die uns zeigt, wie eng die heilende Wirkung mit einem tödlichen Gift verknüpft sein kann. Nicht umsonst machen nämlich die auf der Wiese grasenden Kühe einen großen Bogen um diese hübschen Pflanzen. Das Gift der Herbstzeitlose, das sogenannte Colchicin, kann auch einen Menschen töten- und doch lindert es in winzigen Mengen schlimme Krankheiten wie Rheuma und Gicht.
Auf keinen Fall darf man daher die Herbstzeitlose pflücken und das Kraut, die Samenkörner oder die Zwiebelknolle essen! Nur in pflanzlichen Arzneimitteln, die vom Arzt verschrieben werden, kann es dem Kranken helfen.
10. Knoblauch
Der Knoblauch ist eine Heil- und Gewürzpflanze, die einst aus dem fernen Asien bei uns eingeführt wurde. An der weißen Knoblauchzwiebel, die mehreren dünnen Häutchen umgeben ist, erkennt man, dass die Pflanze eng mit der Küchenzwiebel verwandt ist, aber auch mit Porree und Schnittlauch, bei denen man die grünen Stengel und Blätter verzehrt. Anders als bei uns essen die Menschen in vielen warmen Ländern wie zum Beispiel in Italien und Spanien viel mehr Knoblauch. Solche uralten Essgewohnheiten verraten oft, wieviel die Menschen früher von der Heilwirkung der Pflanzen verstanden: Knoblauchzwiebeln enthalten nämlich ganz bestimmte Stoffe, die zum Beispiel den Darm von gefährlichen Bakterien reinigen. Diese gibt es in warmen Ländern viel häufiger als bei uns. Mit Knoblauch gewürzte Speisen schmecken also nicht nur gut, sondern sind auch sehr gesund. Damit sich die Heilwirkung bemerkbar macht, muss man 2-3 Zehen pro Tag essen. Gegen den unangenehmen Mundgeruch trinkt man ein Glas Milch.
11. Echte Kamille
Keines unserer Heilkräuter wird so oft gebraucht wie die Kamille. Die weißgelben Blütenköpfchen, aus denen der Tee hergestellt wird, enthalten ein aromatisch duftendes Öl, das alle möglichen Entzündungen lindert und Magen und Darm beruhigt. Deshalb tut es gut, bei Bauchschmerzen Kamillentee zu trinken, bei einer Grippe den warmen Dampf zu inhalieren und bei einer Augenentzündung ein mit Kamille getränktes Läppchen auf das kranke Auge zu legen. Leider ist die nützliche Pflanze an unseren Feld- und Wegrändern immer seltener anzutreffen, weil viele Menschen solche "Unkrautstreifen'' unordentlich finden.
12. Echter Lein
Echter Lein stammt vermutlich von einer im südwestlichen Mittelmeergebiet heimischen Art ab. Bei uns wird er seit der jüngsten Steinzeit angebaut. Heute wird er eher selten kultiviert, und nur ganz selten trifft man ihn auf Schuttplätzen verwildert an. Die Leinsamen werden bei bestimmten Brotsorten dem Teig beigemengt. Dank ihrem Schleimgehalt sind sie ein mildes, darmschonendes Abführmittel, äußerlich werden sie in pulverisierter Form als Umschläge bei Geschwüren und Furunkeln angewandt. Für die Umschläge niemals älteres, verschimmeltes oder ranziges Pulver verwenden!
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