Kein Land kennt so strenge Rauchverbote wie die USA, und nirgendwo wird der Streit um die Nikotinsucht so heftig ausgetragen. Hier in Amerika ist eine oft fast fanatische Anti-Rauch-Bewegung in Stellung gegangen gegen millionenschwere Konzerne und deren nimmermüde Rechtsabteilungen.
Die Schlacht, die auf beiden Seiten hinter Reklametafeln vorbereitet wird, könnte darüber entscheiden, ob Amerikaner in Zukunft ihre Zigaretten in der Apotheke kaufen müssen. Denn in dem Streit geht es nicht nur darum, ob Rauchen schädlich ist - das steht auch in den USA längst auf allen Zigarettenschachteln - Industrie und Gesundheitsbehörden streiten um die Sucht.
\"Nikotin macht so süchtig wie Heroin oder Kokain\", meint der Chef des staatlichen Instituts für Drogenmißbrauch. Eine derart strenge Definition von Sucht aber unterscheide nicht mehr zwischen Kaffeetrinken und Crackrauchen, kritisieren die Wissenschaftler der Tabakindustrie. Tabakprodukte sollten unter das Arzneimittelgesetz fallen, Nikotin sei eine Droge, meint der Chef der mächtigen US-Gesundheitsbehörde FDA.
Bei uns in Deutschland ist das noch kein Thema. Die Frage ist: ist Rauchen eine Sucht, lediglich eine Abhängigkeit oder sogar nur ein Vergnügen, das man freiwillig und gerne wiederholt, wie die Hersteller und viele Raucher behaupten?
Rauchen - eine Form des Drogenmißbrauchs? Sind Nikotin und Heroin wirklich vergleichbar?
\"Für die Tabakabhängigkeit gelten grundsätzlich die gleichen Voraussetzungen wie für andere Abhängigkeiten auch - Alkoholabhängigkeit, Heroinabhängigkeit, Kokainabhängigkeit. Der entscheidende Unterschied zwischen der Tabakabhängigkeit einerseits und den übrigen genannten Abhängigkeiten andererseits ist das Fehlen der psychotoxischen Wirkung des Nikotins. Das heißt: der abhängige Raucher verliert nicht seine Persönlichkeit, im allgemeinen verliert er auch nicht seinen Arbeitsplatz, z.B. im Gegensatz zum Alkoholiker.\" [Prof. Klaus Opitz, Pharmakologe, Münster]
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