Dieses Thema habe ich deshalb gewählt da ich selbst sehr gerne abseits der Pisten Ski fahre und jedes Jahr durchschnittlich 109 Menschen durch Lawinen getötet werden. In Österreich sind es durchschnittlich 25 Personen pro Jahr. 90% davon haben die Lawine selbst ausgelöst.
Das Wort Lawine stammt vom rätoromanischen "lawia" dass geht wiederum auf den lateinischen Begriff "labi" zurück der gleitend oder schwebend bedeutet.
Lawinen bedrohen Menschen seit sie Hochgebirge besiedeln oder überqueren. Der kartagische Feldherr Hannibal soll die Hälfte seines 38 000 Mann starken Heeres durch Lawinen verloren haben als er 218 v. Chr. die Alpen überquerte.
Es gibt 4 Faktoren die die Lawinenbildung beeinflussen: Niederschlag (Neuschnee), Wind, Temperatur und die Sonneneinstrahlung.
Im Hochwinter sind ca. 75% aller Lawinenunfälle auf Neuschneezuwachs und Windeinfluss zurückzuführen. Als kritischer Zeitraum sind die ersten beiden Tage nach Schneefall einzuschätzen. Bereits 20 cm Neuschnee führen zu einer trastischen Erhöhung der Lawinengefahr. Der Wind gilt als Baumeister der Lawinen, ab einer Geschwindigkeit von 25km/h transportiert er Schnee. Er verursacht eine seht ungleichmäßige Verteilung des Schnees. Es kommt zum so genannten Hangausgleich (= Mulden werden gefüllt, Rücken freigeblasen). Auf der Windschattenseite (Leeseite) bilden sich dann Triebschneeansammlungen (Wächten) die bei Erschütterungen losbrechen können. Tiefe Temperaturen nach Schneefällen können die Verfestigung der Schneedecke verzögern, dadurch bleibt die Lawinengefahr über längere Zeit bestehen. Steigende Temperaturen vermindern kurzfristig die Festigkeit der Schneedecke, auf längere Sicht jedoch wird die Lawinengefahr jedoch verringert. Im Frühjahr erhöht sich die Lawinengefahr im Laufe des Tages mit zunehmender Erwärmung, weil der Schnee schwer und nass wird. Durch Sonneneinstrahlung werden die Schneekristalle an der Oberfläche verändert das sich bei Neuschnee schlecht auf die Verbindung zwischen Alt- und Neuschnee auswirken kann.
Sobald Schnee den Boden berührt, verändert er sich ständig. Er fällt als sechskantiges Kristall vom Himmel oder als kleines Kügelchen aus der Schneekanone. Doch bald darauf beginnt die so genannte Metamorphose, die Umwandlung des Einzelnen Kristalls in ein Fachwerk aus Schnee. Pulverschnee besteht aus sechsarmigen Schneekristallen, die sich ineinander verhaken und wiegt etwa 100 kg/m³. Schmelzen und Gefrieren im ständigen Wechsel verkleinern die Hohlräume, der Schnee wird immer feuchter und schwerer. Sein Gewicht kann bis zu 500 kg/m³ betragen. Aufgrund der ständigen Veränderung besteht die Schneedecke aus vielen verschieden Schichten, die Grundlage einer Lawine. Zwischen diesen Schichten kann sich eine Rollschicht die z.B. aus lockerem grobkörnigem Altschnee besteht bilden, diese Schicht wirkt dann bei Belastung oder Erschütterung wie ein Kugellager und der Schnee darüber gleitet ab.
Der typische Lawinenhang hat eine Neigung von 25 bis 50°. Unter 25° entwickeln sich innerhalb der Schneedecke nur schwache Zug- und Scherspannungen, die in der Regel keine Lawine ins rollen bringen, doch Ausnahmen gibt es immer. Über 50° wird die Ansammlung von größeren Schneemassen verhindert. Auch an Wind abgewandten Bergseiten (Leeseite) wo sich der Schnee sammelt, Rinnen, engen Bachtälern besteht erhöhte Lawinengefahr.
Auch auf einem nur 10 Meter langen Hang kann eine Lawine entstehen. Eine gute Regel besagt dass man sich an Höchzüge oder Rücken halten soll, wo der Wind den meisten Schnee weggeblasen hat, denn hier besteht die geringste Gefahr dass eine Lawine abgeht.
Lawine entstehen auf verschiedene Weise und entwickeln sich auf ihrer Bewegung ins Tal anders und daher unterscheidet man drei Arten von Lawinen: Schneebrettlawine, Staublawine und die Grund- Nassschneelawine.
In einer festen, vom Wind gepressten Schneefläche brechen Schneebrettlawinen entlang einer scharf verlaufenden Kante an und gleiten auf der darunterliegenden Schneedecke ins Tal.
Schneebrettlawinen erreichen durchschnittlich eine Geschwindigkeit von 80 km/h und ein Gewicht von einigen tausenden Tonnen. Beim Schneebrett bildet sich zuerst ein Riss, dann ein Spalt. Darauf faltet es sich wie ein Tuch auf und bricht schließlich in Blöcken auseinander. Diese Schollen können so groß wie Autos werden. Wenn der Schnee eher trocken und kalt ist, fließt er wie ein feines Pulver. Bereits nach wenigen Sekunden erreicht das Schneebrett aus trockenen Schnee eine Geschwindigkeit von 60 km/h. sobald die Lawine zum Stillstand kommt, wird der Schnee verdichtet hart wie Beton. Schneebretter gelten als typische Touristen- oder Skifahrerlawine. Denn 95 % aller Schneebrettlawinenopfer haben diese selbst ausgelöst.
Die Staublawine bricht meist als Schneebrett- oder Lockerschneelawine los und entwickelt sich im laufe ihrer Sturzbahn zu einer tödlichen Wolke mit einer enormen Zerstörungskraft. Ab einer Hangneigung von 40° und bei einer über Felsen führenden Sturzbahn kann sie vom Boden gelöst auf einem Luftkissen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 350 km/h als feines Schnee- Luftgemische den Berg hinunter rasen. In einem Kubikmeter Luft ist nur sehr weinig Schnee enthalten, verheerend ist aber der dabei erzeugte Luftdruck. Alles, was nicht festgemacht ist, wird mitgerissen. Die Zerstörungskraft entspricht der eines Wirbelsturms jedoch auf einer kleineren Fläche. Für Mensch und Tier sind die Überlebenschancen sehr gering den das Gemisch aus Luft und Schnee presst sich gewaltsam in die Lungen und führt zum Erstickungstod.
Grund- Nassschneelawinen sind große, warme Frühjahrslawinen, die bei Tauwetter losbrechen. Wenn der Schnee weich und nass wird verliert er seine Haftung und fließt als gewaltiger Strom mit oft sehr großem Einzugsgebiet ins Tal. Der schwere Schnee reißt bis zum Grund alles mit sich fort; Bäume, Felsbrocken. Mit einer Länge von mehreren Kilometern kann ihr Druck 30 bis 40 Tonnen aber auch bis zu 100 Tonnen pro m² betragen. Die Geschwindigkeit hingegen ist sehr gering. Im Auslaufgebiet hinterlässt sie naturgemäß einen gewaltigen Lawinenkegel mit bis zu 30 m Höhe.
Da es unzählige Einfluss Faktoren gibt, gibt es die Europäische Lawinengefahrenskala, die die Lawinengefahr in 5 Gefahrenstufen unterteilt.
Stufe 1 Geringe Lawinengefahr eine Lawinenauslösung ist nur bei großer Zusatzbelastung (Skifahrergruppe, Pistenfahrzeug) an sehr wenigen, extremen Steilhängen möglich.
Stufe 2 Mäßige Lawinengefahr Auslösung bei großer Zusatzbelastung vor allem an den angegebenen Steilhängen wahrscheinlich. Es sollten keine Hänge über 40° befahren werden.
Stufe 3 Erhebliche Lawinengefahr eine Auslösung ist bei geringer Zusatzbelastung (einzelne Skifahrer) vor allem an den angegebenen Steilhängen wahrscheinlich. Hänge mit einer Neigung über 35° sollten nicht befahren werden.
Diese Stufe darf nicht unterschätzt werden den 66 % allen Unfälle passieren bei Warnstufe 3.
Stufe 4 Große Lawinengefahr eine Auslösung ist bei geringer Zusatzbelastung an den meisten Steilhängen wahrscheinlich, daher sollte man Hänge mit einer Neigung von über 30° meiden.
Stufe 5 Sehr große Lawinengefahr Lawinen können ohne Zusatzbelastung in mäßig steilem Gelände abgehen. Abseits der Pisten besteht Lebensgefahr!
Die Überlebenschancen bei Lawinenverschütteten (Ganzverschütteten) sinkt mit der Verschüttungsdauer drastisch. Liegt die Überlebenschance bei einer Verschüttungsdauer von 15 Minuten bei 93% sinkt sie bei 45 Minuten auf 26%. Diese Zahlen verdeutlichen dass rasche Hilfe bei einem Lawinenabgang das allerwichtigste ist. Um rasch Helfen zu können ist eine entsprechende Ausrüstung nötig. Ein Verschüttetensuchgerät (dass man auch bedienen kann), eine Schneeschaufel und ein Mobiltelefon. Es nützt nicht wenn in der Jacke Sender eingenäht sind und keiner ein Suchgerät besitzt, dann funktioniert das Mobiltelefon nicht und es gehen wertvolle Minuten verloren.
Zum Schluss noch einige Regeln für Tourengeher und Variantenskifahrer.
1. Gehe nie alleine.
2. Meide nach ergiebigem Schneefall für 3 Tage den Tiefschnee.
3. Pass die Tour den Lawinenlage- und Wetterbericht an und gib dien Tourenziel einer vertrauten Person bekannt.
4. Vergiss nie Lawinen-Verschütteten-Schgerät und Schaufel. Verwende im Tiefschnee Skistopper und keine Fangriemen, halte den Skisstock nicht mit den Händen in der Schlaufe.
5. Verzichte auf Tourenskilauf oder Variantenskifahren ohne vorherige Übung mit dem Lawinen-Verschütteten-Suchgerät, Training mit Bergung und Erster Hilfe.
6. Nur weil bereits unzählige Spuren in den Hang führen heißt es nicht dass keine Lawine abgehen kann.
7. Halte Abstand zu deinen Begleitern so dass höchstens ein Mitglied der Gruppe einem Risiko ausgesetzt ist.
8. Meide den Triebschnee in Mulden und Hängen der Windschattenseite (Leeseite)
9. Benutze zur Abfahrt die Aufstiegsroute, wo dir Schneeverhältnisse und Gelände bekannt sind.
10. Folge deinem Instinkt, sag im Zweifel immer NEIN!
"Risiko gehört zum Bergsteigen. Aber ich steige nicht um Umzukommen. Deshalb braucht es die "Disziplin des Risikos" als Gegengewicht zum Ergeiz. Disziplin heißt Einschränkung."
(Reinhold Messner)
Ich hoffe euch den Spaß am Tiefschneefahren nicht genommen zu haben aber es sollte sich jeder des Risikos bewusst sein dass er eingeht um das fantastische Gefühl des Tiefscheefahrens zu erleben. Vor allem die Hinweise bei den Lawinenwarnstufen, die auf die Hangneigung hinweisen sollten unbedingt beachtet werden, denn seit 1993 hätten dadurch 85% aller Unfälle vermieden werden können.
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