Der Sport eignete sich gut für Fotoreportagen. Nicht nur das wachsende Interesse einer sportlich gewordenen Generation der Dreißiger Jahre, sondern auch die öffentliche Anteilnahme breiter Schichten, förderten die Berichterstattung durch die gleichzeitig aufkommenden illustrierten Zeitungen.
Der Sport zeigt eine Bewegungsvielfalt junger Menschen besonderer Art, dazu die Dramatik in der kämpferischen Begegnung, Spannung, Konzentration und Körperbeherrschung. Auch das hat der Livefotografie seit jeher reizvolle Aufgaben gestellt. Die Kunst des besonderen Augenblicks konnte in solchen Abläufen Höhepunkte finden.
Es gab in der Technik wichtige Entwicklungen für diese Art von Fotografie: der bewegliche Kleinbildapparat, die lange Brennweite, die höchste Filmempfindlichkeit für extrem kurze Zeiten und schließlich den Elektroblitz. Dieser Apparat war aber nur Mittel zum Zweck, denn erst durch die Hand des intuitiv eingreifenden Fotografen gelingt mit dem Gerät die Aufnahme, die auch fasziniert.
Man begann schon mit der Möglichkeit, Momentaufnahmen zu machen, sportliche Bewegungsbilder herzustellen. Die frühen Dokumente aus dem 19. Jahrhundert wirken heute kurios und doch handelt es sich dabei um einen ungemein wichtigen Schritt - für den Sport, für das Erkennen von Bewegungsabläufen und schließlich für den daraus abgeleiteten Laufbildfilm.
Früher machte man Bewegungsbilder in Phasenserien. Anhand dieser Bilder konnte man den optimalen Augenblick erkennen. In jedem Ablauf gibt es nur einen Bruchteil, der optimal ist. Dies muß ein Sportfotograf beherrschen. Jede Bewegung besitzt einen Anlauf, einen Höhepunkt und einen Auslauf. Es geht um diesen Höhepunkt, der entscheidende Wendepunkt, der im Bruchteil der Sekunde eine Aufhebung der Kräfte, völlig entspannte Ruhe zeigt - er ist der klassische Punkt, um Schönheit der Bewegung einzufangen. Demgegenüber steht das andere Ziel, Bewegung, Dramatik im Augenblick der höchsten Kraftanstrengung zu zeigen.
Die Meisterschaft des Sportfotografen besteht darin, den Moment des Höhepunktes oder den der größten Kraftanstrengung festzuhalten. Im Vorteil sind Fotografen, die selbst aktiv Sport betrieben haben, und Bewegungsabläufe in ihrem Rhythmus geradezu intuitiv folgen können.
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