Schwingt nun die Perilymphe, so schwingt auch der ganze häutige Schneckengang zwischen den beiden Treppen in der Frequenz der Töne minimal mit. Dabei hat die Reißnersche Membran ihr Schwingungsmaximum limbusnah ( limbus, der Saum), während die Basilarmembran ihres limbusfern hat (siehe Abbildung).
Genau in der Verbindungslinie dieser Maxima liegt die Oberfläche des Cortischen Organs.ii Dort kommt also auch die maximale Schwingung zusammen, wo die Sinneshärchen liegen.
Die Orte der größten Ausschläge sind durch Pfeile gekennzeichnet.
Die Fähigkeit des Gehörs, bestimmte Frequenzen einzeln wahrzunehmen, resultiert aus der Tatsache, daß nur bestimmte Abschnitte der Schnecke für bestimmte Frequenzen zuständig sind. Die früher von Helmholtz initiierte Resonanztheorie ist allerdings falsch.ii Er glaubte, die Basilarmembran sei fest gespannt und so würden bestimmte Abschnitte je nach entsprechender Tonfrequenz isoliert schwingen. (Selbst in einer Publikation aus dem Jahr 1988 fand ich noch diese Theorie: Rainer Felix; Geräusch, Klang, Musik - Ein spektraltheoretischer Zugang; Minerva Publikation München 1988). Aber die Basilarmembran ist nicht fest gespannt, sondern ist ein praktisch spannungsfreies Häutchen.
In der Spitzenwindung der Schnecke werden die tiefsten Töne (von etwa 16 Hz an, das ist der Ton C2), in der Basalwindung (Grundwindung) die höchsten (ausnahmsweise bis zu 21000Hz, das ist der Ton e7) rezipiert. Die Nachgiebigkeit der Basilarmembran steigt sehr schnell mit wachsendem Abstand vom Ovalen Fenster und dementsprechend fällt ihre Elastizität in dieser Richtung ab. ii Deshalb werden je nach Schwingungszahl verschiedene Stellen der Basilarmembran verschieden stark erregt. Die hochfrequenten Schwingungen versetzen, da sie nur auf die weniger nachgiebige Basilarmembran wirken können, diese in der Nähre des Ovalen Fensters in Eigenschwingung. Die niederfrequenten Schwingungen bewirken dies in steigend größerem Abstand vom Ovalen Fenster. Bei einem Klang oder Geräusch werden also verschiedene Abschnitte der Basilarmembran in Schwingung versetzt. ii
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