Die Triebfeder für die Forschung war und ist das Wissen, dass aus einem Fingerhut voll flüssigem schwerem Wasserstoff gleich viel Energie gewonnen werden könnte wie aus 20 Tonnen Kohle. Wir leben in einer Zeit, in der, der Grossteil des Weltenergiebedarfs durch fossile Energieträger, wie Erdöl, Erdgas und Kohle gedeckt wird. Die Zeit, in der diese Vorkommen erschöpft sein werden, rückt jedoch mit Riesenschritten näher. Experten rechnen damit, dass innerhalb der nächsten 50 Jahre diese Ressourcen aufgebraucht sein werden. Doch wie wird dann der stetig steigende Energiebedarf der Weltbevölkerung zu stillen sein?
Bis vor kurzem sah man die Energiegewinnung aus der Kernspaltung als das Zukunftsmodell. Doch spätestens nach Tschernobyl im Jahre 1986 wurden die Mängel dieser Energiegewinnung deutlich. Es sind aber nicht alleine Sicherheitsrisiken, die diese Methode fragwürdig erscheinen lassen. Der amerikanische Physiker R. F. Post hat durch Berechnungen herausgefunden, dass in einem AKW mit einer Leistung von 1000 MW pro Woche langlebige radioaktive Spaltprodukte mit einer Gesamtaktivität von 20 Atombomben des Typs, der auch über Hiroshima abgeworfen worden war, frei würden. Würde man also den gesamten Energiebedarf der USA durch Kernkraftwerke stillen, entstünde wöchentlich mehr Radioaktivität als bei 5000 Atombomben.
Neben eher unbekannten Formen der Energiegewinnung, wie zum Beispiel Biomasseverbrennung, wird die Wind-, Wasser- und Sonnenenergie als die "sauberste" Methode der Energiegewinnung gesehen. Doch der Traum vieler Wissenschaftler ist seit Mitte des 20. Jahrhunderts die Energiegewinnung durch Kernfusion.
Die Vorteile liegen auf der Hand. Neben einem gewaltigen Energiepotential punktet diese Technologie durch verschwindend geringe Strahlenbelastung im Gegensatz zur Kernspaltung und der Verwendung des Rohstoffs Wasser, welcher auf der Erde im Überfluss vorhanden ist.
Bei dem Fusionsbrennstoff handelt es sich um Deuteriumoxyd - besser bekannt unter der Bezeichnung "schweres Wasser" - dessen natürlicher Anteil im Wasser 0,02 Prozent beträgt. Auch die Gewinnung ist verhältnismäßig billig. In einem solchen Kraftwerk könnten in der Zukunft aus einem Gramm Brennstoff ca. 90 000 kwh erzeugt werden. (= 11t Kohle) Der Energiegehalt des Deuteriums ist wiederum noch etwa zehnmal größer als der des spaltbaren Urans (U235). In einem Liter Wasser steckt auf Grund seines Deuterium-Gehalts genauso viel Energie wie in 300 Liter Benzin. Ein Kubik- Kilometer Meerwasser würde genügen, um den gegenwärtigen Energiebedarf Europas tausend Jahre lang zu decken. Selbst wenn der Energiebedarf der Menschheit um das Tausendfache ansteigen sollte, könnte der Energievorrat, welcher im Deuterium-Gehalt der Weltmeere schlummert, nicht in 100 000 000 Jahren aufgebraucht werden. Darum kann man die kontrollierte Kernschmelzung als Endlösung aller Energieversorgungsprobleme bezeichnen. Wenn sie gelingt, wäre sie fortan und bis zum Ende eines zivilisierten menschlichen Daseins auf der Erde die Energiequelle schlechthin.
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