Aber Stephenson wußte, daß nicht nur technisches Können einen guten Erfinder ausmacht. Man muß auch für seine Ideen kämpfen, um sie durchzusetzen, was ihm auch gelang.
So zum Beispiel beim Bau der Strecke von Liverpool nach Manchester, wo man, in unbegründetem Mißtrauen gegenüber der Lokomotive als Zugmaschine, wieder auf Pferde oder ortsfeste Seilwinden umsteigen wollte. Doch Stephenson kämpfte für die Lokomotive. Nach vielen Verhandlungen wurde schließlich ein Kompromiß verabschiedet, und im Oktober 1829 wurden Lokomotivfabriken eingeladen, am Rainhill, einen Streckenabschnitt bei Liverpool, die Zuverlässigkeit ihrer Loks unter Beweis zu stellen. Ein erster Preis von 500 Pfund wurde für die beste Lokomotive ausgesetzt, die das Dreifache ihres Eigengewichtes über eine Strecke von 112 km mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 km/h ohne Halt befördern konnte.
Drei Lokomotiven wurden für den Wettbewerb gemeldet: die Novelty (Abb. 12), gebaut von John Braithwaite und John Ericsson, die Sans Pareil von Timothy Hackworth und die von George und seinem Sohn Robert Stephenson entworfene Rocket (Abb. 11). Die Sans Pareil erntete viel Lob bei den Zuschauern durch ihre hohe Geschwindigkeit von 54 km/h, im Vergleich zur Rocket die auf 46 km/h kam, und der Novelty, die es nur auf 27 km/h brachte, andererseits aber den geringsten Treibstoffverbrauch vorweisen konnte. Die Probleme der Sans Pareil und der Novelty waren jedoch die zahlreichen Pannen während des Wettbewerbs.
Hingegen meistere die Rocket die vierzig Streckentests ohne Schwierigkeiten. In Zuverlässigkeit und Durchführung wurden die anderen Wettbewerbsteilnehmer von der Stephensonschen Lokomotive deklassiert. Die letzten Zweifel der großen Skeptiker waren nunmehr beseitigt. Die fortschrittliche Rocket war die erste Lok, die alle fundamentalen Eigenschaften vereinte, die ein Jahrhundert lang von einer Dampflokomotive verlangt wurden. Zusammen mit dem Preis von 500 Pfund genossen die Stephensons den Ruf, die besten Lokomotivbauer der Welt zu sein. Nun stand der Eröffnungsfahrt der Liverpool & Manchester Railway nichts mehr im Wege.
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