Die gesamte Glasgeschichte ist von dem Bemühen einzelner geprägt, Fertigungsverfahren und Produkt zu vervollkommnen und weiterzuentwickeln. 1679 faßte Johann Kunckel (1630-1703), Leiter der von Friedrich Wilhelm von Preußen bei Potsdam errichteten Glashütte, Überlieferungen und eigene Erfahrungen in seinem Handbuch \"Ars vitraria experimentalis\" zusammen, das bis ins 19. Jh. als wissenschaftliche Grundlage deutscher Glasmacherkunst anerkannt war.
In München vertiefte sich Joseph Fraunhofer (1787-1826), Sohn eines Glasmeisters und gelernter Spiegelmacher, in die Technologie des Glases. Nach mannigfachen Versuchen gelang ihm die Erzeugung von Gläsern für leistungsfähige optische Geräte. Seine Fernrohre und Mikroskope waren berühmt. 1823 wurde er Professor der Physik und später in den Adelsstand erhoben.
1676 entwickelten englische Glasmacher Bleikristall. Durch Zusatz von Bleioxid erhielt man ein Glas von hoher Brillanz und reinem Klang, das sich für reichen Schliff eignete. Auf dem Kontinent setzte es sich erst 100Jahre später durch. Sehr reines Bleikristall diente als Flintglas optischen Zwecken.
Vermehrte Förderung von Stein- und Braunkohle machten die Glashütten vom Holz unabhängig. Die Standorte der Glashütten waren nicht länger an das waldreiche Mittelgebirge gebunden, sondern konnten in verkehrsmäßig erschlossene Gebiete verlegt werden. Der seit Urzeiten benutzte Hafenofen, in dem die Glasrohstoffe in einzelnen keramischen Gefäßen, den Häfen, geschmolzen wurden, reichte für die Massenerzeugung nicht aus. Die Erfindung des Wannenofens mit einem Fassungsvermögen von bis zu mehreren hundert Tonnen ermöglichte die kontinuierliche Fertigung und den Einsatz von Maschinen. Die Ofentechnik wurde durch das Regenerationsverfahren, bei dem die Abluftwärme des Schmelzofens das Heizgas und die Frischluft vor der Verbrennung erhitzt, so dass der Sauerstoff besser genutzt werden und höhere Schmelztemperaturen erzielt werden können. von Grund auf verbessert.Kurz vor 1900 erfand der Amerikaner Michael Owens (1859-1923) die automatische Flaschenblasmaschine, die nach der Jahrhundertwende auch in Europa eingeführt wurde. Etwas später waren Verfahren zur maschinellen Herstellung von Flachglas verfügbar, ohne die der rasch wachsende Bedarf an Bauglas nicht hätte gedeckt werden können. Für den 1851 von Paxton in London zur Weltausstellung erbauten \"Kristallpalast\" wurden 300.000 genormte Glasscheiben als Wandelemente verbaut.
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