50 Jahre hat die Industrie an der Atomenergie
gebastelt und Milliarden von Dollar in diese
Technologie gepumpt. Trotz allem deckt die
Atomenergie nur fünf Prozent des globalen
Energiebedarfs; ihre Risiken und Gefahren sind
unermeßlich. Die Katastrophe von Tschernobyl
verstrahlte über 100.000 Quadratkilometer Land und
machte es unbewohnbar. Die Atomindustrie gibt die
Anzahl der Strahlentoten allein in der Ukraine mit
6000 bis 8000 an, aber unabhängige Stellen gehen
von deutlich höheren Zahlen aus. Bei den
Unfallbekämpfungsmaßnahmen waren über 600.000
Katastrophenhelfer im Einsatz. Nach offiziellen
Angaben kostete der Unfall die Sowjetunion von 1986
bis 1989 insgesamt 9,2 Milliarden Rubel (das sind
nach alter Berechnungsgrundlage umgerechnet 200
Milliarden Mark). In der Bundesrepublik gab es im
Zeitraum 1990 bis 1992 691 \"meldepflichtige
Ereignisse\" (Behördendeutsch für \"Störfälle\").
Diese Zahl läßt ahnen, wieviele \"Ereignisse\" es
weltweit gegeben haben mag. Wiederaufarbeitung und
\"Entsorgung\" von atomarem Abfall sind gefährlich,
teuer und nutzlos; die Entsorgung ist noch heute
ungeklärt. Boden aus der Nähe der
Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) in Sellafield,
England, ist so verstrahlt, daß er 34.000 mal
soviel Plutonium enthält wie deutscher Ackerboden.
In WAAs wie Sellafield oder dem französischen La
Hague funktioniert die \"Abfallbehandlung\" nicht
nach Plan. Die Anlagen werden daher zu
Zwischenlagern für in- und ausländischen Atommüll.
Die Entsorgung radioaktiven Mülls ist 50 Jahre nach
Einführung der Atomenergie ungelöst. Das hindert
die Industrie jedoch nicht daran, Jahr für Jahr
weltweit 150.000 Kubikmeter kontamimierte Abfälle
wie Kleidung, Werkzeuge, Flüssigkeiten etc. zu
produzieren; dazu kommen noch pro Jahr 10.000
Tonnen abgebrannte Brennelemente. Bis zur Mitte des
nächsten Jahrhunderts werden schätzungsweise
450.000 Tonnen abgebrannter Brennelemente anfallen.
Bislang wurden weltweit nahezu 900 Tonnen Plutonium
produziert - für eine Atomwaffe reichen sieben bis
neun Kilogramm. Überhaupt ist der Gedanke einer
\"friedlichen\" Nutzung der Atomkraft reine Fiktion:
In einer 1990 erschienen Studie der amerikanischen
Carnegie Friedensstiftung heißt es: Ohne die Hilfe
westdeutscher Firmen \"wäre Pakistan heute nicht in
der Lage, Atomwaffen zu produzieren, wäre Indiens
nukleares Potential weitaus kleiner und besäßen
weder Argentinien noch Brasilien die Fähigkeit zur
Herstellung spaltbaren Materials\".
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