Von Pragmatismus bzw. Pragmatik ist heute in vielen Bereichen zunehmend die Rede, aber als Philosophie ist er noch weitgehend unbekannt oder sogar ausdrücklich abgelehnt. "Pragmatismus" steht im üblichen Sprachgebrauch etwa für "Praktikalismus" oder "Tagwurstelei" im negativen Sinn, oder für "ideologiefreien Aktivismus" im positiven Sinn, somit für die Abwehr jeder philosophischen Reflexion. Ebenso wird er trivial als die entsprechende Philosophie einer eindimensionalen Zweck-Mittel-Beziehung gedeutet. Einen Überblick über den tatsächlichen Gehalt des Pragmatismus als Philosophie soll diese Arbeit geben.
Obwohl sich Ansätze pragmatischen Denkens schon bei Francis Bacon, bei Hume, in gewissem Sinne auch bei Kant feststellen lassen, entstand der Pragmatismus als philosophische Schule, die die Unterwerfung der Theorie unter praktische Kriterien proklamiert, in Amerika, wo er von Ch. S. Peirce, W. James, G. H. Mead, J. Dewey repräsentiert wurde. In Europa wurden pragmatische Auffassungen von Ferdinand Canning Scott Schiller (1864-1937), Wilhelm Jerusalem (1854-1923) und Wilhelm Ostwald (1853-1932) vertreten, die aber nicht so stark wirkten wie die vorher Genannten. Deutlich ist der Einfluss pragmatischer Auffassungen beim späteren Ludwig Wittgenstein, obwohl dieser gewöhnlich nicht als Vertreter des Pragmatismus gilt.
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