Es kam die Frage auf, wie nun die Oper nach Wagner und Verdi aussehen sollte. Die Antwort darauf wurde durch den sogenannten Verismo gegeben. Dieser Begriff entsprach zunächst etwa ab 1880 dem des Naturalismus in der bildenden Kunst, im Sprechtheater und in der Literatur. In der Oper markierte er eine notwendige Reaktion auf Wagners Musikdrama, auf Verdis Schöngesang und auf die Tragedie lyrique der Franzosen. Im Zuge dieses neuen Trends traten an die Stelle der Götter und Helden nun Alltagsfiguren, Menschen aus niederen sozialen Schichten. Die Zeit der Handlung rückte näher an die Gegenwart, gesellschaftliche Probleme wurden angesprochen und Verhältnisse ohne Glorienschein gezeigt. Um dies durchzuführen bediente sich der Verismo krasser Handlungselemente und schreckte auch nicht vor Brutalität zurück.
Mit dem Verismo entstand auch ein neuer Sängertypus: Nicht mehr allein die vollkommene Beherrschung der schönen Stimmen wurde gefordert, sondern zusätzlich Dramatik, großes Stimmvolumen und Ausdruckskraft.
Früheste Anklänge des Verismo zeigten sich schon bei Verdis "Rigoletto" oder "La Traviata".
Der erste herausragende Komponist des Verismo ist Pietro Mascagni (1863-1945) mit "Cavalleria rusticana". Die Musik ist aggressiver als zuvor und auch viel unbekümmerter. Der Orchestersatz ist einfach, es gibt das typische symphonische Zwischenspiel, und an die Stelle einer edlen Liebesszene treten zwei regelrechte Hass- Duette.
Ruggiero Leoncavallo (1858-1919) ist der zweite herausragende Komponist des Verismo.
Auch wird Giacomo Puccini (1858-1924) als veristischer Komponist angesehen. Puccini hat für das 20. Jahrhundert eine große Bedeutung. Einige seiner Werke sind: "Le Villi"; "Edgar"; "Madame Butterfly"; "La Boheme"; "Tosca"......
|