Ich referiere heute über die jiddische Musik. Im ersten Teil des Referats werde ich kurz auf die jüdische Geschichte und die Entwicklung der jiddischen Sprache eingehen. Der zweite Teil soll einen kleinen Einblick in die jiddische Musik und Folklore geben.
Die Juden wurden schon seit dem 1.Jahrhundert n. Chr. verfolgt. Damals nahmen die Römer Jerusalem ein und die dort lebenden Juden verstreuten sich bis nach Spanien, wo sie unter dem Einfluß der Mauren einige 100 Jahre friedlich leben konnten. Im Laufe des Mittelalters aber kam der Haß auf die Juden von Seiten der katholische Kirche immer stärker auf. So wurden zum Beispiel während der Kreuzzüge von denen am Rhein ansäßigen Juden mehr als 12000 getötet. Papst Innozenz III. befahl, daß Juden sich von der katholischen Bevölkerung abheben mußten, nur verachtete Berufe ausüben durften und in Ghettos, von den Juden "shtetlach´" genannt, leben sollten. Der Höhepunkt dieser konsequenten Judenverfolgung wurde während der NS-Zeit erreicht.
In den Ghettos entwickelte sich be den Juden, dadurch daß sie zur übrigen Bevölkerung meist keinen Kontankt hatten, das sogenannte "Juden-Teutsch". Es entstand aus dem Mittelhochdeutschen durch den Einfluß des Hebräischen und aramäischen aus der Bibel und dem Talmud. Während der Vertreibung nach Ost-Europa flossen in das Juden-Teutsch auch slawische und litauische Merkmale mit ein. In den entstandenen jüdischen Siedlungen entwickelte sich die Jiddische Sprache, die sich der hebräischen Quadratschrift bedient und meist nur vom einfachen Volk benutzt wurde, während Gelehrte sich mit der hebräischen Sprache verständigten.
Sie schönsten jiddischen Lieder stammen von den Chassidim, die dem Chassidismus, einer jüdisch-religiösen Bewegung mit der Lehre Gott durch ihre Lebensfreude, dem Gesang und dem Tanz auch während des Gottesdienstes und nicht durch die starre intellektuelle Haltung der katholischen Kirche zu ehren, treu waren. Ursprüglich enthielten deren Lieder keinen Gesang, weil für sie die Melodie das alleinige Fließen der Seele zu Gott darstellte und Worte dabei nur hinderlich gewesen wären. Diese Liedform heißt Nigun. Sie wurde meist durch die Improvisation von Tonsilben vorgetragen Im Laufe der Zeit wurden zu den Liedern der Chassidim auch Texte verfasst. Die Hora, der israelische Nationaltanz, der auf dem Balkan sehr weit verbreitet ist, eignet sich als Tanz für die Nigunim sehr gut. Die Chassidim trugen ebenfalls, wenn auch ungewollt, zur Bereicherung der jiddischen Folklore bei, da auf sie, sie wurden spöttische auch "Wunderrabbis" genannt, Spottlieder, oft mit deren eigenen Melodien gedichtet wurden. Einige jiddische Lieder wurde auch von deutschen Volksliedern, die sich über Jahrhunderte hinweg erhalten haben, beeinflußt. Jiddische Lieder bedienen sich oft einer Tonart, die der Phrygischen sehr ähnlich ist. Aber leider kann man nicht genau sagen welchen Einflüssen die jiddische Musik ausgesetzt war. Hierzu gibt es zwei Thesen.
Die erste sagt aus, daß der jüdisch vorchristliche Tempelgesang über viele Jahrhunderte hinweg erhalten blieb. Die zweite und meiner Meinung nach wahrscheinlichere These beschäfftigt sich mit der übermäßigen Sekunde in der jiddischen Tonleiter, die ebenso im Orient, in der Ukraine oder auch bei den Mauren vorhanden ist. Bei den zahlreichen Wanderungen der Juden durch diese Gebiete könnte diese eigenartige Tonart von den jüdischen Sängern und Musikern gehört und aufgegriffen worden sein.
So wie die jiddischen Lieder damals vom Klesmer gespielt wurden, werden sie auch heute noch von den wenigen Überlebenden, die der jiddischen Sprache mächtig sind, oder auch von jungen jüdischen Musikern in den USA, die die alten Traditionen wieder aufgegriffen haben und von "gojem", also Nichtjuden, die von der Eigenart des jiddischen Volkslied fasziniert sind, gespielt.
Die jiddischen Lieder handeln meist von Flucht, Vertreibung und Trennung, sollten aber gleichzeitig neue Hoffnung und Kraft geben.
Wie im Lied "Sog nischt kejnmol", daß zur Hymne der jüdischen Partisanen, die gegen die SS kämpften, wurde. Das Lied sag aus, daß, wie weit auch immer die Juden voneinander getrennt sind und wieviel jüdisches Blut noch fließen wird, sie sich zur Wehr setzen, bis die Qual ein Ende hat und, wie es im Lied heißt "die Morgensonne das "Heute" vergolden und das "Gestern" mit dem Feind verschwinden wird. Dieses zusammengehörigkeitsgefühl wird auch noch in vielen anderen jiddischen Liedern aus dieser Zeit gezeigt und wurde durch dir zusammen durchlebte Qual in den "shtetlach" gestärkt.
Quellen:
-bsv Musicassette 10
-"Moishe, nem dem fidel" aus der Reihe "Musik der Völker" im Bayerischen Rundfunk
-Bertelsmann Universallexikon
Begriffe:
Hora:
-israelischer Nationaltanz
-weite Verbreitung auf dem Balkan
-wird meist auf die Melodie von "Hava nagila" getanzt
Nigun:
-Plural:Nigunim
-textlose Melodie
Phrygische Tonart:
-benannt durch die Landschaft Phrygien in Kleinasien
-Halbtöne zwischen 1./2. und 5./6. Stufe der Tonleiter
-Tonleiter ohne Vorzeichen e,f,g,a,h,c,(d,e)
Klesmer:
-jiddischer Spielmann
-Aussprache:klesnach´
shtetlach:
-Ghetto
-Aussprache:schtetlach
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