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musik artikel (Interpretation und charakterisierung)

Stile

Tanz

Jazz

Geschichte des jazz


1. Konzert
2. Jazz

- Um 1890 entstand der Ragtime, bei dem zwar noch nicht improvisiert wurde, der aber bereits auf rudimentäre (unausgebildete, verkümmerte) Weise swingte. Das wahrscheinlich bekannteste Stück aus dieser Periode ist "The Entertainer" von Scott Joplins. Bereits weniger kompositorisch und damit Jazz mäßiger spielte Jelly Roll Morton in New Orleans der von sich selbst behauptete im Jahr 1902 den Jazz erfunden zuhaben.



- Somit ergab sich auch um 1900 den New Orleans Jazz. Mit New Orleans Jazz bezeichnet man eine archaischste (frühzeitige, ursprüngliche) Form des eigentlichen Jazz, der von 1900 bis 1930 existierte aber um 1940 am Ende der Swing- Ära und nahe der Geburtsstunde des Bebop eine Renaissance erlebte. -



- In der Zeit zwischen 1900 und 1930 gab es außerdem noch den Dixieland Jazz, der praktisch die "weiße" Variante des New Orleans Jazz darstellt. Er zeichnet sich durch gefällige Instrumentierung und gängige Melodien aus. Er wird kurz auch Dixie genannt.



- Gefolgt wurde der Dixie von dem Chicago- Jazz.

Der Chicago Jazz stellt eine eigenständige Stilrichtung innerhalb der Entwicklung des Jazz dar. Zu Beginn der 1920er Jahre waren viele schwarze Musiker aus New Orleans nach Chicago gekommen u.a. King Oliver , Jelly Roll Morton und Louis Armstrong.

Einige Schüler und Studenten aus der weißen Mittelschicht, die in der Southside Chicagos den New Orleans Jazz hörten, fingen an ihre schwarzen Vorbilder zu kopieren, wobei sie einen eigenen Stil entwickelten. Dieser ist geprägt von einer stärkeren Bedeutung des einzelnen Solos (im Gegensatz zur Kollektivimprovisation im frühen New Orleans Jazz), der zunehmenden Bedeutung des Saxophons, und insbesondere von einer gewissen emotionalen Zurückhaltung beim Spiel, wodurch der Chicago Jazz als einer der Vorläufer des Cool Jazz gilt. Auch Bezüge zur Romantischen Musik des 19. Jahrhunderts lassen sich herstellen.



- Gefolgt wurde der Chicago Jazz von dem Swing.

In den dreißiger Jahren war der Jazz ein wichtiger Bestandteil im Leben des Mittelstands-Amerikaners. Dank Präsident Roosevelt konnte die Depression als überwunden bezeichnet werden, und man durfte mit Zuversicht in die Zukunft blicken. Wer jung war sah den Augenblick gekommen, sich zu amüsieren. Die von einem Klima der Resignation geprägten Lieder vergangener Jahre verschwanden. Sie machten einer kurzweiligen, heiteren und anregenden Musik, die man als \"Swing\" bezeichnete, Platz. Das Bemühen, den Jazz besser an den Mann zu bringen machte es notwendig, einige seiner Charakteristiken zu opfern. Der Getto-Geschmack, die Unbefangenheit und die Offenherzigkeit, die früher Musik des berüchtigten Chicago kennzeichneten, wurden wegrationalisiert. Die Swing-Musik war immer Unterhaltungsmusik. Ein weit verbreitetes Konsumprodukt, perfekt zugeschnitten und funktionell.

Die bedeutenderen Orchester jener Zeit wurden von Leuten wie Duke Ellington, Fletcher Henderson, Count Basie und Louis Armstrong geleitet. Die Swingorchester waren gefällig anzuhören und anzusehen. Alle ihre Mitglieder trugen elegante Uniformen, und ihr Leader zeigte sich nicht selten im Frack. Jede Band hatte ein großes Gefolge von Fans. Das Radio übertrug dauernd ihre Musik, häufig direkt aus den Tanzsälen, und die großen Hotels hielten sich solche Orchester regulär in ihren Sälen. In diesem Sälen wurden auch sogenannte \"Battles\" veranstaltet. Dabei traten jeweils zwei Bands gegeneinander an, um zu sehen wer punkto Lautstärke und Virtuosität obenauf schwang. Für die Leute war der Besuch eines solchen Anlasses überaus aufregend; vor allem an Samstagabenden, die jeweils erst am nächsten Morgen um 8 Uhr, mit dem sogenannten \"Breakfast-Dance\" endeten.

Eine weitere bemerkenswerte Erscheinung dieser Tage war jene der sogenannten Taxi-Girls. Sie standen in den Sälen jeweils in den Ecken und tanzten mit jedem, der ihnen zwei Dimes gab drei Tänze. Des Weiteren wüteten in jedem Tanzlokal die \"Jitterbugs\". Diese waren ein party- und tanzwütiges Volk, das nur sehr schwer im Zaum zu halten war. \"Jitterbugs\" waren eine Art Urahnen der \"Raver\" der neunziger Jahre. Bei vielen Konzertveranstaltern und Musikern waren sie höchst unbeliebt, da sie mit ihrer Ausgelassenheit und ihrem Übermut andere, ruhigere Musikfreunde vertrieben, und für allerlei Unannehmlichkeiten sorgten. Gleichzeitig waren die Orchesterleiter aber auch Abhängig von ihnen: Die \"Jitterbugs\", die sich oft einem bestimmten Orchester anschlossen, es als \"ihr\" Orchester auserwählten und diesem überallhin folgten, kannten sämtliche Arrangements, alle Solisten und den Stil des auserkorenen Orchesters schon nach wenigen Noten. Oft wurden die Musiker, wenn sie vor einem Konzert aus dem Bus stiegen, von einem ganzen Rudel ihrer Anhänger empfangen, die ihnen begeistert Autogrammzettel hinstreckten. Erst durch diesen Umstand erreichten viele Orchesterleiter Starstatus.

Oftmals wurden Orchester auch in Theatern vorgeführt. Am Broadway gab es hierfür das \"Paramount\" und das \"Strand\", in Harlem das \"Appollo\". Zwischen den Musikshows wurde oft auch ein Film gezeigt, der im Eintritt inbegriffen war. Am Abend des 16. Januar 1938 öffnete gar die ehrwürdige Carnegie Hall ihre Tore für den Jazz. Im Vordergrund stand das Benny Goodman Orchestra. Für diesen Anlass engagierte der Leader weitere bekannte Gastsolisten wie zum Beispiel Count Basie, Lester Young, Johnny Hodges, Cootie Williams, Buck Clayton und Harry Carney. So wurde dieser Abend zu einem der bedeutendsten Ereignisse der Swing-Ära. Der Kritiker Olin Downes schrieb dazu Folgendes: Immer häufiger wurden auch \"Swing-Carnevals\" veranstaltet, bei denen bis zu 25 Bands auftraten. Dies waren quasi die Vorläufer der Riesen-Festivals, die später in Europa veranstaltet wurden, wie zum Beispiel jenes in Montreux am Genfersee. In den Jahren als der Swing König war, öffnete an der 52. Strasse in New York ein Jazzclub nach dem anderen, bis die Strasse, die zwischen der 5th und der 6th Avenue liegt, nur noch als \"Swing-Street\" bezeichnet wurde. Diese Clubs waren meist nur Mitgliedern zugänglich. Im Onyx, einem der bekannteren Läden, wurde man der Legende nach nur eingelassen, wenn man dem Türsteher \"Ich bin vom Lokal 802\" zuraunte. Lokal 802 war nichts anderes als die New Yorker Abteilung der Musikergewerkschaft.

Die Musik, die in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre gespielt wurde, unterschied sich stark von der Musik, die in den Hotelsälen und Theatern in New York, Los Angeles und Chicago gespielt wurde. Sie war schwärzer, und es war keine zum Tanzen bestimmte Musik. Eine der Bands, die damals am besten ankam, war jene von John Kirby, einem Kontrabassisten. 1937 trat dieser Gruppe eine Sängerin aus Pittsburgh, Maxine Sullivan bei, die später einmal Frau Kirby werden sollte. Eine andere bedeutende Sängerin des Jahrzehnts war Billie Holiday. Sie sang viele Jahre lang in den Bars und Clubs der 52nd Street und wurde so die unangefochtene Königin der \"Swing Street\"

Gegen Ende des Jahrzehnts fingen einige Orchester wie zum Beispiel jene von Woody Herman, Glenn Miller oder Charlie Barnet an, sich erst richtig durchzusetzen. Aber als in Europa der Krieg ausbrach, erlebte der \"Swing-Craze\" seine letzten Aufwallungen. Die Bandbesetzungen wurden höchst unbeständig, da viele Musiker in die Armee eingezogen worden. Außerdem löste die rasante Ausdehnung der Kriegsindustrie eine Völkerwanderung in die großen Industriezentren wie Detroit aus. Dort wurden jetzt anstelle von Autos Panzer und Jeeps produziert. Die Gettos in den Städten füllten sich, kochten über und explodierten schließlich. Vielerorts kam es zu schweren Zusammenstössen zwischen der schwarzen und der weißen Bevölkerung. Einer der schwersten Tumulte ereignete sich in Detroit in einem Getto, das ironischerweise \"Paradise Valley\" genannt wurde. Als der Aufstand gewaltsam beendet wurde zählte man 34 Todesopfer. 25 von ihnen waren schwarz. Der Sachschaden überstieg zwei Millionen US-Dollar. Das einzige, das die beiden Fronten verband, war der Swing. Während der ganzen turbulenten Zeit funktionierte er weiterhin als tröstliche Musik der Ablenkung. Man hörte ihn sowohl in der Heimat als auch an den Kriegsfronten über Rundfunk oder auf sogenannten V-Disks. V-Disks waren Schallplatten die speziell für die Streitkräfte produziert wurden. Im ganzen Jahr 1943 und auch einige Monate vor- und nachher waren sie die einzigen Tonträger, die in den Vereinigten Staaten aufgenommenen wurden. Und das kam so: Die Musikergewerkschaft hielt während der ganzen Zeit eine Bestreikung der Aufnahmestudios aufrecht. Sie wollten erreichen, dass die an den Aufnahmen beteiligten Instrumentalisten auch für die weitere Verwendung ihrer Einspielungen via Radio bezahlt wurden. Das wurde schlussendlich auch durchgesetzt. Aber das Fehlen von Platten hatte zur Folge, dass die Leute das Interesse am Swing verloren und diese Musik schließlich aus der Mode kam. So endete die einst so glamouröse Swing-Ära in der Stille der Aufnahmestudios.



- Dem Swing folge der Bebop. Im neuen Jahrzehnt fing der Jazz an ganz andere Formen anzunehmen. Die Veränderung nahm ihren Anfang in einem heruntergekommenen Hotel namens \"Minton\'s Playhouse\" in New York. Der Besitzer Teddy Hill beschloss, die Gestaltung der Abende ganz der Initiative der Gäste zu überlassen, die zu einem großen Teil Musiker waren. Erstellte eine kleine Hausband zusammen, die aus dem damals noch unbekannten Pianisten Thelonius Monk, dem Drummer Kenny Clarke, dem Trompeter Joe Guy und dem Bassisten Nick Fenton bestand. Diesen Leuten konnte sich jeder anschließen der Lust hatte. Es kamen sehr viele Musiker von gutem Ruf dazu. Dazu gehörten Coleman Hawkins, Art Tatum, Teddy Wilson, Benny Carter, Chu Berry und Mary Lou Williams. Im weiteren gesellten sich auch viele junge, unbekannte Musiker dazu wie zum Beispiel Charlie Christian. Er spielte elektrische Gitarre, ein Instrument das erst von sehr wenigen benutzt wurde.

Bei diesen Sessions wurde nach anderen Ausdrucksformen geforscht und ein Stil entwickelt, der viele Leute erschreckte. Dave Tough berichtete von einem solchen Abend Folgendes: \"Als wir hereinkamen, nahmen die Burschen da drin ihre Hörner und bliesen verrücktes Zeug. Auf einmal hörte einer ganz plötzlich auf, und ein anderer fing aus einem völlig unerfindlichen Grund an. Man wusste nie, wann ein Solo anfing oder aufhörte. Schließlich hörten alle zusammen auf und verschwanden vom Podium.\" Ein weiteres Lokal, in dem diese Musik zum Besten gegeben wurde, war das Onyx. Dort arbeitete ein Quintett, das aus Dizzy Gillespie, Oscar Pettiford, George Washington, Don Byas und Max Roach bestand. Dort soll die Bezeichnung Bebop entstanden sein. Es war ein lautmalerisches Wort, das stimmlich das aus zwei Noten bestehende Motiv übersetzte, welches in einem bestimmten Stück immer wieder vorkam, das oft von dem Quintett gespielt wurde. Um die neuen Klänge im ganzen Land bekannt zu machen rief Billy Shaw, der Manager von Billy Eckstine, ein Orchester ins Leben, dessen Hauptattraktion Eckstines Stimme werden sollte. Das Orchester debütierte in Wilmington, im Bundesstaat Delaware ohne Dizzy Gillespie, der als musikalischer Leiter auserkoren wurde. Dizzy hatte sich in einem Reisezug verschlafen. Trotz solcher Missgeschicke stiess die Formation auf ein sehr positives Echo. Hauptsächlich war das Eckstine, der beim Publikum eine unglaubliche Popularität genoss, und einer aufstrebenden Sängerin namens Sarah Vaughan zu verdanken. Das Orchester hatte auch den als eigenartig und übellaunig bekannten Charlie Parker in ihren Reihen. Nachdem das Ensemble einige Jahre erfolgreich gearbeitet hatte, kehrten Dizzy Gillespie und Charlie Parker wieder in die 52. Strasse in New York zurück. Nach wie vor stritten sich die Kritiker, ob der \"Bop\" nun eine neue Musikform oder geistige Verwirrung war. Viele ältere Musiker, unter ihnen Louis Armstrong verweigerten sich der Strömung völlig und taten sie als Degenerationserscheinung ab. Sie empfanden den Bebop als böse. Es gab keine Melodie die man sich einprägen konnte und auch keinen regelmässigen Rhythmus, auf dem die Leute tanzen konnten. Sie prophezeiten, dass sich die Leute von der Musik abwenden, und die Musiker ohne Beschäftigung sein würden. Die Realität sah aber anders aus. Der Bebop stellte einen erheblichen Fortschritt gegenüber dem früheren Jazz in rhythmischer, harmonischer und melodischer Hinsicht dar. Ausserdem verkörperte er auch den vollständigen Bruch mit der industrialisierten Musik, die der Swing war. Er nahm auch einen sehr starken Einfluss auf die Mode dieser Tage: Ein eingefleischter \"Bopper\", auch \"Hipster\" genannt, bemühte sich, stets eine gleichgültige Miene zu tragen und verbarg seine Augen hinter einer riesigen schwarzen Sonnenbrille. Ausserdem schmückte sein Kinn ein kleines Bärtchen, das man als \"Goatee\" bezeichnete und bei uns \"Ziegenbart\" heisst. Wer den neuen Look ohne viel Zeitaufwand übernehmen wollte, kaufte sich den \"Bopper-Kit\". Das war die komplette Serie dieses Krimskrams und enthielt meist eine Baskenmütze, eine Sonnenbrille, und ein künstliches Bärtchen zum Aufkleben. Das Ganze wurde durch eine lange Zigarettenspitze abgerundet. Um sich von der Masse noch mehr abzugrenzen entwickelten sie einen eigenwilligen Slang, der bald nur noch von eingeweihten Jazzleuten oder Rauschgiftsüchtigen verstanden wurde. Unter dem Einfluss eines indischen Guru-Predigers namens Ahmediyya konvertierten viele Schwarze zur mohammedanischen Religion. Wer damals zum neuen Glauben übertrat und einen arabischen Namen annahm, wollte nicht nur beweisen, dass er \"hip\" war, sondern vielmehr eine Lösung für das Problem finden, dass ihm seine Hautfarbe stellte. Ein mohammedanischer Afrikaner kann in Amerika mehr geachtet werden als ein Schwarzer, der von Sklaven abstammte. Der Widerstand der Öffentlichkeit gegen den \"Bop\" hatte also keineswegs aufgehört.

Auch das Publikum verlangte nach einer leichteren Musik, zu der man wieder tanzen konnte. Dieser Wunsch wurde in Form des Rhythm and Blues erfüllt. In dem zurückentwickelten, herabgesetzten Jazz, der der Rhythm and Blues war, war das Sopran-, Alt-, und Tenorsaxophon das Hauptinstrument. Alle ließen dieses Instrument in derselben, heftigen Sprache sprechen, mit dem gleichen brüllenden Klang, und holten die gleichen schlechten Effekte, Grunzen, Pfeifen und Schmatzen, aus ihm heraus. Es ging darum, das Publikum zu amüsieren und eine Show abzuziehen. Die Musiker halfen sich mit billigen Tricks, wie zum Beispiel während des Spielens die Jacke und das Hemd auszuziehen. Die wahren Jazzmusiker verabscheuten diese Musik. Das Publikum aber war beigeistert und vor allem die Konzertveranstalter schätzten sie sehr, weil man damit gutes Geld verdienen konnte. Später, in den fünfziger Jahren, wurde diese Musik in Rock\' n \'Roll umbenannt. Um 1950 war die Welt der Bopper der Verzweiflung nahe. Die meisten Musiker und auch ihre Anhänger die ihnen folgten, führten ein elendes Leben. Dies nicht nur wegen der Armut und der Frustration, die im Unverständnis des Publikums für ihre Musik begründet war. Auch der unter ihnen sehr verbreitete Heroinkonsum war schuld. Dieses Rauschgift ruinierte das Leben der größten Talente des Jazz. Bud Powell wurde im Alter von 23 Jahren in ein Irrenhaus gebracht, das er bis an das Ende seines Lebens nicht mehr verließ, Charlie Parker erlag einer Überdosis bevor er 35 war. Die meisten anderen Größen dieser Zeit teilten sein Schicksal oder wurden lebenslänglich ins Gefängnis gesteckt. Keiner von ihnen war ein Verbrecher, aber alle waren schwache Menschen. Ihr grösster Fehler war der, dass sie mit der hohen Sensibilität der Künstler sich ihrer tragische Lage als Kinder der Gettos bewusst wurden, als sich die Welt um sie veränderte. Zwischen 1940, als sich viele von ihnen zum ersten mal im Minton\'s trafen, und 1950, als ihre Musik von den brutalen Marktgesetzen weggefegt wurde, nahm die schwarze Bevölkerung in New York um 63 Prozent zu. Der überwiegende Teil von ihnen vegetierte unter katastrophalen Umständen in Harlem, das sich zu einem tödlichen Paradies für Menschenhändler, Zuhälter und Dealer entwickelte.



- Zur gleichen Zeit, als sich die tragische Geschichte des Bop abspielte, entwickelte sich die Musik der Weißen in eine andere Richtung. Sie sahen den Bop als Rohmaterial an, das es zu verfeinern galt. Der herbe Geschmack nach Blues, der im Jazz eines Charlie Parker vorherrschte, bedeutete ihnen nichts, da sie nicht in irgendeinem Ghetto einer Großstadt aufgewachsen waren. Aber es reizte sie, auf der Grundlage des Bop eine Kunstmusik zu schaffen, die die Werte der europäischen Musik mit in Betracht zog.

Diese Musik erhielt später die Bezeichnung \"Cool-Jazz\", da sie ruhig, distanziert und gleichmütig war. Der Sound war durch die Verwendung von French Horns geprägt, die wegen ihres begrenzten Klangumfanges die Art des Einsatzes der anderen Instrumente begrenzten. Dieser uralte, quälende Sound ohne Vibrato mischte sich in verschiedenen Kombinationen mit den Klangfarben der Saxophone und der Blechbläser. Die Melodie war sehr langsam und ruhend. Alles musste leiser gespielt werden, um diesen bestimmten Sound zu erzeugen, und nichts durfte getan werden, was die Aufmerksamkeit von ihm ablenken konnte. Dieser Sound war wie eine Wolke. Dass gewisse Experimente nötig und zu diesem besonderen Zeitpunkt unvermeidlich waren, zeigt sich an der Gleichzeitigkeit, mit der Musiker verschiedener Herkunft in unterschiedlichen und auch örtlich auseinander liegenden Milieus, sie unternahmen.

Es gibt drei Gruppen, die als wichtigste Vertreter dieses Stils gelten: eine war jene von Lennie Tristano, eine zweite die von Gene Roland und die dritte sammelte sich in San Francisco um Dave Brubeck. Des Weiteren fielen der Arrangeur Gil Evans, der erst einundzwanzigjährige Barrytonsaxophonist Gerry Mulligan sowie Miles Davis und John Lewis auf, die beiden bekanntesten Solisten unter den wenigen farbigen Musikern, die an diesem Abenteuer beteiligt waren.

In der Gruppe von Gene Roland, spielten vier Tenorsaxer. Einer von ihnen war Stan Getz. Er zeichnete sich durch einen sehr klaren, durchsichtigen Ton aus, der einer leichten und relaxten Phrasierung diente. Er erhielt schon bald den Beinamen \"The Sound\" dafür. Ein anderer Musiker, Lee Konitz, der in der Band von Tristano tätig war, hatte einen ähnlichen Klang, der aber kälter und strenger war. Miles Davis rief eine Gruppe ins Leben, die unter anderem aus Davis selber, Gerry Mulligan, Lee Konitz, John Lewis, Max Roach und Kenny Clarke bestand. Mit diesem Ensemble nahm Davis einige Stücke auf, die heute als unübertroffene Beispiele dieses Stils gelten. Dabei handelt es sich um: Jeru, Venus de Milo, Godchild, Rocker, Rouge, Move, Budo, Moon Dreams und Boplicity.

Um 1949 erreichte die Zeit des Cool-Jazz ihren Höhepunkt und verschwand zwei bis drei Jahre später wieder in der Versenkung. Die einzige Gruppe von Bedeutung, die diese Richtung noch weiterverfolgte, war das \"Modern Jazz Quartett\" von John Lewis. Dieses Quartett sollte viele Jahre lang weiterhin feierliche, friedliche und \"achtbare\" Musik spielen, zum Entzücken des konservativen Publikums und der elitären Konzertbesucher der alten Welt, für die der Jazz umso akzeptabler wird, je mehr er versucht, der europäischen klassischen Musik zu ähneln.



- Die Fünfzigerjahre waren eine Zeit des Überganges, reich an Widersprüchen aller Art. Die Dekade begann mit dem Koreakrieg und endete mit den ersten Aufständen der schwarzen Bevölkerung Amerikas in den Südstaaten. James Dean und Marlon Brando waren die Vorbilder der Jugendlichen jener Zeit. Diese Zeit war das Vorzimmer der Pornografie, der Jugendaufstände, der Rockmusik und der politischen Wende.

Auch im Jazz stand eine Veränderung an, die ihren Ursprung, wie schon so oft, an der Ostküste nahm. Die Schwarzen in New York zogen Nutzen aus der Sympathiewelle für den Jazz, die durch den Erfolg der weißen Musiker im Westen wie zum Beispiel Gerry Mulligan, Dave Brubeck und Stan Getz aufgekommen war. Aber sie wollten auf keinen Fall auf den gleichen Zug aufspringen, was geheißen hätte, die Ästhetik des Cool-Jazz weiterzuführen und die so genannte \"third-stream-music\" voranzutreiben, die eine Verbindung von amerikanischem Jazz und gebildeter Musik europäischer Traditionen anstrebte und überwiegend schriftlich festgelegt sein sollte. Die Schwarzen wollten aus den eigenen Quellen schöpfen, auf dass der Blues und ihre religiösen Lieder nich vergessen würden. Man wollte an jenem Punkt anknüpfen, an dem die \"Boppers\" aus mangelndem Interesse des Publikums an ihren Ideen aufgegeben hatten. Das hieß konkret improvisierte, aggressive und sehr einfache Musik zu spielen, die auf dem Blues gegründete und als Hardbop bezeichnet wurde.

Es ging darum hart zu swingen, die größtmögliche Lautstärke zu erreichen und in einem atemberaubenden Tempo zu spielen. Ein Musiker, der es in dieser Zeit wirklich ernst meinte, war erst zufrieden, wenn die Leute lautstark auf den Boden stampften und durch den Saal tobten. Innerhalb von drei oder vier Jahren gewann diese starke Musik die Oberhand und lenkte die Aufmerksamkeit der Jazzfreunde endgültig weg von den weißen Musikern in Kalifornien. Die bedeutendsten Förderer des neuen Stils waren der Trompeter Clifford Brown, der Tenorsaxer Sonny Rollins, der von Stan Getz entdeckte Pianist Horace Silver, der Drummer Art Blakey, Max Roach, Julian \"Cannonball\" Adderley mit seinem Bruder Nat sowie John Coltrane.

Der Hardbop, oft auch als Neo-Bop oder Funky-Jazz bezeichnet, war durchwegs improvisierte Musik, das heißt er war nicht schriftlich festgehalten und die Melodien wurden erst während des Spielens entwickelt. Durch diesen Umstand bestand die Gefahr, dass die Musik sich oft wiederholte und dadurch langweilig wurde, es sei denn, es machten wirklich nur die besten Leute bei einer Session mit. Ein weiterer Umstand, der zu dieser Entwicklung beitrug, war die Erfindung der Langspielplatte. Früher war es so, dass eine Schellackplatte mit 78 Umdrehungen pro Minute höchstens drei Minuten Musik aufzeichnen konnte. Ein Musiker hatte bei Aufnahmesitzungen nur gerade diese drei Minuten zur Verfügung. Er musste sich also ganz genau überlegen was er in diesem sehr begrenzten Zeitraum spielen wollte. Durch die Langspielplatte stand den Musikern plötzlich sehr viel mehr Zeit zur Verfügung. Diese neue Freiheit wurde sofort aufs übelste missbraucht und die Musiker fingen an, sehr langatmige Platten mit nicht enden wollenden Stücken einzuspielen.

Nichtsdestotrotz erlebte die afroamerikanische Musik in dieser Zeit eine Hochkunjuktur, und die Konzerte in Amerika und auch in Europa nahmen um ein Vielfaches zu. Diese Wiederbelebung galt allerdings nicht für die Bigbands, die Jahre zuvor ein Massensterben erlebt hatten. Die jungen Leute hatten keine Lust mehr, zum Jazz zu tanzen. Sie bevorzugten den motorischen Rhythmus des Rock'n'roll, der sich aus dem Rhythm and Blues entwickelt hatte. Der Rock'n'roll wurde in erster Linie von einem Radiodiscjockey namens Alan Freed populär gemacht, der bemerkte, dass diese Musik sowohl von schwarzen wie auch von weißen Jugendlichen geschätzt wurde. Wichtige Vertreter diese Genres waren Elvis Presley und Bill Haley.

Letzterer war ein eher durchschnittlich begabter Gitarrist, der mit dem Stück \"Rock around The clock\" in die Geschichte einging. Dieses Lied war Teil des Soundtracks zu einem Film namens \"Blackboard Jungle\". Dieser Film wurde von den Leuten mit Begeisterung aufgenommen und führte zu einer wahren Massenhysterie: der Legende nach tanzten die Leute während der Vorführung durch die Kinosäle, und nicht wenige mussten auf einer Tragbahre ins Freie geschafft werden. Weitere wichtige Vertreter dieses Genres waren: Little Richard, Chuck Berry, Fats Domino und Ray Charles.

weiteres Kapitel dieser Dekade, das erwähnt werden muss, ist die Soul Musik. Sie ist eine Verschmelzung von Rock\'n\'Roll und Gospel-Musik. Die Gospel-Musik entstand aus religiösen Negrospirituals, die allmählich mit dem Blues und dem Jazz vermischt wurden und von Leuten wie zum Beispiel Mahalia Jackson oder Thomas A. Dorsey bekannt gemacht wurde. Ray Charles, James Brown (I got you, Sexmachine) und Aretha Franklin (Think) sind bis auf den heutigen Tag die wichtigsten Vertreter der Soul-Musik, die unbewusst eine riesige Sammlung an Samples und Loops für House- und Hip-Hop Dj\'s unseres Jahrzehntes kreierten.

Gegen Ende des Jahrzehnts kam es zu einer weiteren neuen Erscheinung, als einige Schriftsteller wie zum Beispiel Jack Kerouac, Allen Ginsberg, Lawrence Ferlinghetti und Gregory Corso ihrem Unmut über die Aufgezwungenheit des \"American way of life\", die Widersinnigkeit des \"Systems\" und die Missbräuche der herrschenden Klasse in eigenartig anmutenden Gedichte Luft machten. Ein Beispiel eines solchen Verses ist das Gedicht \"Howl\" von Allen Ginsberg. Es beginnt mit den Zeilen:

\"I saw the best minds of my generation destroyed by madness, starving hysterical naked, / dragging themselves through the negro streets at dawn, looking for an angry fix, / angelheaded hipsters burning for the ancient heavenly connection to the starrry dynamo in the machinery of night, / who poverty and tatters and hollow-eyed and high sat up smoking in the supernatural darkness of cold-water flats floating across the tops of cities contemplating jazz...\"

Diese eigenwillige, neue Poesie wurde von den Menschen mit Begeisterung aufgenommen. Viele waren mit ihrer Situation unzufrieden und suchten eine Ausdrucksform für ihre Probleme. Dazu bot die so genannte \"Beat-Poesie\", wie diese Art von Gedichten genannt wurde, eine gute Plattform. Anhänger von Ginsberg und ähnlichen Leuten wurden als Beatniks bezeichnet. Ein Beatnik stammte meist aus der Mittelklasse, war oft ein radikaler Pazifist und sprach sich gegen die Gewalt aus. Eigentlich war er der \"kleine Bruder\" des Hipsters aus den vierziger Jahren. Aber sie unterschieden sich dadurch dass sie nicht so aggressiv, zynisch und kalt waren wie ihre Vorgänger. Sie dachten wohl das Rauschgift etwas Nützliches sei, aber sie bevorzugten leichtere Sachen wie Marihuana oder LSD gegenüber dem Heroin, das schon so viele \"Hipsters\" oder \"Boppers\" um ihren Verstand oder ihr Leben gebracht hatte.

Die Beat-Poeten zeigten stets großes Interesse am Jazz. Die Folge davon war, dass sich zuerst in San Francisco, der Hauptstadt der Rennaisance der amerikanischen Dichtkunst, immer öfter Schriftsteller und Musiker zu experimentellen Sitzungen trafen. Bei solchen Sitzungen trug der Dichter seine Verse vor und ein Musiker oder eine ganze Band unterlegte seinen Vortrag mit einer improvisierten Begleitung. Mit der Musik wurden Worte und Bedeutungen verstärkt oder abgeschwächt. Viele, vor allem weiße Musiker gaben sich begeistert für dieses Spiel her. Und auch das Publikum strömte in Scharen zu diesen Sitzungen, bei denen Dichter unveröffentlichte oder schon bekannte Texte lasen, die von einer Band jedes Mal aufs Neue mit Musik unterlegt wurden. Bald wurde dieses Konzept auch in New York übernommen, und für kurze Zeit erlebte diese neue Richtung ein gewaltiges Hoch. Aber es hielt nicht an. Das Problem des Themas Jazz und Poesie war, dass es sich nur an ein sehr beschränktes Publikum wandte. Abgesehen von wenigen Intellektuellen war niemand im Stande, gleichzeitig den dichterischen Wert der Texte und die Vorzüge des Jazz zu schätzen. Deshalb dauerte diese Episode nur kurz und es sind leider so gut wie keine Tonbeispiele verfügbar, da nur einige wenige Platten aufgenommen wurden, die heute Sammlerraritäten sind.

Es war aber nicht nur die Ehe Beat-Jazz die in diesen Tagen ein Ende fand. Viele bedeutende Clubs in Harlem schlossen ihre Tore und wurden abgerissen. Auch im Zentrum Manhattans, an der legendären 52nd Street, mussten immer mehr Häuser, die so viele Jahre den Jazz beherbergt hatten, den Wolkenkratzern weichen. Viele sahen nicht nur das Ende dieser bedeutenden Lokale gekommen, sondern das Ende der Jazz-Ära überhaupt. Glücklicherweise kam es aber anders. Unzählige neue Wege taten sich auf und es wird noch viele Gelegenheiten geben, Neuland zu betreten.



- Gefolgt wurde der Hardbop vom Free Jazz. Der Ausspruch:" Let`s play the musik and not the background." war populär. Free Jazz ist einerseits ein historischer Begriff für freies ungebundenes Improvisationsspiel im Jazz seit den 60er Jahren. Andererseits ist es eine Möglichkeit zur freien Entfaltung immer neuer Formen im Jazz einfordert. Das ungebundene Spiel impliziert dabei auch eine Infragestellung der Differenzierung zwischen "offener Probe" und "Konzert", dabei gab das Freejazzparadigma den Musikern eine neue Legitimation für genreübergreifende Jamsession, die die spätere Verwobenheit des Jazz mit der so genannten "Weltmusik" fundierte. Die Entwicklung des Free Jazz fand in den USA und in Europa fast unabhängig voneinander statt. Der unbestritten wegbereitende Einfluss solcher US- Amerikaner wie John Coltrane, Eric Dolphy, Ornette Coleman, Cecil Taylor, Don Cherry, Archie Shepp, albert Ayler.... ist heute unauslöschlich in den Köpfen mit dem Begriff und der Musik des Free Jazz verbunden. Doch auch in der alten Welt gab es Musiker, die schon Anfang der 60er Jahre sich von den Zwängen, über eine festgelegte, sich ewig wiederholende "Form" zu spielen, frei machen. Musiker wie Peter Brötzmann, Breuker aus den Niederlanden, die Briten Barry Guy und Evan Parker und viele weitere Free Jazz- Improvisation mit eigenständigen Profil betraten die Szene und viele zählen auch heute noch zu den kreativsten Vertretern der improvisierten Musik.

- Mit dem entstehen des Jazz- Rock und Fusion war einen neue Zeit des Jazz angebrochen. Fusion ist eine Musikrichtung, die ende der 1960er Jahre durch die Verschmelzung von Jazz mit Rock-Elementen entstanden ist und in den 1970er Jahren populär war. Auslösend für diese Bewegung waren die Miles Davis- Platten "In A Silent Way" und vor allem "Bitches Brew". Bediente sich der Jazz bis dahin fast ausschließlich akustischer Instrumente, wurden nun auch viel elektrische Instrumente wie die E-Gitarre, das E-Piano, die E-Violine und Synthesizer eingesetzt. Der Jazz-Trompeter Miles Davis verfremdete beispielsweise sein Trompetenspiel mit Effektgeräten für E-Gitarren. Wichtige Gruppen aus dieser Zeit waren Chick Coreas "Return to Forever", John McLaughlins "Mahavishnu Orchestra" und Jeo Zwinuls "Weather Report". Interessanterweise wirkten die Gründer aller dieser stilprägenden Gruppen am auslösenden Album "Mitches Brew" mit.

-Nach dem Jazz-Rock entstand eine Jazz Richtung der Acid Jazz der 1988 von Simon Booth, der Gruppe Push und dem Acid- DJ Gilles Petterson aus Acid House, funk und Jazz entwickelt wurde. Dadurch entstand eine Kombination vieler moderner Tanzmusikformen: von Reggae bis Hip Hop und House Musik, die surch geschicktes Sampling und dem Best des Acid House zusammengehalten wurde. Bekannte Künstler nach dem ursprünglichen Jazz sind : Count Basic, The Brand New Heavies, Incognito, Galliano, The Young Disciples, James Taylor Quartet, Soul Sonics.

 
 

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