Ludwig van Beethoven komponierte die berühmte Sonate in F-Dur 1800/1801. Sie wird volkstümlich Frühlingssonate genannt, denn die unbeschwert heitere und konfliktfreie Atmosphäre aller 4 Sätze kann durchaus \"frühlingshafte\" Assoziationen auslösen. Sie ist ein optimistisches Gegenstück zur nachtdunklen a-Moll-Sonate.
Die Frühlingssonate ist Graf Moritz von Fries gewidmet. In der Klassik war es üblich, daß Komponisten ihre Stücke berühmten Persönlichkeiten widmeten und dafür Geld bekamen.
Beethovens Duosonaten heißen noch ausdrücklich für Violine und Klavier, wie ihre Vorgängerinnen und Wegbereiterinnen bei Mozart, auch wenn sie gewöhnlich als \"Violinsonaten\" bezeichnet werden. Bei Mozart dominiert anfänglich noch eindeutig das Tasteninstrument, bei Beethoven herrscht jedoch eine ausgewogene Gleichberechtigung beider Instrumente. Insofern ist nun die Reihenfolge der Instrumente im Titel vertauschbar.
Wie in der Form, knüpfen Beethovens Sonaten auch in Aussage und Gehalt an Mozarts Vorbild an, führen es weiter und bereichern es vor allem um die Dimensionen des Dramatisch-Emphatischen, also der Durchführung der bewegten Sätze und des erhabenen, tiefen Ausdrucks in den langsamen Sätzen.
Die Frühlingssonate besteht, wie schon erwähnt, aus 4 Sätzen.
Ihr 1.Satz ist ein Allegro und fängt tatsächlich wie eine Violinsonate an. Sogleich folgt ein Rollentausch, d.h. das Klavier übernimmt den Melodiepart und die Geige die Begleitung. Energischer geht es im kontrastierenden 2.Thema zu, welches Forte-Grade und Akzente mit einbezieht. Eigentlich handelt es sich hier um einen ganzen Themenkomplex verschiedenster Motivbestandteile: Der C-Dur Teil beginnt mit einem energischen Akkordabstieg und neigt dann für Augenblicke nach Moll. In der Schlußgruppe beginnt ein Spiel mit der Tonleiter, das sich aus dem Satzanfang ableitet. Die Durchführung selbst ist erstaunlich kurz und begnügt sich im wesentlichen mit Teilen des 2.Themas. Schon nach 29 Takten beginnt die Rückführung zur Reprise mit Hilfe eines Triller-Ostinatos über A-Dur. Die Coda ist länger als die Durchführung und setzt sich, ohne sich allzu weit von der Grundtonart zu entfernen, mit dem 1.Thema auseinander.
Der 2.Satz ist ein expressives Adagio in B-Dur. Es knüpft atmosphärisch am Beginn der Sonate an und überträgt ihn in einen Wechselgesang zwischen Geige und Klavieroberstimme. Verziehrungen und Arabesken reichern die melodische Linie an, über Akkordbrechungen des jeweiligen begleitenden Instrumentes.
An dritter Stelle steht hier ein kurzes Scherzo und ein Trio. Im Hauptteil des Scherzo verfolgen beide Instrumente einander rhythmisch und das Trio bietet ein Dahinwirbeln staccatierter Tonleitern.
Den Abschluß bildet ein umfangreiches Rondo im 4/4 Takt. Der Hauptgedanke dieses Stückes wird stets variiert wiederholt. Kontrastierende Gegenthemen erscheinen in den Zwischenteilen. Im Mittelteil wird es durchführungsartig dramatisch im parallelen d-Moll. Auch hier vermag erst eine Coda den ganzen aufgestauten musikantischen Schwung abzufangen.
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