Im Prinzip findet man die Wurzeln der Technomusik am Anfang unseres Jahrhunderts: Europa war komplett industrialisiert, Eisenbahnen und erste Flugzeuge ließen die Welt zusammenrücken. Maschinen und Industriegeräusche gaben der Rhythmus der Zeit vor. Musik und Kunst waren nicht mehr darauf erpicht, den Schöngeist in ihren Werken sprechen zu lassen, sondern setzten sich u.a. vermehrt mit sozialen Themen auseinander.
\"Wir finden viel mehr Befriedigung in der Geräuschkombination von Straßenbahnen, ,Auspufflärm und lauten Menschenmassen, als beispielsweise im Einüben der \'Eroica\' oder \'Pastorale\'\", schrieb Luigi Russolo in seinem 1913 veröffentlichten Manifest \"Die Kunst der Geräusche\".
Moderne Komponisten begannen, sich der Welt der Industriegeräusche, deren Lärm und Gesetzen zuzuwenden. Einer der ganz frühen von ihnen ist Arnold Schönberg, Vertreter der atonalen Musik, der in seiner Wiener Schule einen musikalisch revolutionären Schritt vollzog. Mit Karlheinz Stockhausen begannen die ersten Versuche der elektronischen Musik. \"Alle Klänge und Geräusche sind Musik\", schrieb er.
Auch John Cage und Pierre Schaeffer gehören zu Vertretern der sogenannten \'Musique Concrète\', in der sowohl Schreibmaschinengeklapper, als auch Sirenengeheule in die Musik eingebaut wurde. Das \'Sampling\' - Prinzip, aus verschiedenen Bereichen Elemente herauszulösen und neu zusammenzustellen, machte hier seine ersten Gehversuche.
Die klanglichen Elemente der synthetisch hergestellten Musik sind zunächst der Sinuston - ein reiner, streng periodischer Schwingungsvorgang, der Knack und der Impuls. Durch Filtern, Überlagerung, Verdichtung und Verkürzung, Verzerrung und Rückkopplung dieser Elemente, werden Klänge hergestellt. Simple Akkordfolgen, die ausdauernd über pulsierende Rhythmen laufen, entfalten auf Dauer beim Hörer eine hypnotisierende Wirkung.
Die Aufbruchstimmung der späten sechziger Jahre, mit ihren vielfältigen kulturellen und politischen Bewegungen und der Verbreitung von psychedelischen Drogen, wie z.B. LSD, brachte der modernen Elektronik den eigentlichen Durchbruch. Der Synthesizer eroberte den Jazz und Pink Floyd machte sich neue Techniken im Studio auch auf der Bühne zu Nutze. \'Tangerine Dream\' und \'Can\', anfangs traditionelle Rockbands wollten \"Musik schaffen, die sich von den Affekten des Hasses, der Aggression und der Verzweiflung löst und dem Zuhörer Freude und Hoffnung gibt; Musik, die den Menschen zurückholt in den Zustand der Unschuld und den Zusammenhang der kosmischen Energie.\"
Diese Musikeinflüsse, die damals zur Avantgarde zählten, nahm Techno in seiner Entstehungsgeschichte auf und nutzte diese Elemente - zusammen mit neuen Klängen - und machte sie letztlich zum hör- und erlebbaren Massenphänomen.
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