Von der rhythmischen Verwandlungsmöglichkeit hat man schon im Mittelalter und in der Renaissance Gebrauch gemacht. Einem geradtaktigen Tanz (Schreittanz) folgt ein Nachtanz (Springtanz) im Dreiertakt.
Aus einem derartigen Urtanzpaar hat sich in der Barockzeit die instrumentale Suite entwickelt. Sie spiegelt die damals bei Hof beliebten Gesellschaftstänze wider und war im allgemeinen zum Zuhören gedacht (Charakterstücke). Die Tänze der barocken Suite sind durch dieselbe Tonart miteinander verbunden, zum Teil auch durch melodisch-harmonische Verwandtschaft.
Im Anschluß an die Suiten von Johann Jakob Froberger (1616-1667) hat die Suite häufig vier Kernsätze. Zwischen Sarabande und Gigue konnten weitere Tänze eingeschoben werden.
Allemande: langsam, 4/4-Takt
Courante: schnell, ¾-Takt
Sarabande: langsam, ¾-Takt
Beliebige Tänze z.B. Gavotte, Bourrée, Menuett: Takt je nach Tanz
Gigue: schnell, 3/8-Takt oder Vielfache
Die Suite konnte für verschiedene Instrumente und Instrumentengruppierungen komponiert werden. Im 20.Jahrhundert sind im Zusammenhang mit der Bewegung des Neoklassizismus und des Neobarock (neo=neu) Suitenkompositionen entstanden, die zum Teil auf die barocken Tänze zurückgreifen, zum Teil aber auch zeitgenössische Tänze berücksichtigen.
Auch in Kompositionen, die nicht als Suiten bezeichnet sind, erscheinen alte und neue Tänze.
Nach dem Muster der barocken Suite reihten sich auch in Divertimento, Kassation und Serenade (Gattungen der klassischen Unterhaltungsmusik) Sätze tänzerischen Charakters aneinander.
Seit dem 19.Jahrhundert stellen die Komponisten die zugkräftigsten Tänze aus Ballettkompositionen und Bühnenmusiken für den Gebrauch im Konzert zu Suiten zusammen. Heute wird auch Musik aus Filmen nach Art der Suite aufbereitet und auf dem Tonträgermarkt angeboten.
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