Anfänge des Flamenco
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Erste schriftliche Zeugnisse über die Musik der Gitanos stammen aus dem Jahre 1774. Bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Künstler Amateure oder Halbprofis. Sie verdienten sich ihr Geld durch Handlangerarbeiten. Sie reisten herum und tanzten bei reichen Familien für Kost. Die Gastgeber wussten diese Kunst nicht immer zu schätzen, aber Demütigungen waren für die Künstler in Geldnot erträglich.
Das goldene Zeitalter
Ab 1860 gab es eine große Veränderung: In den "Cafes Cantantes", die es schon seit 1842 gab, setzte sich der Flamenco durch und für die Künstler gab es mehr Existenzmöglichkeiten. Diese Epoche wird oft als "Goldenes Zeitalter" bezeichnet. In dieser Zeit bekamen die Künstler feste Gagen, einen Arbeitsvertrag und sie waren sich auch eines ständigen Publikums sicher, das ihre Kunst zu würdigen wusste. Jeder Gitano hatte einen eigenen Stil, wobei sie sich untereinander maßen. Wo früher nur der Stock oder das Händeklatschen als Begleitung dienten, wurden hier das Gitarrenspiel und der Tanz weiterentwickelt. Die Gitanos ergriffen jetzt auch die andalusischen Volkslieder und veränderten diese.
Dekadenz und Renaissance
1860 passierte etwas, was dem Flamenco nicht gut tat: Man versuchte den rauen und fremdartigen Canto Gitano für das Publikum zugänglicher zu machen. In den Cafes Cantante passte man sich nun dem Publikum an, dessen Wille eine leichtere musikalische Kost war.
Antonio Chacon lockte das Publikum nun auf die Theaterbühnen: Das verfälschte Bild setzte sich auf den Theaterbühnen durch und das zum Teil bis heute. Man zeigte dem Publikum Folklore, die aus dem Südamerikanischen übernommen wurde oder sentimentale Lieder, die den Namen Cuble Flamenco erhielten. Trotz der negativen Einflüsse ist der Flamenco mit seinen strengen Formen dank der Cafes Cantante einem breiteren Publikum zugänglich gemacht worden.
1922 versuchte ein Kreis von Intellektuellen um Frederico Garcia Lorca und Manuel de Falla den mittlerweile als vulgär und niveaulos veralteten Flamenco als das wieder her zu stellen, was er in ihren Augen war: Als eine würdige Volkskunst mit langer Geschichte. Leider passierte ihnen aber ein Fehler. Da sie davon ausgegangen waren, das der Flamenco eine Domäne Andalusiens ist und man hier den uralten und reinen Flamenco wieder finden würde, engagierten sie vor allem Amateure, die sich aber als überaus mittelmäßig herausstellten.
Trotz der großen Kommerzialisierung gab es noch Künstler die mit Flamenco überleben konnten. Auf der Theaterbühne entwickelte sich der Opera-flamenca, die Sängern zu ungeheurer Popularität verhalf.
Nach der Etablierung der Franco-Diktatur nach dem Bürgerkrieg, hatte die künstlerische Entwicklungsmöglichkeit ihren Tiefpunkt erreicht. Das Oberflächlich-Heitere des kommerziellen Flamencos wurde von der staatlichen Kulturpolitik gefördert und somit der Eindruck von den angeblich fröhlichen Armen erweckt. Zwar durfte der beliebte traurige Fandango noch gesungen werden, aber nur durch oberflächliche Klageworte. Sozialkritische Texte wurden verboten.
1950 wurde dem reinen Flamenco vom Ausland her wieder vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Interessierte und Musikbegeisterte merkten bald, dass hinter Glitzer und Glamour ein echter Flamenco stecken musste, mit viel Geschichte und Tiefe, dessen sich zu suchen lohnte.
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