Mozart, Fagottkonzert
Bach, Brandenburgisches Konzert
Beethoven, Klavierkonzert
Das konzertierende Prinzip
Darstellung für den musikinteressierten Laien
Die drei vorliegenden Stücke unterliegen dem Konzertierenden
Prinzip. Die Basis für dieses Prinzip ist Gleichberechtigung,
die zwischen den Stimmen des Orchesters, das in Ripieno (Tutti;
alle) und Concertino (solo) Gruppe aufgeteilt ist, herrschen
sollte. Das Orchester hat nicht nur unterstützende Funktion,
sondern ist mit den Soloinstrumenten gleichwertig. Das
Verhältnis Soloinstrument-Orchester ist von entscheidener
Bedeutung für die Komposition. Die Art und Weise der Ausführung
des Prinzips ist allein der Komponist verantwortlich.
Mozart wechselt in seinem Fagottkonzert ständig zwischen dem
Fagott als Soloinstrument und dem Orchester. Dabei spielen
beide Gruppen unabhängig voneinander ihre Solopassagen und in
den Begleitpassagen ordnen sie sich der anderen Gruppe unter.
Die Gruppen treten nicht alleine auf (bis auf eine Kadenz des
Fagotts). Das Fagott besticht durch seinen besonderen Klang. Es
kann sich, wenn es leise spielt, gut in das Orchester inte
grieren. In Solopassagen tritt es jedoch weit aus dem Orchester
heraus.
Bei Bachs Brandenburgischem Konzert wird die Sologruppe von
einer Violine und zwei Flöten gebildet. Durch das Auftreten von
mehreren Instrumenten in der Concertino Gruppe ist eine größere
Komplexität vorherbestimmt. die Möglichkeiten des Komponisten
wesentlich größer. So konzertieren nicht nur Ripieno und
Concertino Gruppe zusammen, sondern auch die Instrumente der
Concertino Gruppe untereinander und mit den Instrumenten der
Ripieno Gruppe. Bach hat eine große Feinfühligkeit und ein
ausgeprägtes Ideenreichtum in die Realität umgesetzt.
Bei Beethoven konzertiert das Klavier mit den Orchester. Dabei
wechselt die Bedeutung der beiden Gruppen zueinander immer
wieder. Auffällig ist hier, daß das Soloinstrument, welches nur
selten allein spielt, sich meist gegen die Ripieno Gruppe
durchsetzt. Die Länge dieses Stückes ist für den Laien zunächst
beeindruckend. Beethoven hat gezeigt, daß trotz der Länge seine
Möglichkeiten und Ideen noch nicht erschöpft sind. Man findet
immer mehr Details, die zum Teil aus Feinheiten, zum Teil auf
weiten Zusammenhängen beruhen.
So kann der Hörer, dem Wandel der Zeit folgend, den Wandel in
der Musik mitverfolgen. Der Bedeutungswandel der sich beim
Soloinstrument erkennen läßt kann gut als Maßstab genommen
werden.
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