Leonardo muß sehr tierlieb gewesen sein, da sämtlichen Biographien die überlieferte Geschichte erwähnen, wonach Leonardo da Vinci auf dem Marktplatz von Mailand den Händlern Vögel abkaufte, nur um ihnen anschließend die Freiheit wiederzugeben. Anderen Zeitgenossen war seine große Liebe zu Tieren auch hinreichend bekannt, so schrieb zum Beispiel Andrea Corsali an Giuliano de' Medici: "Er ernährte sich mit nichts, was Blut enthält und erlaubt auch nicht, daß jemand irgendein lebendes Wesen verletzt oder tötet." Demnach war Leonardo also Veganer oder zumindest Vegetarier.
Er skizzierte zahlreiche Tierarten, wie Katzen, Hunden oder Pferden. Diese verwand er später zu künstlerischen Zwecken; seine zahllosen Katzenstudien brachte er in sein Bildnis "Die Madonna mit der Katze" ein. Dieses eher unbekannte Werk Leonardos zeigt eine Frau, die eine Katze im Arm wiegt, dabei ist es verblüffend, wie realistisch die Katze dargestellt ist, denn Leonardo porträtierte etwa drei Jahre vor der "Madonna mit der Katze" schon eine Frau mit einem Kind im Arm. Doch die Proportionen des besagten Kindes entsprechen keineswegs denen der Realität, Leonardo da Vinci stellt das Kind wie einen kleinen Erwachsenen dar; der Kopf ist verhältnismäßig klein und die Gliedmaßen sind viel zu lang, außerdem sind die Gesichtszüge des Babys zu sehr ausgeprägt um ein Kleinkind darzustellen. Diese Ungenauigkeit ist jedoch auch bei andern Künstlern dieser Zeit zu erkennen.
Seine Untersuchungen an Pferden verwertete Leonardo später bei zahlreichen Reiterstandbildern. Die wohl berühmteste dieser Staturen ist wohl die Bronzefigur des Francesco Sforza; eine über sieben Meter hohe Gestalt auf einem Pferd zu der etwa 200000 mailändische Pfund Bronze (ein Mailänder Pfund des 16. Jahrhunderts entspricht etwa einem Drittel eines Kilogramms) notwendig gewesen wären.
Leonardo da Vinci dachte sich auch eine Vielfalt an "Fabelwesen" aus. Er setzte aus reellen Tieren Phantasiewesen zusammen, vergleichbar mit Einhörnern.
Im Mittelalter und in der Renaissance war es allgemein üblich Fabelwesen zu erfinden. Leonardos erste solche Figur war der bereits erwähnte Drache, der auf dem "Medusenschild" dargestellt ist. Diesen kann man als Kreation der von anderen Menschen abgelehnten Eigenschaften der Haustiere Leonardos (Spinnen, Eidechsen, etc.) bezeichnen; heutzutage nennen wir solche Wesen schlicht Monster.
Einhörner galten in der Renaissancezeit als Allheilmittel, sie konnten jegliche Krankheiten heilen, wie etwa die Pest, sie konnten alles verschmutzte reinigen, und es wurde den Einhörnern nachgesagt, daß sie eine von Gott gesandte Figur seien, die sogar den Teufel höchst persönlich vertreiben können. Auch Leonardo stellte mehrmals diese göttlichen Geschöpfe dar. Auf einem dieser Entwürfe ist auf spektakuläre Weise ein Einhorn dargestellt, welches Wasser aus einem verschmutzten Teich trinkt und ihn anschließend unter Mithilfe seines Horn wieder kristallklar und rein hinterläßt.
Da Vinci agierte auch ab und an in der Botanik. Er zeichnete Blätter und Pflanzen. Er beobachtete den Baumwuchs und die Stellung der Blätter an den Zweigen. Seine Pflanzenzeichnungen spiegeln diese Forschungen wieder: es sind keine gepreßten Herbariumsblätter, sondern Lebewesen, die sich dehnen. Neben seinen anatomischen Darstellungen sind sie das schönste Zeugnis für seine unvergleichbare Gabe, wissenschaftliche Genauigkeit mit künstlerischer Gestaltung überzeugend in einem Werk darzustellen.
Seine Gesundheit begann nun zu schwanken, zum ersten Mal in seinem Leben wurde er krank. Seine Helfer und Diener vernachlässigten ihn; in seinen Tagebüchern werden immer wieder heftige Klagen beschrieben. Er begann Tiere aus Wachs darzustellen und füllte Hammeldärme mit Hilfe eines Blasebalgs mit Luft, bis sie das ganze Zimmer ausfüllten. So erschreckte und verprellte er die wenigen Besucher, die aus Ekel in die Ecken des Zimmers flüchten. Meiner Meinung nach vereinsamte er und wurde auch nach und nach leicht senil.
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