Am Beginn des 20. Jh. wird das Soziale der Berichte durch das Belehrende ersetzt. Führende Verlage unterstützen die Reisenden, da die Reisekosten auch für erfolgreiche Autoren unerschwinglich sind. Bevorzugt werden weit entfernte Ziele, auch in Europa zieht man die früher unbeachteten Länder Spanien und Rußland vor. Doch diese Entdeckerfreude kommt genau zu dem Zeitpunkt, als es nichts mehr zu entdecken gibt. Selbst China ist im Zuge der Europäisierung schon in Interessensgebiete aufgeteilt worden. Die Faszination durch das Fremde, die Hinneigung zu diesem und der Versuch seiner Aneignung wird mit dem Begriff "Exotismus" bezeichnet.
Bernhard Kellermann (1779 - 1851) will bei seiner Japanreise 1910 das Land auf sich wirken lassen und entlegene Landesteile bereisen. In seinem Buch "Ein Spaziergang in Japan" beschreibt er ein rein ästhetisches Bild ohne einer Begegnung mit der fremden Kultur. Auch das Soziale und Politische bleibt ausgeklammert. Sein Werk besteht nur aus hintereinandergereiten Impressionen, alles, was seinem Japanbild nicht entspricht, ignoriert er. Schon sein Reiseziel stimmt mit der impressionistischen Vorliebe für Japan überein. Von diesem Typ sind auch Alfred Kerrs "Die Welt im Licht" und Otto Julius Bierbaums "Eine empfindsame Reise im Automobil", die Beschreibung einer Autoreise durch Italien.
Obwohl Arthur Holitscher (1869 - 1941) um 10 Jahre älter ist als Kellermann, fehlt ihm bei seinem Bericht "Das unruhige Asien" die Haltung des impressionistischen Weltenbummlers gänzlich. Ihn bewegt nicht die Reiselust, sondern die Sehnsucht nach der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Diese Verknüpfung des Reisens mit Heilserwartungen wird immer wieder durch die Realität enttäuscht. In Katastrophenvisionen prophezeit er den Untergang der westlichen Welt und den Aufstieg des Kommunismus, obwohl er nie ein Verfechter von diesem war. Sein hohes Vermögen, die Realität zu erfassen, erweist sich im Bereich unmittelbarer Realitätserfahrung als seine Stärke, z.B. die Beschreibung der Tropen in Ceylon. Weitere Beispiele von diesem kommunistischen Exotismus sind Alfons Paquets "In Palästina" und "Im kommunistischen Rußland" und Armin Wegners "Im Haus der Glückseligkeit".
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