Gemeinsam mit ihren architektonischen Neuerungen beeinflusste die französische Gotik auch die Plastik in ganz Europa. Allerdings erfuhr sie zahlreiche Variationen. So richtete sich in Italien das Hauptaugenmerk nicht länger auf die Figurationen der Portale. Mit gotischen Anleihen entwickelten Künstler wie Giovanni Pisano und Lorenzo Ghiberti ihren eigenen Stil. Auch in England war die Anzahl von plastischen Elementen begrenzt (bedeutend allerdings die Fassade der Kathedrale von Wells und einige Grabmäler des 13. Jahrhunderts).
Vornehmlich im Westen Deutschlands entstanden zahlreiche bauplastische Meisterwerke in der Tradition der französischen Gotik, zunächst vor allem zur Gestaltung der Innenräume. Beispiel hierfür ist der Bamberger Dom mit dem Bamberger Reiter (um 1240), der ersten Reiterstatue in der westlichen Kunst seit dem 6. Jahrhundert. Auch die Stifterfiguren im Dom von Naumburg (um 1250) sind bemerkenswert. Bedeutende Portalfigurationen wurden in Deutschland erst seit Ende des 13. Jahrhunderts geschaffen (Straßburg, Köln, Regensburg). Ihre Architekturgebundenheit verlor die deutsche Plastik im 14. Jahrhundert. War in Italien bereits die Renaissance vorherrschend, so schuf man in Deutschland noch zahlreiche Werke im Stil der Gotik. Die Schreinaltäre von Künstlern wie Tilman Riemenschneider und Veit Stoß sind hierfür beispielhaft.
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