Biographie: Keith Haring wurde am 4.Mai 1958 in Reading, Pennsylvania, geboren und wuchs mit seinen Eltern als ältester von vier Geschwistern in Kutztown, Pennsylvania, einer typisch amerikanischen Kleinstadt, weit weg vom Großstadtrummel und deren Kriminalität auf. Durch seinen Vater begann er schon sehr früh sich nicht nur mit Comics und Cartoons auseinander zusetzen, sondern bastelte auch schon fleißig an eigenen Charakteren und Stories. In einem späteren Interview beschrieb er das Ende seiner High School Zeit so: "1976 war ich mit der Schule fertig...
und danach passierten zwei wichtige Dinge: Ich habe es zum ersten mal mit einem Mädchen getrieben, und ich habe den Entschluss gefasst, Kunst zu studieren." Nach der High School hatten ihn seine Eltern und sein Studienberater davon überzeugt, dass er, wenn er allen ernstes Künstler werden wollte, Werbegrafik studieren musste, denn damit konnte er sich seinen Lebensunterhalt verdienen. Binnen sechs Monate ist ihm allerdings klar geworden, dass er auf keinen Fall Werbegrafiker werden wollte. So hielt er es an der Kunstschule in Pittsburgh nicht lange aus, sodass er sein Studium schon nach einem Jahr beendete um sich auch größeren Projekten zu widmen. Bereits im Alter von 19 Jahren konnte man seine erste eigene (kleine) Ausstellung im `Pittsburgh Center for Arts` bestaunen. Doch auch wenn er sich da noch mit abstrakter Kunst präsentierte stand sein Talent außer Frage.
In San Francisco blühte zu dieser Zeit gerade die Schwulenszene und nach und nach wurde Haring auch klar, dass er eigentlich mehr von Männern träumte. 1978 zog Haring von Pittsburgh nach New York City, für ihn die einzige Stadt, in der er die Intensität finden konnte, die er brauchte und suchte, sowohl für seine Kunst wie für sein Leben. Er begann an der `School of Visual Arts` ein Studium und bekam schnell Kontakt zum Underground, zur Sprayer Szene und zu Comic-Zeichnern. Wie Jean-Michel Basquiat versuchte auch er die Brücke zwischen Kunst und Subkultur mit seinen Gemälden und Zeichnungen zu überbrücken. Von da an ging es mit ihm steil bergab. Er verstand sich als Schwuler und als Außenseiter, der abseits des Mainstrom (Hauptstrom) stand.
Hanrings Leben war geprägt von LSD, Nightlife und Rap Musik. Er experimentierte sehr oft mit LSD und versuchte diese Droge auch in seinen Bilder wiederzubringen, aber er machte auch Versuche im LSD-Rausch zu malen. Dabei hatte er eine Vision eines strukturierten Universiums, die ihn nicht mehr los lies. Zu Harings Anfangszeiten war der Kunstmarkt einfach tot. Also beschloss er auf die Straße zu gehen, weil es viel mehr Aufsehen erregte und einfach populär war. Haring selbst meinte, dass er in New York erst seinen eigentlichen Stil gefunden hatte.
Zuerst malte er auf "large-scale photo backdrop paper" (praktisch gesagt: Werbeplakatpapier) nur zögerlich abstrakte Figuren, doch später begann er seine Vision zu verwirklichen. Und gab den Figuren eine Gestallt, zuerst die eines Menschen, oder Tieres und dann fügte er nach und nach, wie in seiner Vision, Außerirdische dazu, die die Menschen auslöschen wollten. Und somit entstand auf der Straße sein erstes eigenes Comic. Aber Haring hatte schon am Anfang, bevor er diese Vision hatte, ein tiefes Gespür für seinen Stil, der einzigartig war bzw. ist, und sein Markenzeichen wurde. Er war überzeugt, dass Kunst am Besten ist, wenn sie spontan ist, wie bei Comics, aber vor allem bei Kindern.
Als Künstler solidarisierte er sich mit der illegalen Szene jugendlicher Graffiti Maler, die ihre "tags" (engl.: Schilder; siehe auch Graffiti, Pop Art und Haring mitten drin) überall im Stadtbild platzierten, öffentlich zugänglich und für Millionen von Passanten sichtbar. Schon bald bemalte er auch Mauern und fotografierte sie dann, veränderte Werbeplakate, sammelte Überschriften der "New York Post" und verwandelte diese dann zu absurden Postern, die dann billig kopiert und auf öffentlichen Wänden aufgeklebt wurden. Doch dies war für ihn als Künstler noch nicht wirklich die entgültige Lösung, bis ihm eines Tages die vielen freien schwarzen Flächen in den U-Bahnschächten auffielen. Er wusste sofort, dass dies der perfekte Ort zum malen ist. So begann er mit Kreide (weiße Kreide auf schwarzem Hintergrund) dort seine Zeichnungen zu hinterlassen.
Er malte jeden Tag unter den Augen der Leute, von Kindern über ältere Leute bis hin zu Kunstkennern. So entstanden seine ersten öffentlichen Ausstellungen. Seine Werke waren urban-narrativ (weltmännisch schildernd) und zugleich bestialisch. Obwohl man diese U-Bahn Ausstellungen ja nicht als eine geschlossene Ausstellung betrachten konnte, sondern sie zog sich durch das gesamte U-Bahn Netz von New York, und sogar darüber hinaus. Jeder, der mit der U-Bahn fuhr, konnte nur schwer an seinen Werken vorbei sehen, sodass er nicht mehr lange unbekannt und unerkannt blieb. Schon bald berichtete das Fernsehen und die Presse über einen der begabtesten Künstler des 20.
Jahrhunderts. Seine Kunst wirkte außerhalb der Galerien und Museen, abseits der kulturellen Zentren. Seine Figuren bedeckten Häuserfassaden und Plakatwände genauso wie Vasen, Autos oder menschliche Körper. Er selbst sagte: "Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit sind meine Bilder Bestandteil der Volkskultur geworden, genau das Gegenteil dessen, was normalerweise mit Kunstwerken passiert, wenn sie aktiv von Kritikern, von Museen und der künstlerischen Gemeinschaft für gut befunden wurden." Von da an stellte er auch mit vielen Künstler in diversen Clubs in New York aus. Er macht Bekanntschaft mit dem Künstler Jean Michel Basquiat, Dennis Hooper, dem Pop-Art Spezialist Andy Warhol, Grace Jones (zu ihr Haring: "Andy ist es, der mich mit Grace Jones bekannt machte.
Als ich sie ansah, hatte ich das Gefühl, als sei ihr Körper gerazu prädestiniert zum Bemalen.", was er auch in die Tat umsetzte) und dem Graffiti Experten schlecht hin L.A. II (Angel Oritz), welche seinen Stil stark beeinflussten. Bald kam die Zeit des absoluten Durchbruches. Die Leute wollten seine Bilder.
Sie wollten sie nicht nur anschauen, sondern auch selbst besitzen dürfen. Sie rissen sich förmlich um eines seiner Werke zu kaufen. Der Preis spielte für sie in dieser Situation keine Rolle. Die Kunst von Haring wurde zum Kult, sodass er bald seinen Job als Koch an den Nagel hängen konnte, um sich ganz seiner Kunst und deren Erfolg zu widmen. Von da an arbeitete er härter als je zuvor und reiste mit seinen Werken zu Ausstellungen auf der ganzen Welt. Nachdem er Ausstellungen in ganz Amerika hatte bereiste er Japan und Europa, bemalte die Rückseite einer Kirche in Italien, arbeitete an Werbeprojekten in Kassel (Deutschland) mit und durfte sich auf einer für ihn ausgewählten Stelle an der Berliner-Mauer verewigen.
Er wollte, dass jeder etwas von seinen mittlerweile sehr wertvoll gewordenen Werken haben konnte und so eröffnete er den "PopShop", wo auch heute noch seine Werke auf Postern, Mützen, Büchern und Spielen verkauft werden. Als bei Haring 1987 AIDS diagnostiziert wurde, schien es so als hätte er noch eine Aufgabe zu vollenden, eine Botschaft der Menschheit zu übermitteln. Er rief 1989 die \"Keith Haring Foundation\" ins Leben, die mit zahlreichen Plakaten versuchte, auf die Gefahr des Virus aufmerksam zu machen und für Toleranz mit Infizierten zu werben. Die ganzen Achtziger hindurch war ihm stets bewusst, dass er ohne weiteres als Aids-Kandidat in Frage kam. Er wusste es, weil es in New York an jeder Straßenecke ein breites Angebot an Sex gab, und er sich dem nie entzogen hatte. Mit einer tödlichen Krankheit zu leben, eröffnet eine vollkommen neue Lebensperspektive.
Nicht, dass er die Todesdrohung gebraucht hätte, um das Leben schätzen zu lernen. Nein, er hatte das Leben immer geliebt. Haring malte Tag und Nacht, und es hatte fast den Anschein gehabt, als würde er krampfhaft nach etwas suchen, ohne eigentlich selbst genau zu wissen, was es war. Zu dieser Zeit, also in den letzten drei Jahren, entstanden seine stärksten Arbeiten. Sie sprachen indirekt oder direkt von seinem bevorstehenden Tod (damals bestanden noch keinerlei Heilungschancen auf AIDS), hatten aber nie die Sprache des Pops und vor allem die der Kinder verloren, was wahrscheinlich seine wertvollste Gabe war. Was aber am wichtigsten in dieser Zeit war, war die Tatsache, dass einige seiner Werke Aufrufe zu öffentlichen Aktionen waren.
Als Haring am 16. Februar 1990 im Alter von 31 Jahren starb, brach nicht nur für seine Fans, sondern auch für eine gesamte Generation die Welt zusammen. Es war unfassbar warum ausgerechnet einer der begabtesten Künstler schon so früh seine Arbeit niederlegen musste. Und obwohl viele junge Künstler Harings Beispiel folgten und ihre Kunst auch auf der Straße zu vermarkten versuchten, schaffte es niemand Aufsehen zu erregen wie es einst Keith Haring tat!
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