(1498-1501)
Die Pieta entstand zwischen 1498-1501.Der Auftraggeber war Jean de Villiers de la Grolye, Abt von Sains Denis, seit 1493 Kardinal. Für diese Arbeit wurden Michelangelo 450 Golddukaten zugesichert. Das Ziel war eindeutig formuliert:\"Diese Arbeit sollte das schönste Marmorwerk gegenwärtig in Rom werden, und dies könnte kein gleichzeitiger Künstler besser schaffen.\"Dieses Werk sollte in der Peterskirche, der ältesten und heiligsten Basilika der Christenheit aufgestellt werden. Die zu dieser Zeit dort existierenden Arbeiten sollten verdunkelt werden (z.B. das Grabmal Sittus IV.). Seit Michelangelos \"Madonna mit dem Kinde\" ging ihm die Pieta nicht mehr aus dem Sinn. Was die \"Madonna mit dem Kinde\" begann, sollte die Pieta beenden. Michelangelo bearbeitete noch den Bacchus, als er den Auftrag erhielt. Ihn beschäftigten 2 Probleme. Als 1. galt es den Marmorblock zu bekommen, diesen erhielt er aus Carrera. Ein weitaus größeres Problem bestand in den Größenverhältnissen der zuerarbeitenden Personen. Er wollte Maria nicht als alte, faltige Frau darstellen mit einem kindhaften Sohn, wie es jedoch der Realität entsprechen würde. Er wagte es eine schöne, jungfräuliche, sitzende Maria zu zeigen, mit dem ausgewachsenen, toten Sohn auf dem Schoß. Christus verkörpert hier nichts geringeres, als einen willenlosen Gegenstand mit schlaffen Muskeln und gelüsten Bändern, mit zurückfallendem Kopf, mit leblos hängenden Gliedmaßen. Aus ihm hat sich alles Leben verflüchtigt, er ist wie gelähmt und gehorcht nur der Schwere seiner Glieder. Eine Hand hat sich beim herabsinken in einem Faltenbausch des Madonnengewandes verfangen, ein Eichenknorren hält sein linkes Bein an der Ferse fest. Die hilflose, magere und gestreckte Form seiner Gestalt läßt nicht an die Qual des Gekreutzigten denken. Die Faltenmassen des Gewandes der Madonna umfluten seinen Körper. Sie scheint wie in das Frauenkleid gehüllt zu sein. Darunter erkennt man ihr aufallendes jugendliches Gesicht, mit tief gesenkten Augenliedern und halb geschloßenem Mund. Die linke Hand ist geöffnet, ein Zeichen für die Eingebung des Schicksals. Die Pieta ist geprägt vom Geiste Savonarolas, dem Flammentod des Propheten. Zur Gestaltung dieser Gruppe versetzte sich Michelangelo in den Schmerz der Maria hinein. Maria sollte schlank an den Gliedern sein und trotzdem den erwachsenen Mann ohne Anstrengung halten. Er bezog die Drapierung und den Faltenwurf in sein Studium ein. Für den Jesus übte er das Zeichnen hebräischer Gesichter, bis er dann eine lebensgroße Versuchsfigur aus Ton bearbeitete. Er plante für seine Pieta die schärfste Politur, die bei Marmor zu erreichen war. Nach den groben Arbeiten mit Eisen und Schlegel4 übernahm der Bimsstein weitere Ausführungen. Scharfkantike zugeschnittene Holzstücke brachten die kleinflächigen Anordnungen (z.B. Nase) zur Vollkommenheit. Den Rücken seiner Gruppe läßt er unbearbeitet. Ein Band welches zwischen den Brüsten der Jungfrau liegt, trägt die Inschrift Michelangelo Bounarrotti aus
(Band zwischen den Brüsten)
Florenz hat dies geschaffen.
Letztlich erreichte seine Skulptur eine Maße von
174cm x 195cm x 64cm. Man hat sie im Vatikan, der St. Peteskirche im rechten Seitenschiff in Cappela della Pieta, hinten auf dem Altar aufgestellt. Nach einem Anschlag auf das berühmte Bildwerk kann man es nur noch hinter Sicherheitsglas betrachten. Was die Wirkung etwas vermindert.
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