Vor mehr als zweitausend Jahren entdeckte der berühmte griechische Philosoph ARISTOTELES (384-322 v. Chr.) während einer Sonnenfinsternis in einem Baumschatten das mehrfache Abbild der Sonne. Er folgerte, daß es durch die Lücken, durch kleine `Löcher\' im Blattwerk des Baumes gebildet wurde. Diese Erkenntnis ist der Nachwelt überliefert.
Allgemein läßt sich aus der Beobachtung von Aristoteles ableiten: Wenn Licht durch eine kleine Öffnung in einen dunklen Raum fällt, wird auf der dem Loch gegenüberliegenden Seite ein Bild des Gegenstandes erzeugt, von dem das Licht ausgeht.
Findige Bastler machten sich das zunutze: Sie bauten einen Kasten, der innen ganz dunkel war. Daher kommt auch der Name Camera obscura zu deutsch `dunkle Kammer\' auch Lochkamera genannt. In diesen Kasten bohrten sie ein kleines Loch und brachten auf der dem Loch gegenüberliegenden Seite eine transparente Rückwand an. Auf dieser wird ein kopfstehendes, seitenverkehrtes Bild der Umwelt projiziert. Abbildung 3.1 zeigt das Prinzip einer Camera obscura.
Die Rückwand muß halbtransparent sein wie ein Butterbrotpapier oder eine Mattglasscheibe, wenn man das Bild außerhalb der Lochkamera betrachten will. Kann man jedoch in die Camera obscura selbst schauen oder hineingehen, was bei entsprechender Größe der Kamera möglich ist, so kann die Rückwand undurchsichtig sein. Dabei wird das Bild auf eine weiße Leinwand projiziert. Um 1700 gab es ganze Häuser, die extra für Touristen zu Camera obscura umfunktioniert wurden. Wer sich dafür interessierte, konnte gegen Eintrittsgeld im Haus die angrenzende außenliegende Umgebung beobachten.
Die erste Beschreibung einer Lochkamera stammt vom arabischen Naturforscher IBN AL HAITHAM (965-um1040) . Auch LEONARDO DA VINCI (1452-1519) hat die Camera obscura im 15. Jahrhundert beschrieben.
Weil das Loch sehr klein sein muß, damit die Abbildung scharf erscheint, ist das Bild ziemlich dunkel. Deshalb wurde die Camera obscura schon bald verbessert. An Stelle des Loches wurde eine Sammellinse verwendet. Das Bild wird dadurch heller und schärfer. Diese Verbesserung der Lochkamera ist erstmals von HIERONYMUS CARDANUS (1501-1576) erwähnt worden.
Abbildung 3.1: Camera obscura. Die Camera obscura erzeugt kopfstehende, seitenverkehrte Bilder. Die Mechanismus der Bildentstehung ist, daß durch das kleine Loch von jeden Gegenstandspunkt nur wenige Lichtstrahlen gelangen. Diese hinterlassen einen Lichtfleck auf der Kamerarückwand, der als `Bildpunkt\' bezeichnet wird.
Die Camera obscura wurde bis ins 19. Jahrhundert als Mal- und Zeichengerät benutzt. Dabei mußte das auf eine Leinwand projizierte Bild mit Pinsel oder Stift nachgezeichnet werden. Außerdem ist die Lochkamera der Prototyp jedes Fotoapparates. Selbst die modernsten, mit Computer ausgestatteten Kameras sind im Prinzip nichts anderes als Camera obscura mit einer Linse. Die Kammer wird Kameragehäuse, die Linse Objektiv eines Fotoapparates genannt. Das Objektiv besteht jedoch aus zwei oder mehr Linsen, um eine noch schärfere Abbildung zu erhalten.
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