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kunst artikel (Interpretation und charakterisierung)

Architektur

Die bauabteilung



\"Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!\" , hatte Gropius schon im Manifest geschrieben. Bei seinen Bemühungen stieß Gropius aber auf unüberwindliche Hindernisse bei der ihm oft feindlich gesinnten Bürokratie. Daher organisierte er für interessierte Schüler einen privaten Kurs an der Baugewerkeschule. Außerdem hatte er von Anfang an sein Architekturbüro am Bauhaus beibehalten, das jedoch wegen der finanziellen Lage der Zwischenkriegszeit nicht gerade reich an Aufträgen war.
1920 bot dennoch ein privater Auftrag die Möglichkeit, das Bauhaus durch Vergabe von Auftragsarbeiten finanziell zu unterstützen und gleichzeitig ein erstes Gemeinschaftswerk zu schaffen. Der Bauunternehmer Adolf Sommerfeld, laut Frank Whitford \"einer der besten Freunde, die das Bauhaus je hatte\" , hatte Gropius den Auftrag für ein Haus aus Teakholz erteilt, da er auf diese Weise das Wrack eines Kriegsschiffes günstig verwerten wollte.
Den architektonischen Entwurf fertigten Gropius und Adolf Meyer, Bauführer war der Studierende Fréd Forbát, der schon in München eine Architekturausbildung absolviert hatte. Für die Innenausstattung wurden Schüler herangezogen. Marcel Breuer schuf die Sitzgarnitur für die Diele, Josef Albers lieferte ein Glasfenster, die Werkstatt für Malerei besorgte den Anstrich der Wände, Joost Schmidt schuf die Schnitzereien und Dörte Helm fertigte einen Vorhang mit Applikationen.
Die zweite Chance für die Bauabteilung ergab sich durch die Bauhaus-Ausstellung 1923, als der Meisterrat beschloß, ein vollständig eingerichtetes Musterhaus zu zeigen. Bauweise, Material und die Inneneinrichtung sollten jeweils dem neuesten Stand der Technik entsprechen. Im \"Haus am Horn\" (benannt nach seinem Standort) wurde vieles, was uns heute selbstverständlich erscheint, zum ersten Mal verwirklicht. Im Grundriß kann man erkennen, daß es fast keine Flure gab - alle kleineren Zimmer waren um das Wohnzimmer herum angeordnet. Das Bad war vom Schlafzimmer aus leicht zu erreichen. Auch Küche und Eßzimmer lagen gleich nebeneinander. Die Hausfrau konnte von der Küche aus sogar das Kinderzimmer im Auge behalten. Die Küche war als reine Kochküche gedacht und sehr modern. Vor dem Fenster war eine durchgehende Arbeitsfläche, alle Flächen waren glatt und pflegeleicht. Die neuesten technischen Geräte wie ein Heißwasserboiler und eine Waschanlage durften nicht fehlen.
Zudem hatte Gropius eine \"Internationale Architekturausstellung\" organisiert, die die erste Präsentation moderner Architektur in den 20er Jahren darstellte, wobei die Auswahl der Arbeiten unter anderem Oud, Le Corbusier und Gropius umfaßte.
Dennoch konnte die Baulehre erst acht Jahre später institutionalisiert werden, als 1927 in Dessau die Architekturabteilung eingerichtet wurde. Die Leitung dieser Abteilung übernahm der Schweizer Architekt Hannes Meyer, der sich für \"funktionelles\" und soziales Bauen einsetzte. Für Meyer war \"bauen ... kein ästhetischer Prozeß, [sondern] nur organisation: soziale, technische, ökonomische, psychische organisation\" Nach erfolgtem Abschluß des 2. Abschnittes (= der Werkstättenausbildung) und eines Gesellenbriefes konnte das Studium in der Bauabteilung fortgesetzt werden. Der Unterricht in der Baulehre war auf vier Semester angesetzt und umfaßte die bautheoretischen Fächer Baukonstruktion, Baustofflehre, Fachzeichnen, Heizung, Statik, Lüftung und Besonnungsberechnung. Den Unterricht erteilten in der Regel Ingenieure. Meyer hatte sich von Anfang an dafür entschieden, die Studenten an Aufträgen zu beteiligen, deren wichtigste der Bau der Bundesschule für den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund und die Erweiterung der Wohnsiedlung im Dessauer Vorort Törten waren.
Unter Ludwig Mies van der Rohe wurde das Bauhaus endgültig zur Architekturschule. Die Schüler brauchten nicht mehr wie unter Meyer zuerst die Werkstätten zu absolvieren, sondern konnten gleich in der zweiten Stufe mit dem Studium der technischen Grundlagen des Bauens beginnen. Während Meyer nur vom \"Bauen\" gesprochen hatte, sprach Mies von \"Baukunst\". Außerdem wurde unter Mies fast nur theoretisch gearbeitet.

 
 

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