Im Laufe des 18. Jh. wird England in die Kavalierstour integriert und gehört fortan zu den Bestandteilen jeder bürgerlichen Bildungsreise. Als die jährlichen Sommerreisen aufkommen, wird England wegen seiner leichten Erreichbarkeit von Deutschland aus zu einem beliebten Reiseziel. Ein weiterer Grund ist die Schönheit Schottlands und des walisischen Berglandes, die erst um 1800 im Zuge der malerischen Landschaftsreisen entdeckt wird. Im 19. Jh. kommt noch die Entwicklung der Verkehrsmittel hinzu, durch die alle Orte rasch erreicht werden können. Gleichzeitig treten auch Reaktionen gegen das Durchfliegen der Landschaft auf. Während die Englandreisen der Aufklärung eigentlich Londonreisen waren, rückt nun jeder Punkt im Landesinneren und auf den Inseln in Reichweite. Dennoch dominiert London auch weiterhin jedes Englanderlebnis.
Johanna Schoppenhauer (1766 - 1838) vertritt in ihren "Erinnerungen an eine Reise in den Jahren 1803, 1804 und 1805" einen vernünftigen Genuß des Lebens mit Maß. Ihre propagierten Werte des bürgerlichen Lebens sind Reinlichkeit Ordnung und Ruhe. Da sie ihr Reisebuch erst 10 Jahre nach der Reise schreibt, fehlt politisches und wirtschaftliches fast vollständig. Sie beschreibt nur gleichbleibende Sitten und Lebensweisen, wie den Ablauf eines englischen Sonntags.
Georg Weerth (1822 - 1856) beginnt seine "Skizzen aus dem sozialen und politischen Leben der Briten" als einen subjektiven Reisebericht, gegen Ende fügt er aber immer mehr vorgefundene Texte ein, wie politische Verhandlungen, soziale und wirtschaftliche Daten. Er erkennt, daß die industriellen Verhältnisse Englands bald auf Deutschland übergreifen werden. So sind seine herausgearbeiteten Kontraste etwas wehmütig, da sie nicht mehr lange gelten werden.
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