An dieser Stelle würde eine Geschichte der privaten Homepage ein höchst aussagekräftiger Einschub darstellen, doch ist mit ersten detaillierten Darstellungen erst in einiger Zeit zu rechnen. Ziel dieser Arbeit ist der unvollständige Versuch den Momentanzustand zu beschreiben. Genau so wie das Web männlich dominiert ist, sind die meisten Internet Benutzer in der Bundesrepublik Deutschland Jugendliche oder junge Erwachsene. Die Gründe mögen teilweise die selben wie bei der Geschlechterverteilung sein, sollen hier aber nicht vollständig analysiert werden.
Vielmehr soll herausgestellt werden, warum gerade für junge Menschen die eigene Homepage so interessant und faszinierend sein kann. Dabei wurde selbstverständlich nicht übersehen, daß viele Homepage Autoren älter als 30 sind. Dies bedeudet, daß die Möglichkeiten des Webs mehr und mehr von allen Altersschichten entdeckt werden, allerdings - dies gilt für die breite Bevölkerung - hauptsächlich im Kielwasser der \"jungen Generation\".
Wenn oben von der \"breiten Bevölkerung\" die Rede ist, soll erklärt werden, wie sich die Nutzerkreise immer weiter ausgebreitet haben. Die folgenden Aussagen gelten nicht speziell für das Web sondern für jegliche Netz- oder auch nur Computernutzung. Sie gelten doch aber seit der Einführung des Internet-Dienstes http(hypertext transfer protocol; technische Spezifikation zur Übertragung von Web-Seiten) sicherlich auch hierfür: \"Die ursprüngliche ARPANET- Gemeinschaft umfaßte 1996 ungefähr tausend Menschen. Nur wenig mehr als zwanzig Jahre später wird die Internet-Bevölkerung auf fünf bis zehn Milionen geschätzt. ... In den frühen achziger Jahren überstiegen die bürokratischen und finanziellen Anforderungen des ARPANET die Möglichkeiten von ARPA (Advanced Research Projects Agency). Das Netz war zur intellektuellen Ressource geworden, zu der Geistes- und Naturwissenschaftler drängten, auch wenn ihr Forschungsgebiet nichts mit mit der Entwicklung von Waffen zu tun hatte. CMC (Computer Mediated Communication) schlug denselben Weg der Verbreitung ein, dem auch die Computertechnologie zehn oder zwanzig Jahre zuvor gefolgt war: Zunächst im Rahmen der Rüstungsforschung entwickelt, erweisen sich Computer und Netze als nützlich und wurden für einen sich ausweitenden Kreis von Anwendern erschwinglich. Als erstes für Wissenschaftler außerhalb der Rüstungsforschung, dann für Großunternehmen, schließlich auch für kleinere Firmen und endlich für normale Bürger.
... Während der Zeiten, als sich das Netz ausdehnte, wurde auf Druck der Leute, die Zugang zum Netz forderten, die Definition dessen, was als \"akzeptierbare \" anzusehen sei, erweitert ... Sie wurde ... auf die natur- und geisteswissenschaftlichen Gemeinschaften ausgedehnt und ist nun dabei, die Geschäftswelt mit einzubeziehen. Ob aber der nächste und wichtigste Schritt getan wird, die Erweiterung auf ... alle Bürger, bleibt die Frage. In der Mitte der neunziger Jahre stehen wir vor einem Scheideweg: Wird der Expansionsprozeß über die Einbeziehung der Geschäftswelt hinaus fortgesetzt, oder werden sie versuchen, alles in die Hand zu bekommen?\" (Rheingold 1996)
Wenngleich Computer- bzw. Netz-Nutzung in Deutschland nie so eng mit Rüstungsforschung verknüpft war wie in den USA, gelten die Aussagen von Rheingold auch hierzulande. Selbstverständlich haben manche \"frühen\" Netz- Entwicklungen in Europa erst bis zu zehn Jahre später ihre Implementierungen gefunden. Doch die Liberalisierung des Netz-Zuganges für alle Studierenden an der Humboldt-Universität ist noch keine fünf Jahre alt. Mußte bis vor wenigen Jahren noch ein \"EDV- Beauftragter des Fachbereichs\" einem EMail-Account zustimmen, ist heute ein UNIX-Account problemlos ohne spezielle Begründung direkt beim Rechenzentrum zu beantragen. Diese Entwicklungen zeigen im Hinblick auf das Alter von Homepage Autoren zweierlei:
. Autoren, älter als die o. g. 30 Jahre teilen sich auf in Netz-Nutzer, welchen das Netz samt seiner Entwicklung vertraut ist und solchen, welche genau so viel oder wenig Netz-Erfahrung haben (können) wie die junge Generation. Diese letztgenannte Gruppe unterscheidet sich altersbedingt zwar in ihren Hobbies, Berufs- und Lebenserfahrungen aber nicht durch langjährig unterschiedliche Netz-Erfahrung.
Es ist aber unbedingt anzufügen, daß bei extensivem Netzgebrauch sehr schnell sehr viele Erfahrungen gesammelt werden können.
. Da das WWW ein sehr junger Internet-Dienst ist, welcher sich nach seiner Einführung nochmals stark veränderte, hat die junge Generation speziell für diesen Dienst bzw. dieses Medium keinen langjährigen Informations- und Erfahrungsvorsprung aufzuholen. Die wenigen älteren Web-Autoren orientieren sich fast zwangsläufig an den - schon zahlenmäßig - überlegenen jungen. Ein wenig anders mag dies bei der oben erwähnten mit dem Netz aufgewachsenen \"älteren Generation\" sein. Dort ist auch eine gewisse Abneigung oder zumindest Zurückhaltung gegenüber umfangreichen grafischen oder sonstigen \"multimedialen\" Inhalten festzustellen.
Zusammenfassend bedeutet dies, daß die wenigen älteren Homepage Autoren entweder mit der Einführung des Webs Hompages anbieten und entsprechent gestaltet haben, oder aber erst seit ein, zwei Jahren und sich dann an den vielen Pages der \"jungen Generation\" orientierten. Etwas klischehaft, aber um so anschaulicher formulierte der Intendant der Deutschen Welle Dieter Weirich in einem Vortrag über Medien im Jahr 2000: \"Im Internet gibt es eine Menge Blödsinn. Erst neulich fand ich darin eine Ansammlung von Fotos halbaufgegessener Plätzchen. Es stellt jedoch für die jüngere Generation eine phantastische Möglichkeit dar. Man sagt, daß Leute über 50 keinen Videorecorder programmieren können. Und daß die Leute über 40 Schwierigkeiten haben, ihre Stereoanlage einzurichten. Die Dreißigjährigen haben Probleme mit PCs. Nur Teenager wissen, wie man im sogenannten \"World Wide Web\" etwas findet.\" (Weirich 1996)
Welches die phantastischen Möglichkeiten des Webs für die jüngere Generation nun sind, läßt Weirich in seinem Vortrag offen. Die große Möglichkeit der Homepage für Jugendliche aber ist ohne Zweifel die der Selbstdarstellung, das sich ausprobieren, herausfinden \"wie will ich von anderen gesehen werden, wer bin ich wirklich?\" Junge Menschen haben einen besonderen Drang neue Ideen zu entwickeln bzw. andere zu verstehen und sich gegebenfalls zu eigen zu machen. Und keine Altersgruppe sonst hat so viel Enthusiasmus, ja sogar das Bedürfniss verinnerlichte Gedanken, Ideen oder Vorstellungen ihrer Umwelt mitzuteilen, gar sie davon zu überzeugen. Daß sich diese Ideen oder Vorstellung u. U. schnell ändern können tut dem Mitteilungsdrang Jugendlicher im Allgemeinen keinen Abbruch. Gemachte Erfahrungen wollen von Jugendlichen ebenso mittgeteilt und ausgetauscht werden. Der Drang und die Unbefangenheit an eine Öffentlichkeit zu treten läßt mit steigendem Alter nach, es sei denn dieses Verhalten wird als \"jung-dynamisches\" Lebensstil-Element übernommen. (vgl. Pantle: Jugendlichkeit als Lebensstil) Im Gegensatz hierzu seien nochmals die Homepages von Mitarbeitern bzw. Mitarbeiterinnen der Uni erwähnt, welche von einem Dritten für die entsprechenden Personeen erstellt wurden. Andere Homepages sind zwar selber, aber nicht aus eigenem Antrieb heraus erstellt worden (s. Antwort-Mail 18). Und wieder andere haben ihres Erachtens einfach \"wichtigeres zu tun\" (s. Antwort-Mail 8).
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