Anders als die Ausbildung bleibt die betriebliche Weiterbildung im wesentlichen dem freien Markt bzw. der Selbstorganisation der Wirtschaft (Verbänden, Standesorganisationen) überlassen. Der Staat kann allerdings regulierend in die berufliche Fortbildung eingreifen ( Berufsbildungsgesetz §46). Die auf dem Markt vorfindbaren Weiterbildungsangebote unterscheiden sich in der Breite, mit der Abschlüsse anerkannt sind. Zu nennen sind insbesondere:
Weiterbildungen
ohne Zertifikat: Zahlreiche Fort- und Weiterbildungsangebote werden ohne einen Leistungsnachweis für den Teilnehmer angeboten. Eine solche Massnahme kann zwar der Optimierung von Betriebsabläufen dienen, hat aber darüber hinaus für die persönliche Fortentwicklung des Mitarbeiters keine Relevanz. Der Leistungsnachweis besteht aus Sicht der Unternehmen im Transfer des Gelernten in die Betriebliche Praxis.
Zertifizierung durch
private Bildungsanbieter: Zahlenmäßig die größte Bedeutung hat ein offener Markt von Programmen und Abschlüssen, bei denen die Zertifizierung durch private Bildungsanbieter oder intern in Industrieunternehmen erfolgt. Die Wertigkeit solcher Abschlüsse ist allerdings i.d.R. nicht transparent. Sie ist am ehesten noch aufgrund des Rufes der Weiterbildungsanbieter abschätzbar. Zwar treten auch Universitäten und Fachhochschulen sowie die Industrie- und Handelskammern als Bildungsanbieter im IT- Bereich auf, sie konnten sich auf dem Markt aber bislang nicht behaupten. Die insgesamt geringe Vergleichbarkeit der Programme und Zertifikate führt zu Problemen bei der Bewertung dieser Abschlüsse. Eine besondere Rolle spielen im IT- Bereich Weiterbildungen, die zur Beherrschung eines einzigen Softwareproduktes angeboten werden. Obwohl es sich hier um reine Firmenzertifikate handelt, können Absolventen solcher Kurse bei entsprechender Behauptung des Produkts auf dem Markt sehr nachgefragt sein. Beispiele der IT- Branche sind z.B. Microsoft- Certified System Engineer, Cisco- z.B. Cisco Certified Network Associate, Novell- z.B. Certified Novell Administrator, Oracle- z.B. Oracle Certified Professional und SAP- Consultant für SAP R/3
Staatlich anerkannt
Weiterbildungen: Diese Abschlüsse haben einen besonderen Stellenwert, weil sie ordnungspolitisch geregelt sind. Sie werden von öffentlichen- rechtlichen Körperschaften (z.B. den Industrie- und Handelskammern) vergeben. In der Regel werden durch private Bildungsträger Seminare Angebote, die auf die entsprechenden Prüfungen in autorisierten Testzentren vorbereiten. Staatlich anerkannte Weiterbildungen haben bundesweite Geltung und sind von daher sowohl für Weiterbildungsinteressenten, als auch für die Betriebe gut dokumentiert und vergleichbar. Im IT. Bereich bieten die Industrie- und Handelskammern beispielsweise den Abschluss zum "Staatlich geprüften Informatiker" an.
Im Vergleich zu anderen Branchen zeichnet sich der Bereich der IT- Weiterbildung durch eine insgesamt besonders geringe Strukturierung und Transparenz aus. Das derzeit laufende Ordnungsvorhaben will dies durch Einführung von 28 Spezialistenprofilen und 6 Professionalprofilen lösen und damit auch eine attraktive Alternative zum Hochschulstudium darstellen.
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