Die außerordentliche Leistungsfähigkeit des Mediums elektronische Post (englisch: electronic mail, abgekürzt Email oder einfach nur mail) wurde in den Gründungsjahren der Computernetzwerke zunächst gar nicht in ihrer gesamten Tragweite erkannt. Der im ARPA-Netz Ende der sechziger Jahre lediglich als Zusatzdienst implementierte Emaildienst wurde jedoch in kürzester Zeit zu einem der zentralen Elemente des Internet.
Mit elektronischer Post wird in Computernetzwerken jener Dienst bezeichnet, über den die Netzwerkteilnehmer miteinander kommunizieren können. Jeder Benutzer hat dabei seinen eigenen privaten Briefkasten (wie gelbe Post), in dem private Nachrichten abgelegt werden können.
Obwohl vom Übertragungnetz abhängig, handelt es sich bei der Email im Vergleich zur gelben Post um ein äußerst schnelles Medium (Geschwindigkeitsvorteil). Mails sind in wenigen Sekunden beim Empfänger.
Gegenüber dem Fax hat die Email Kostenvorteile und die Möglichkeit, dass die Daten sofort weiterverarbeitet werden können.
Bei den dabei ausgetauschten Nachrichten handelt es sich um reine Textdokumente, an die zusätzlich als Anlage (binäre) Dateien beliebigen Inhalts (Bilddateien, ablauffähige Programme etc.) mit versendet werden können.
Hier sollen die faszinierenden Eigenschaften des Mediums elektronische Post beleuchtet werden.
Gegenüberstellung von gelber Post und Email
Obwohl elektronische Post oberflächlich betrachtet nichts anderes darstellt als eine elektronische Variante der Rohrpost oder des Telex (und vielfach auch so genutzt wird), unterscheidet sie sich in vielfacher Hinsicht wesentlich von herkömmlichen Kommunikationsmethoden. So können elektronische Nachrichten abgespeichert, mehrmals gelesen, ergänzt oder modifiziert und an Dritte oder Vierte weitergeleitet werden.
Man hat die Möglichkeit, mit demselben Aufwand Nachrichten an eine bestimmte Person oder, mit Hilfe eines Verteilers, an einen großen Personenkreis zu senden.
Ist kein Ansprechpartner für eine bestimmte Situation bekannt, können Nachrichten beispielsweise an alle Teilnehmer eines Diskussionsforums, einer Interessensgruppe, oder an alle Mitarbeiter einer Firma versendet werden.
Im Rahmen von elektronischer Kommunikation verändern sich zudem die Verhaltensweisen der Teilnehmer. In elektronischen Nachrichten werden häufiger extreme Meinungen und spontane Ideen geäußert als in Gesprächsrunden. Paradoxerweise bewirkt also gerade die unpersönliche Form des elektronischen Kommunikationsmediums, dass Hemmungen, zu sprechen oder sich mitzuteilen, verschwinden oder abgebaut werden.
Durch die Vernetzung des Wissens einer großen Anzahl von Personen durch computergestützte Kommunikation werden durch Email außerdem Synergieeffekte erzeugt, die mit anderen Kommunikationsmethoden nicht erreichbar sind. Ein typischer Informationsfluss beginnt dabei mit einer \\\"Weiß jemand...?\\\"-Nachricht, adressiert an alle Teilnehmer einer bestimmten Personengruppe, die durchaus auch über die ganze Welt verstreut sein kann. Und in vielen Fällen erfolgen innerhalb kurzer Zeit eine oder mehrere Antworten zu der angesprochenen Problematik. Untersuchungen in privaten Kommunikationsnetzen großer Firmen belegen, dass das Funktionieren dieser Art von Informationsbeschaffung, die auf dem guten Willen aller Teilnehmer aufbaut, nicht nur im Internet funktioniert, dort jedoch sicherlich am extremsten ausgeprägt ist.
Dies führt zu der Frage, was Internet-Benutzer veranlasst, ihre Zeit damit zu verbringen, auf Fragen von Personen zu antworten, mit denen sie nichts anderes als der gemeinsame Zugang zu einem Netzwerk verbindet. Die endgültige Antwort darauf wird wohl für immer in den Tiefen des Internet verborgen bleiben. Sie hat jedenfalls zu tun mit einer Art elektronischen Altruismus, der sich bei computergestützter Kommunikation bildet.
|