2.2.1 Die Geschichte
Die Anfänge von CompuServe finden sich im Jahre 1969 in Columbus, der Hauptstadt von Ohio/USA. Eine Versicherungsgesellschaft schaffte eine Rechenanlage an, die weit über ihren Bedürfnissen lag. So gründete sie, um die überflüssige Rechenkapazität gegen Geld zur Verfügung stellen zu können, CompuServe Incorporated. Die Aufgabe lag in der Schaffung, Unterhaltung und Vergrößerung des Netzwerks, um externen Firmen einen direkten Zugriff auf die CompuServe Maschinen zu ermöglichen. Der Datentransfer lief offline ab, das heißt, die Programmierer/Systembetreuer von CompuServe teilten die Rechenzeit zu. Diese wichtigen Erfahrungen konnte CompuServe ab 1978 im Onlinemarkt einbringen. In einem kleinen Feldversuch mit 1.000 Mikrocomputern und mit dem sogenannten "MicroNet" wagte man den ersten Schritt. Es waren durchwegs Freaks, also Computerspezialisten, die an diesem Versuch teilnahmen, dadurch war das Angebot trotz des kleinen Umfangs ein großer Erfolg. Die logische Konsequenz war die Gründung des landesweiten Dienstes CompuServe Information Services (CIS).
Der endgültige Durchbruch gelang CompuServe 1980, da die dazu notwendige Hard- und Software durch Verträge mit Computerherstellern den Computern beigelegt wurden. Das gesteigerte Informationsangebot wie zum Beispiel die aktuellen Börsenkurse kurbelte den Erfolg an. Das notwendige Kapital für die weitere Entwicklung stand durch die Übernahme von CompuServe durch H&R Block Inc. (Finanzkonzern) zur Verfügung. H&R Block sah in CompuServe die Möglichkeit der schnellen Verbreitung von Finanzdaten oder des aktiven Börsenhandels über CompuServe.
Während der nächsten 10 Jahre stieg die Mitgliederzahl auf eine halbe Million Benutzer: Die Anzahl der Dienstleistungen nahm immer mehr zu, darunter Nachrichtendienste und komplexe Datenbanken. Mittlerweile gab es auch in fast jeder größeren Stadt der USA Einwählknoten. Ab 1989 wurde auch der interaktive Zugriff mit einer Benutzeroberfläche auf CompuServe durch den CIM (CompuServe Information Manager) möglich.
Gegen Ende der 80er Jahre war es auch für Nicht-Amerikaner durch erste Netzknoten in Europa, Südostasien und Australien möglich, einen einigermaßen günstigen Zugang zu CompuServe zu erhalten. 1994 konnte dadurch die Mitgliederzahl von 2 Millionen weltweit überschritten werden. Davon befanden sich 1,2 Millionen im nordamerikanischen, 500.000 im pazifischen/asiatischen und 200.000 im europäischen Raum. Und der Aufwärtstrend hält weiter an: etwa 80.000 Benutzer kommen derzeit monatlich hinzu. Voraussetzung dafür sind das aus eigens für CompuServe entwickelten Rechneranlagen bestehende Netzwerk in Columbus, das von etwa 1.000 Mitarbeitern betreut wird.
2.2.2 Die Adressierung
Da CompuServe ein kommerzieller Online-Dienst ist, wird hier hauptsächlich mit dem Namen der Benutzer operiert. Daneben gibt es noch die CIS-ID (CIS-Identity), mit dem jeder eindeutig identifiziert werden kann. Hierbei handelt es sich aber um ein für den Anwender nicht durchschaubares System.
2.2.3 Der Aufbau
In der Zentrale von CompuServe in Columbus spielt sich das Leben auf den 60 Minirechner von DEC, die durch ein eigens entwickeltes Betriebssystem verbunden sind, ab. Durch Vernetzung und unterbrechungsfreie Stromversorgung liegt die Downzeit bei nur 0,05 % (4 Sekunden pro Tag). Die Computer besitzen etwa 700 Gigabyte Datenspeicher. Um den Schaden bei diesen Datenmengen möglichst gering zu halten, werden die Daten täglich komplett gesichert.
Die Anlage besteht daneben auch aus der Anbindung an die Kommunikationsnetze in der ganzen Welt: Zum einen an das CompuServe-eigene weltweite Netz, das über Satelliten, Land- und Überseeleitungen kommuniziert, zum anderen an die Gateways mit Leitungen aus über 120 Ländern. Dadurch können zwischen 8.000 und 8.500 Benutzer zur gleichen Zeit bedient werden.
Abbildung 2: Der Weg vom PC über Telefon und Netzwerk zum CIS-Rechner
Dieser Weg wird beschritten, wenn man einen Login bei CIS (CompuServe Information Services) vornimmt: Das Modem stellt eine Verbindung über die gewöhnliche Telefonleitung zum CIS-Knoten her, von dem aus die Daten über den internationalen Netzdienst nach Ohio an die betreffende Maschine weitergeleitet und dann bearbeitet werden.
2.2.4 Die Verwaltung
Die Verwaltung erfolgt bei CompuServe in Ohio durch die rund 1.000 Mitarbeiter. Diese verwalten die riesigen Datenmengen und sorgen für Ordnung und Korrektheit im Ablaufs des CIS. Man vermeidet so gut es geht die Zensur, doch es gibt gewisse Einschränkungen, unter anderem im Bereich der Pornographie und des Rechtsradikalismus.
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