Die Struktur der japanischen Stadt unterscheidet sich wesentlich von Städten im Westen. Während die westliche Stadt auf einer linearen Struktur basiert, die in einem durchgehenden Straßennetz ihren Ausdruck findet, ist die japanische Stadt durch unabhängige Bereiche definiert, die sich wie ein Flickenteppich ergänzen. Dieser strukturelle Unterschied spiegelt sich auch auf anderen Ebenen wider: beispielsweise in Schriftform, Texten und Kartierungen oder auch der Gestaltung von Zeitungen und Magazinen. Wie Barry Shelton in seinem Buch "Learning from the Japanese City\" ausführt, bauen Schriften in der westlichen Kultur auf dem Alphabet auf, mit dem einzelne, für sich genommen bedeutungslose Buchstaben linear zu Wörtern und Sätzen zusammengesetzt werden. Die japanische Schrift hingegen setzt sich aus autonomen, ursprünglich aus dem Chinesischen stammenden Zeichen zusammen. Diese Zeichen, sogenannte kanji, haben für sich selbst stehend schon eine eigene Bedeutung und können mit den zwei anderen japanischen Schriften und auch westlichen Buchstaben in einer vergleichsweise freien Art kombiniert werden.
Die Verschiedenheit der japanischen und der westlichen Stadt fußt auch auf einem Unterschied der Religionen. Im japanischen Shinto-Glauben, der seit Jahrhunderten mit dem Buddhismus koexistiert, gibt es eine Vielzahl von Göttern und Orten religiöser Bedeutung. Diese Struktur findet sich auch in der nicht-hierarchischen Organisation und patchworkartigen Anlage der japanischen Stadt wieder. Die westliche Stadt hingegen ist durch den monotheistischen Hintergrund der westlichen Religionen charakterisiert.
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