Während in der Gründungsperiode der NPD sich die Parteimitglieder weitgehend aus der DRP und zahlreichen anderen national-konservativen oder rechtsextremen Gruppen rekrutierten, änderte sich dies mit dem Aufstieg der Partei. Gegen Ende der sechziger Jahre hatte sich die Sozialstruktur der NPD-Wähler an die der Gesellschaft der Bundesrepublik deutlich angenähert. Es hatte sich gezeigt, dass die Wahlerfolge der Partei auf eine sozial breit gefächerte Wählerschaft zurückgingen. Vor allem in wirtschaftlich schwachen Regionen gewann die Partei Anhänger aus allen Berufsgruppen. Ebenfalls zeigte sich, dass Mitglieder von Berufsgruppen, die von der Wirtschaftskrise der späten 60er Jahre stark betroffen waren, bundesweit mit der NPD sympathisierten. Wähler - unabhängig von der Einkommenshöhe -, die glaubten, es seien allgemein, oder für sie speziell schlechte Zeiten zu erwarten, neigten dazu, den autoritären Lösungsvorschlägen der NPD Gehör zu schenken. In katholischen Bevölkerungskreisen konnte die Partei jedoch nur geringe Erfolge verzeichnen. Dies lag vor allem an der stärkeren religiösen Orientierung der Wähler, die ein Abdriften in das extreme rechte Lager unwahrscheinlich machte.
Die Sozialstruktur der Parteimitglieder lässt sich jedoch differenzierter aufschlüsseln. Bei diesen bildeten die mittelständischen Berufsgruppen den Kern. Über die Hälfte der Parteimitglieder war dem "alten Mittelstand\", den Selbständigen und dem "neuen Mittelstand\", vor allem Angestellten, zuzurechnen. Doch auch die Arbeiter stellten mit fast einem Drittel einen hohen Anteil an den Parteimitgliedern.
Bei den Mitgliedern der NPD dominierte die Altersgruppe der 45 bis 60jährigen Männer. Frauen waren mit ca. 10% im Vergleich zur Gesamtbevölkerung unterrepräsentiert. Die stärkste Gruppe der NPD-Mitglieder stellten also Männer aus mittelständischen Berufen, die während des Nationalsozialismus aufgewachsen waren. Diese Charakteristika spielten auch bei der parteiinternen Führungsauswahl eine bedeutende Rolle. Die NPD-Elite setzte sich zu 90% aus Angehörigen des Mittelstandes zusammen, wobei auf Bundesebene der "alte Mittelstand\" und auf Landesebene der "neue Mittelstand\" überwog.
Untersucht man die Zugehörigkeit zur ehemaligen Führung der NSDAP, der SRP, der DRP und anderen rechtsextremistischen Organisationen, so kommt man zu folgendem Ergebnis: 1967 gehörten 35% der Parteimitglieder, 42% der Kreisfunktionäre, 60% der Landtagsabgeordneten, 67% der Funktionäre auf Landesebene, 73% der Mitglieder des Parteivorstandes, 91% der Bundesredner und 100% der Gesellschafter der Parteizeitung "Deutsche Nachrichten\" zu dieser Gruppe. Organisationserfahrung in der NSDAP oder einer anderen rechtsextremistischen Organisation waren also neben der Zugehörigkeit zu einer mittelständischen Berufsgruppe wichtige Faktoren der innerparteilichen Führungsauslese.
Der überwiegend mittelständische Charakter der NPD-Führung machte sie jedoch nicht zu einer typischen Interessenpartei, sondern zeigt, dass sie einen Parteityp mit vorwiegend ideologisch-autoritären Parteibindung darstellt. Das mittelständische Engagement blieb immer nur ein Mittel der Mobilisierung von Anhängern.
|