Im heutigen Sprachgebrauch wird das Wort \"Tempel\" hauptsächlich als eine Bezeichnung für ein der Götterverehrung dienendes Bauwerk benutzt. In der Antike beschränkt sich der jeweilige Begriff je¬doch nur selten auf ein bestimmtes Bauwerk. Markante Orte oder Stätten mythischer Bedeutung wer¬den z.B. auch als \"úÛè¢ä \" bezeichnet. Der lat. Begriff \"templum\", auf den wir etwas weiter unten noch eingehen werden, stammt von dem griechischen Verb \"ê,ãäï \" ab, das soviel wie \"schneiden\" bedeutet, jedoch auch \"abteilen, absondern\". Das der Gottheit geweihte Land heißt demnach \"ê,ãÛäo@ \".
2. Quellen
Die Hauptgrundlage für die Forschung bilden archäologische Zeugnisse. Viele Tempel sind noch sehr gut erhalten (z.B. das Maison Carée in Nîmes), von anderen ist nur noch ein Bruchstück des Kapitells übrig. Oft wurden alte Tempel nach ihrer Zerstörung (naturbedingt oder mutwillig herbeigeführt) durch neue ersetzt, so daß man von den älteren Tempeln, sofern nicht Teile von ihnen \"recycelt\" wur¬den, höchstens einen Grundriß erkennen kann. Viele Tempel wurden später als Kirchen genutzt und sind somit -sofern sie nicht in großem Stile umgebaut wurden- sehr gut erhalten. Bis ins 3. JH.v.Chr. wurde häufig Holz verwendet, das sich inzwischen aufgelöst hat und nur anhand von Verfärbungen im Erdreich nachgewiesen werden kann. Diese Umstände erschweren eine Analyse früher Tempel.
Die Forschung beschränkt sich jedoch nicht nur auf die archäologische Analyse von Bauwerken, son¬dern schließt auch die Beschäftigung mit bildlichen oder plastischen Darstellungen, sowie die Aus¬wertung von Literatur mit ein. Zu den bedeutendsten Werken in diesem Zusammenhang zählt wohl \"de architectura\" von Vitruvius Pollio, dessen Untersuchungen sich auf Besichtigungen vor Ort und das Studium (vor allem) hellenistischer Quellen stützen. Doch schon Homer liefert Informationen über Bauwerke, so erfährt man z.B., daß der Athena-Tempel in Troja über verriegelbare Türen ver¬fügte. Oft kann man auch aus Reiseberichten Informationen ziehen: Pausanias beschreibt z.B. einige Gebäude, die heute nicht mehr existieren, sehr genau.
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