Joseph II erregte großes Aufsehen, als mehr als 400 Klöster auflöste. Er löste alle Klöster auf, die sich nur mit beten oder Selbstheilung beschäftigten. Diese Klöster hatten in seinem von Vernunft geprägten System keinen Platz. Orden die lehrten, Kranke pflegten oder sich der Seelsorge widmeten hatten für ihn einen Sinn. Weiters hatte er die Diözesen neu geordnet und anderen Bistümern unterstellt. Natürlich fand diese Reformation keinen besonderen Anklang bei dem geistlichen Adel.
Der Papst (Pius VI) selbst reiste nach Wien um den Kaiser von diesen Maßnahmen abzubringen, was aber ohne Erfolg blieb. Das Geld das durch die Auflösung der Klöster an den Staat fiel, wurde in einen Religionsfond eingezahlt, durch den der Staat bis 1938 ohne Kirchensteuer auskam. Die Religionsfonds umfassten alte Religionsfonds, Eremitenfonds und die böhmische Salzkasse mit der Vermögensmasse von mehr als 700 aufgehobenen Klöstern, Kirchen, Kapellen, Benefizien und Bruderschaften der Monarchie. Der Fond diente zur Gründung neuer Pfarren, wobei alte Pfarren Zuschüsse bekamen.
Joseph II gründete auch viele neue Pfarren, weil er der Meinung war, dass kein Ort mehr als eine Gehstunde von seiner Kirche entfernt sein sollte. Ebenso führte er Priesterseminare ein, weil auch der Priester Staatsbeamter war. Dadurch wurde die Seelsorge verbessert.
Weiters schrieb er auch vor wie viele Kerzen bei einer Messe brennen durften, bestimmte die Gottesdienstordnung und die Kirchenmusik, und auch eine Begräbnisordnung stellte er auf. Er meinte, dass der Tote nur zum Verwesen da sei, und daher sollten er ohne Kleidung, nur in ein Tuch gewickelt und mit Kalk bestreut begraben werden. Er entwickelte sogar einen Sarg der am Boden eine Falltüre hatte, und somit mehrmals verwendet werden konnte. Diese Erfindung erregte besondere Missstimmung bei der Bevölkerung.
Weiters schaffte Joseph auch viele Feiertage ab, kürzte die Wallfahrten und löste die Brüderschaften auf.
Er ermöglichte auch anders gläubigen ihre Religion im Staat auszuüben, das heißt, dass er die nicht Katholiken den Katholiken gleichstellte und mit einem Toleranzpatent 1782 die Emanzipation der Juden einleitete. Das führte natürlich zu Protesten der antisemitischen Christen, fand aber bei den Juden großen Anklang. Es war den nicht Katholiken jetzt zwar erlaubt ihre Religion auszuüben, aber man hatte doch Einschränkungen. Es gab zum Beispiel Vorschriften für den Kirchenbau, was den Vorrang dem Katholischen Glauben gab. Juden durften auch nicht alles. Sie durften Handwerken und sich industriell Betätigen, auch auf die Hochschule wurden sie zugelassen. Dennoch galten sie nicht als vollwertige Bürger, obwohl ihre diskriminierende Kleidungsvorschrift aufgehoben wurde.
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