Zwar stellt die erste Version das Ereignis historisch genauer dar, doch die zweite Fassung stellt die historische Bedeutung der Personen besser heraus. So gab es im Spiegelsaal kein Podest, auf dem sich der Kaiser hätte befinden können, sondern nur eine einfache Erhöhung wie auf der ersten Fassung zu sehen ist. Zudem trug Bismarck an diesem Tag eine blaue und keine weiße Uniform. Auch wurde der Kriegsminister Roon eingefügt, der während der Proklamation wegen Krankheit abwesend war. Durch diese drei wesentlichen Veränderungen werden in der zweiten Version Kaiser Wilhelm, Bismarck, Roon und von Moltke herausgestellt. Sie heben sich nun deutlich von der breiten Masse der anwesenden Soldaten und Fürsten ab. So wird auch ein Bezug zu den in der damaligen Zeit populären Reichsgründungsdenkmäler hergestellt, auf denen Bismarck, Roon und von Moltke dargestellt werden. Daher wirkt die zweite Version wie eine Reparatur der ersten, missglückten Fassung. Sie wurde politisch überarbeitet, so dass schließlich der Kaiser und Bismarck zufrieden waren.
Auch die unterschiedlichen Perspektiven sind wichtig. Hier ist auch die erste Version die historisch Korrekte und die zweite Fassung politisch korrigiert. Nach seinen Angaben, von wo aus er Bismarck nicht verstehen konnte, er muss also ein ganzes Stück entfernt gewesen sein. Dies ist auch durch den militärischen Charakter der Proklamation begründet, an der der "Zivilist" von Werner nur bedingt teilnehmen durfte. Durch die zweite Fassung wird der einfache Bürger mehr in den Mittelpunkt des Ereignisses gerückt. Zudem hatte Bismarck nicht das beste Verhältnis zum Militär. Er versuchte während der Schlachten häufig Einfluss zu nehmen, obwohl er nur den Pflichtwehrdienst geleistet hatte. Im Gegenzug probierten die hohen Offiziere ihn von Friedensverhandlungen, wie z.B. nach dem Deutsch-Deutschen Krieg, auszuschließen. Da dieses Gemälde als Geschenk für Bismarck gedacht war, ist es anzunehmen, dass der Kaiser als Auftraggeber Bismarck nicht an diese Probleme erinnern wollte.
|