Der Dreißigjährige Krieg begann eigentlich nicht erst mit der böhmischen Adelsfronde.
Ihr voraus gingen drei Konflikte, die eine künftige kriegerische Entwicklung bedrohlich
ankündigten.
Der Zerfall der zentralen Herrschaftsgewalt des Kaisers schien in dieser Zeit unaufhaltsam. Es gab zwei Einrichtungen, die im bescheidenen Ausmaß von allen Ständen anerkannt wurden: Das Reichskammergericht und der Reichstag. Das Reichskammergericht schlichtete Streitigkeiten zwischen den Fürsten. Der Reichstag organisierte einzelne gemeinsame Unternehmen in der Innen - und Außenpolitik. Bald kam es zur Auflösung dieser höchsten Einrichtung im Staat, denn nach ständigen Streitereien verließen die protestantischen Stände sowohl das Reichskammergericht als auch den Reichstag. Nun erfolgte aufgrund ebensolcher konfessionspolitischer Verhärtungen im Reich, die den Reichstag fast lahmlegten, die Bildung konfessioneller Bündnisse. Die Gründung der protestantischen Union unter der Führung des Kurfürsten von der Pfalz beantworteten die Katholiken mit der katholischen Liga, die der bayrische Herzog zur straffen , antiprotestantischen Bastion - allerdings ohne Österreich - ausbaute.
Der konfessionspolitische Gegensatz erreichte seinen ersten Höhepunkt, als der Streit um die Erbschaft Kleve - Jülich - Berg den Kaiser, Brandenburg, Neuburg Sachsen und nicht zuletzt Frankreich auf den Plan rief. Es bildete sich die den Dreißigjährigen Krieg bestimmende politische Konstellation. Ein Krieg wurde nur noch dadurch verhindert, dass Frankreich dem Kaiser drohte (es blieb dabei, da Heinrich der IV. 1610 ermordet wurde) und der Neuburger Pfalzgraf zum Katholizismus übertrat, wodurch die Teilung der Erbschaft unter Brandenburg und Neuburg die Zustimmung der anderen Parteien fand.
Ebenso konfliktgeladen war schließlich die innerhabsburgische Situation, die durch die österreichische Politik nach Absetzung Rudolfs II. (1611), der 1609 den Majestätsbrief erlassen hatte (Religionsfreiheit der böhmischen Stände), gegeben war. Sein Nachfolger und Bruder Matthias wurde zwar zum böhmischen König und römischen Kaiser gewählt, hatte aber keinen Erfolg die konfessionspolitischen Probleme im Reich zu lösen, außerdem blieb er kinderlos. Unter erheblichen Protesten der Böhmen, die erstmals die Umwandlung ihres Landes in eine Wahlmonarchie erwogen, und auch Spaniens kam es ohne Zustimmung der Stände zur Wahl des streng gegenreformatorisch gesonnenen Ferdinand II., der das böhmische Erbrecht von Philipp III. von Spanien übertragen
bekam (Philipp III. erhält im Gegenzug dafür Anspruch auf das habsburgische Elsaß). In Ferdinands politischem Programm, einer Verbindung von strengem Katholizismus und absolutistischem Herrschaftsanspruch, lag der künftige Konflikt, der sich zum Dreißigjährigen Krieg ausweitete, bereits beschlossen.
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