Der römische Dichter Lukrez, ein begeisterter Anhänger der epikureischen Lehre gehörte nicht zu den Kulturkritikern des Altertums. Er vertrat in seiner die Auffassung, dass der menschliche Geist immer größere Fortschritte gemacht habe. Trotzdem war er der Meinung, dass der Mensch dazu neigt, seinen Erfindergeist nicht nur zum Guten, sondern auch zur Destruktion zu benutzen. Er stellte fest, dass die eiserne Pflugschar eine viel intensivere Bearbeitung des Ackerbodens erlaubt, aber zum gleichen Zeitpunkt erfanden die Menschen eiserne Waffen. "Mit Erz behandelten sie den Boden der Erde, mit Erz mischten sie die Fluten des Krieges und säten sie wüste Wunden aus ... "
Die Kriegserklärung an den menschlichen Gegner schloss auch die Kriegserklärung an die Natur ein. Die Verwüstung von Äckern, das Niedertrampeln und Verbrennen der fast reifen Getreidefelder, das Abhacken von Frucht-, insbesondere der nach Jahren erst wieder tragenden Olivenbäumen und die mutwillige Zerstörung von Weinbergen. Mit diesen Praktiken versuchte man den Feind zu schädigen. Es gab auch sadistische Exzesse, bei denen es nicht nur um die Effizienz der Zerstörung ging, sondern Generäle und Soldaten auch noch Gefallen daran fanden, wie zum Beispiel der spartanische König Kleomenes III im Krieg gegen den traditionellen Feind Argos. Er ließ das Getreide nicht wie üblich mit Sicheln und Messern abmähen, sondern mit großen, in die Form breiter Schwerter gebrachten Holzkeulen zerschlagen, so dass die Soldaten mit diesen Werkzeugen ohne alle Mühe die ganze Frucht vernichteten. Dies kam aber selten vor. Selten kam es auch vor, dass sich jemand gegen diese Praktiken äußerte. Einer davon war Polybios, der meinte, dass dadurch nur Hass geschürt wird und kein Platz für Reue gelassen wird. Nur manchmal erkannte man, dass Plünderungen und ausgedehnte Verwüstungen nicht nur die Disziplin der eigenen Truppe schwächen, sondern auch Gefahren durch Zersplitterung der Kräfte heraufbeschwören könnten.
Kriegsziel war es aber nicht, die Vernichtung der staatlichen Existenz des Gegners, sondern man strebte an, ihn niederzuringen. Ein einziger, relativ kurzer Kriegszug sollte den Ausschlag über Sieg oder Niederlage geben. Man versuchte den Gegner in Versorgungsengpässe zu treiben. Für den Verteidiger war es wichtig, möglichst früh anzugreifen um allzu großen wirtschaftlichen Schaden abzuwenden. Nur wenige griechische Städte verfügten über genügend Agrarland oder finanzielle Reserven, die einen umfangreichen Import von Lebensmitteln ermöglicht hätten, um hohe, kriegsbedingte Verluste der Agrarproduktion auch nur über 2 Jahre lang durchzustehen. So hielt sich der angerichtete Schaden im allgemeinen in überschaubaren Grenzen.
Einen Bruch mit dieser Tradition bedeutete der Peloponnesische Krieg (431v.Chr.), der zwischen Sparta und Athen sowie ihren jeweiligen Verbündeten ausbrach. Die Athenische Armee setzte auf eine Ermattungsstrategie, indem sie einer Entscheidungsschlacht auswich, das Land während der feindlichen Einfälle räumen und die Bewohner in die Stadt evakuieren ließ. Die athenischen Bauern, im Schutze der langen Mauern, mussten zusehen, wie ihre Häuser und Felder vernichtet wurden. Umgekehrt führte die athenische Flotte auf spartanischem Gebiet Terror -, und Verheerungsaktionen durch und zielte durch die Verheerung der Küstenstriche zugleich auf die Zermürbung des Gegners. Die Peloponnesier konnten hingegen das kaum gesicherte Attika verwüsten. Die Spartaner hatten dies gewissermaßen als Repressalie gegen den menschlichen Feind, der sich in Deckung hielt, benutzt. Dort wo sie durchzogen, leisteten sie gewiss ganze Zerstörungsarbeit. Aber nach Hanson kann aber von einem völligen Ruin Attikas nicht die Rede sein, da es an technischen Möglichkeiten mangelte. Der Krieg endete schließlich ohne einen Gewinner mit großen wirtschaftlichen Schaden für beide Staaten.
Die nachhaltigsten und ökologisch verheerendsten kriegsbedingten Eingriffe in eine Flora fanden in der römischen Geschichte in Italien selbst statt. Im 2. Punischen Krieg lautete die Devise: "Der Krieg nährt den Krieg". Man griff zu einem Mittel, das in der antiken Kriegführung wegen seiner Radikalität und Zweischneidigkeit nur selten angewandt wurde, der Strategie der verbrannten Erde. Fabius Maximus cunctator () wollte die Proviantierung der Truppen Hannibals, die über die Alpen nach Italien gekommen sind, erschweren. Er wandte dabei das Prinzip der verbrannten Erde an. Fabius Maimus befahl zeitweise eine Zerstörung der für Hannibal in Frage kommenden Nachschubbasen. Süditalien brauchte Jahrzehnte, um sich von der gigantischen Welle der Verwüstung zu erholen. Als Revanche ließen die Römer am Ende des 3. Punischen Krieges die Handelsstadt Karthago verbrennen, bis sie dem Erdboden gleich war. Der Ort sollte für alle Zeit unbewohnbar und unfruchtbar bleiben.
Nicht ganz so drastisch, aber doch stets mit äußerster Rücksichtslosigkeit wenn es um das Erreichen militärischer Ziele ging, verfuhren die Römer auch in anderen Kriegen (sogar in Bürgerkriegen). Debellare hieß die Devise, das völlige Niederwerfen des Gegners. Vergil schrieb dazu: parcere subiectis et debellare superbos: (= die Unterworfenen schonen, und die Aufsässigen bekämpfen.
Die durch den Krieg entstandenen ökologischen Schäden können nicht genau bestimmt werden. Fakt aber ist, dass man bereit war, derartige Schäden in Kauf zu nehmen. Wenn sie sich in Grenzen hielten, dann wiederum vor allem wegen der fehlenden technischen Möglichkeiten.
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