Als Maßstab wird hier das Auftreten neuer Städte mit bestimmten Merkmalen angelegt.
1. Städte bis 1150: Die Zeit der Mutterstädte, der Ausbildung des Typus Stadt in Mitteleuropa.
2. 1150 bis 1250: Die Zeit der großen Gründungsstädte älteren Typs, der Vervielfachung der in den Mutterstädten vorgebildeten, normgebenden Kraft entfaltenden Form.
3. 1250-1300: Die Zeit der Kleinstädte
4. 1300-1450: Die Zeit der Minderstädte."
Diese Aufstellung bietet nur den Rahmen zur Orientierung und wurde von Heinz Stoob erstellt. Gründungsstädte älteren Typs existieren z.B. bereits 1120 wie die Zähringergründung Freiburg i. Br. beweist. Die Kleinstadtgründungen gehen bis in das 14. Jh., die Gründungen erreichen ihren Höchststand aber im 13.Jh. und um 1300 bricht dann auch die Gründungswelle in Mitteleuropa ab.
Die Kleinstädte und Minderstädte sind kennzeichnend für das Spätmittelalter. Kleinstädte können den Entwicklungsstand der älteren Städte nicht mehr erreichen. Sie orientieren sich aber an diesen hinsichtlich Stadtrecht, Verfassung, Befestigung und Siegelführung. Eine stärkere Abhängigkeit von dem Ortsherrn und eine Ausrichtung auf Groß- und Mittelstädte ist kennzeichnend. Die Gründungen lassen sich meist auf kleinere Dynasten zurückführen mit kleinem Areal und geringer Zielsetzung. Die Kleinstädte treten vermehrt im Südwesten, im fränkisch-hessischen und thüringisch-sächsischen Raum und im niederrheinischen Gebiet auf.
2 Schlußwort
Insgesamt kann diese Darstellung nur oberflächlich bleiben und nur punktuell Sachverhalte differenzierter beleuchten. Man kann feststellen, daß das 11. Jahrhundert das Phänomen Stadt hervorbrachte, welches zuvor nicht existierte.
Die Lebensqualität der Menschen steigt. Die Werte von Boden und Kapital geraten in ein Ungleichgewicht, während eine Konzentrierung des Kapitals in der Stadt stattfindet. Auf engem Raum wird versucht, die Lebensbereiche zu organisieren. Zugleich gerät die Stadt in den Bereich gesteigerter Staatlichkeit und Bevormundung. Die Stadt steht zwar unter der Verfügung eines geistlichen oder weltlichen Stadtherrn, sie bildet aber einen eigenen Verband und strebt nach Selbstverantwortung und Unabhängigkeit. So drängt sie Eingriffe seitens der Stadtherren zurück. "Als Verband setzt die Stadt ihre eigenen politisch-administrativen Leistungsgremien ein und setzt autonom Recht."
Es muß jedoch noch einmal betont werden, daß jede Stadt individuelle Entwicklungen vollzog. So kann jede Stadt auf eine eigene Geschichte zurückblicken. Zudem waren Städte immer im Wandel. Ein Herausarbeiten von Merkmalen oder das Hilfsmittel der Typisierung und Typenschichtung kann daher lediglich als Orientierung dienen. Vor dem Hintergrund, dass die Wurzeln unserer heutigen Stadt im Mittelalter begründet sind, ist es wünschenswert, aber auch notwendig, daß diese letzten Zeugnisse erhalten werden.
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