Am 19.Juli 1972 nahm Kissinger mit dem nordvietnamesischen Chefunterhändler Le Duc Tho seine Geheimverhandlungen auf, die nach zahllosen Gesprächsrunden am 13. Dezember ergebnislos abgebrochen wurden. Daraufhin befahl der gerade wieder gewählte Nixon, am 18. Dezember die amerikanischen Luftangriffe auf Nordvietnam wieder aufzunehmen und die nordvietnamesischen Häfen zu verminen.
Dieser militärische Kraftakt, der mit ultimativen politischen Drohungen auch an die Adresse Saigons verkoppelt war, die Thieu-Regierung hatte sich geweigert, Verhandlungsergebnisse anzuerkennen, zeigte schnell die beabsichtigte Wirkung. Am 26. Dezember erklärte sich Hanoi zu neuen Verhandlungen bereit, die nach Einstellung des Bombardements am 8. Januar 1973 wieder aufgenommen wurden und es kam schon am nächsten Tag zu einer Einigung. Am 23. Januar wurde das Abkommen von den vier Außenministern der USA, Nordvietnams, Südvietnams und der Provisorischen Revolutionsregierung in Paris unterschrieben, und der Waffenstillstand trat damit in Kraft. Bis Ende des Jahres 1973 hatten sich die vietnamesischen Gegner gegenseitig mehr als 100.000 Verletzungen angeklagt, diese war aber auf Grund fehlender Kontrollmöglichkeiten funktionsunfähig und stellte ihre Arbeit nach wenigen Monaten ein. Bei den Versuchen der beiden Seiten, gewaltsam ihr Territorium zu vergrößern, sind im ersten Jahr des Waffenstillstandes mit 100.000 Todesopfern fast ebenso viele Menschen ums Leben gekommen wie im letzten Kriegsjahr.
Im Dezember 1974 begann Hanoi, nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte und angesichts der Lähmung der Nixon-Regierung durch die Watergate-Krise, mit einer Welle von Angriffen, die zu einem konventionellen Eroberungsfeldzug koordiniert wurden und den Widerstand der zahlen- & rüstungsmäßig gleich starken südvietnamesischen Armee in wenigen Wochen wie ein Kartenhaus zusammenbrechen ließ.
Die Hauptursache dieser militärischen Katastrophe, die über das Thieu-Regime hereinbrach, waren die schwache Kampfmoral der politisch nicht motivierten Truppen sowie die völlig kriegsmüde Bevölkerung. Nach einer fast kampflosen Preisgabe des Zentralen Hochlandes und einer wilden Flucht von Millionen Zivilisten und Soldaten brach der Verteidigungsring um Saigon schnell zusammen.
Am 21. April1975 erklärte Präsident Thieu seinen während vier Verhandlungsjahren von Hanoi vergeblich geforderten Rücktritt und begab sich, gefolgt von zehntausend anderen Flüchtlingen, ins Exil. Seine Nachfolge übernahm der Ex-General Dong Van Minh, der am 30. April die bedingungslose Kapitulation unterschrieb. Die Verantwortung in Saigon übernahm ein so genannter "Militärischer Revolutionsausschuss" unter Führung des nordvietnamesischen Generals Tran Van Tra.
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