Die Vorgeschichte ist die älteste uns bekannte Geschichte der Menschheit und reicht von den Anfängen bis zum Einsetzen schriftlicher Quellen. Dadurch ist sie nur anhand spärlicher Funde und Kulturreste für uns rekonstruierbar, wie Ausgrabungen von Grabanlagen, Ruinenstätten, Wehranlagen oder einzelnen Gegenständen. Im allgemeinen gliedert man die Vorgeschichte in drei Abschnitte:
- Steinzeit: Alt-, Mittel- und Jungsteinzeit
- Bronzezeit: Früh-, Mittel- und Jüngere-Bronzezeit
- Eisenzeit: Hallstattzeit und La-Tenè-Zeit
Die Altsteinzeit begann vor etwa 2 Millionen Jahren und endete 8000 v. Chr.. Die Menschen lebten vorwiegend in Höhlen und waren Jäger und Sammler, wobei die Männer meistens in Horden jagen gingen und die Frauen eßbare Wurzeln und sonstige Nahrung sammelten. Man kannte auch schon einige Werkzeuge wie zum Beispiel den Faustkeil, den Feuerstein aber auch aus Knochen wurden Geräte hergestellt. Sogar erste künstlerische und religiöse Werte begannen sich zu verbreiten. Noch heute kann man kunstvolle Höhlenmalerein, Kleinplastiken und geschmückte Werkzeuge dieser Zeit bewundern. Bei der Höhlenmalerei begann es mit Abbildungen der eigenen Hände durch eine spezielle Sprühtechnik und ging dann auch in die Abbildung von hauptsächlich Tieren über (Mammut, Bison).
Die Mittelsteinzeit ging von 8000-5000 v. Chr. doch wird oft noch als Ende der Altsteinzeit betrachtet, deshalb möchte ich gleich zur Jungsteinzeit übergehen. Diese dauerte von 5000-2000 v. Chr.. Ein wesentliches Kennzeichen dieser Epoche ist die beginnende Seßhaftigkeit der Menschen. Sie ließen sich für mehrere Jahre an einem Ort nieder, bauten Hütten aus gebranntem Lehm und betrieben sogar schon Ackerbau. Sie bauten also gezielt Pflanzen an und hielten sich Haustiere wie zum Beispiel: Schafe, Ziegen, Rinder, Schweine und sogar schon Pferde. Hauptarbeitsmaterial blieb aber noch der Stein. Trotzdem wurden die Werkzeuge immer besser und kunstvoller hergestellt. Aus dem Pflanzenbau und der Tierzucht entwickelte sich eine spezielle Fruchtbarkeitsreligion mit der natürlich auch neue Bräuche und Riten entstanden. Das Herstellen von üppig geformten weiblichen (Venus von Willendorf) oder männlichen Statuen mit dem deutlich ausgeprägten Phallus waren ein Zeichen für Fruchtbarkeit. Das Sinnbild der Fruchtbarkeitsgöttin entstand. Auch der Totenkult begann sich zu entwickeln. Die bekannten Megalithgräber waren eine der ersten Grabanlagen, wobei es auch die Art der sogenannten Hünengräber gibt. Besonders in Großbritannien findet man noch viele dieser alten Steinkreise aber auch in anderen nordeuropäischen Ländern. Die künstlerische Tätigkeit zeigt sich aber besonders in den Verzierungen von Gefäßen und Werkzeugen. Die Band-, Schnurkeramik, Abdruck- und Strichverzierung ist eine spezielle Art der Verzierung von Gefäßen, wobei - wie der Name schon sagt kunstvolle - bandähnliche Muster oder Abdrücke die Gegenstände zierten.
Die nächste Epoche nennt man die Bronzezeit von 2000-800 v. Chr.. Durch die Entdeckung von Metallen durch das Erhitzen von Steinen erfand man bald die Bronze, eine Legierung aus Kupfer und Zinn. Damit wurde Bronze zum wichtigsten Rohmaterial dieser Zeit. Vor allem für Schmuckgegenstände aber natürlich auch für die Herstellung kunstvoller Waffen und Werkzeuge konnte man dieses nun weit mehr belastbare Element verwenden. Dies war ein großer Gewinn für die Menschen der damaligen Zeit. Das Kunsthandwerk entwickelte sich und aus den Sippen und Dorfgemeinschaften entwickelten sich bereits einige große Stämme und Völkerschaften. Von den Forschern werden diese Stämme in Kulturgruppen eingeteilt. Sie werden nach besonderen Kennzeichen oder ihrem Siedlungsgebiet benannt, wie zum Beispiel die "Hügelgräberkultur" oder die "Provence - Gruppe".
Ab ca. 1000 v. Chr. beginnt der allmähliche Übergang in die nächste Epoche: die Eisenzeit, welche von 800 bis etwa Christi Geburt reicht. Die erste Hälfte der Eisenzeit nennt man Hallstattzeit und sie reicht von 800 - 400 v. Chr.. Im Großen und Ganzen gilt dies jetzt nur für den mittel-, nord- und westeuropäischen Raum. Die Entwicklung im Süden schloß sich stark an die der Griechen und Römer an. Wesentlich ist vor allem die Nutzung des neuen Metalls Eisen, welches viel härter war und sich deshalb besser zur Waffen- und Werkzeugherstellung eignete. Besonders die Dorer waren Meister der Eisenverarbeitung, welches auch das Beherrschen der Mykener beim Eindringen in Griechenland erklärt; sie waren waffenmäßig weit überlegen. Man begann auch burgähnliche Befestigungsanlagen zu bauen, welches auf eine eher kriegerische Zeit hinweist. Auch Grabanlagen wurden zur Beisetzung der Toten gebaut. Besonders durch die Ausgrabung alter Gräber fand man wertvolle Grabbeigaben, wie zum Beispiel: Dolche, Schwerter, Schilder, Helme aber auch Schmuckgegenstände. Die kostbaren Grabbeigaben deuten bereits auf einen bestehenden Handel hin, da man in den Verarbeitungsähnlichkeiten Verbindungen zwischen Mittel- und Westeuropa herstellen kann. Durch die Eisengeräte verbesserte sich auch die Landwirtschaft und man verwendete das Pferd als Zug- und Lasttier (Pflug).
Das Volk, das zu dieser Zeit den größten Teil Mitteleuropas beherrschte, waren die Kelten. Sie sind eine vorgeschichtliche Völkergruppe, die zur indogermanischen Sprachfamilie gehörten. Ihre Urheimat liegt im Gebiet des heutigen Bayern und Böhmen, wo sie im 7. Jhdt. v. Chr. das erste Mal geschichtlich faßbar wird. Die Kelten breiteten sich in den folgenden Jahrhunderten jedoch nach Nord- und Südwesten aus. Bis zum 3. Jhdt. v. Chr. schufen die Kelten in Mittel- und Westeuropa eine großen Kulturraum. Je nach Siedlungsgebiet unterscheidet man verschiedene keltische Volksgruppen: in England und Wales die Briten, in Irland und Schottland die Gälen, in Belgien und Nordfrankreich die Belgen und im übrigen Frankreich, Schweiz und Oberitalien die Gallier. Ein nach Südosten abgewanderter Strom waren die Galater, welche sich in Kleinasien niederließen. Die Kelten lebten in kleinen befestigten Städten (Oppida) oder in burgähnlichen Siedlungen vorwiegend auf Hügeln. Besonders die kulturellen und künstlerischen Fähigkeiten waren bei den Kelten weit entwickelt. Die Hallstattzeit wurde vor allem von den Kelten stark geprägt. Zum Beispiel die Situlenkunst (aus Kupfer getriebene eimerähnliche Gefäße, die mit Figuren und Formen geschmückt wurden) ist hier besonders bekannt aber auch die weite Entwicklung in Bezug auf den Bergbau hinterließ Spuren. Seit dem 2. Jhdt. v. Chr. wurden die Kelten aber weitgehend von den Germanen aus dem Gebiet östlich des Rheins verdrängt und durch die Ausbreitung des römischen Reiches kam es auch oft zu Überlagerungen in Kunst und Geschichte. Heute leben in Großbritannien und in der Bretagne noch Menschen keltischer Herkunft.
La-Tenè- Zeit nennt man die zweite Hälfte der Eisenzeit. Sie wurde ebenfalls von der Kultur der Kelten getragen und zeigt sich besonders im hochentwickelten Bergbau aber auch im Kunsthandwerk. Das keltische Kunsthandwerk beinhaltete Schmuckarbeiten aus Bronze und Gold aber auch Keramiken. Die wichtigsten Ornamente waren: geometrische Zickzackbänder und Rauten, Wellenlinien- und Spiralornamente, Ranken und Blumenmotive, Muster aus waagerechten und senkrechten Linien (irische Steinkreuze) aber auch Tiermotive (Bulle, Hund, Hirsch, Pferd, Vögel).
Die Völkerwanderung begann im Wesentlichen mit der Wanderung der germanischen Stämme im 2. und 6. Jhdt. n. Chr. und erreichte ihren Höhepunkt 375 mit dem Einbruch der Hunnen. Diese zwangen viele germanische Stämme, ihre Siedlungsgebiete zu verlassen und es kam zum Überschreiten der Grenzen des römischen Reichs. Die Folge war unter anderem die Gründung eigener Reiche in Süd- und Westeuropa und damit das Schaffen der Grundlage der abendländischen Staatenwelt. Die wichtigsten beteiligten germanischen Stämme waren die Alemannen, Baiern, Burgunder, Franken, Goten, Langobarden, Sachsen und Vandalen. Durch diese große Völkerwanderung erklärt sich die bis zu den Reitervölkern Asiens reichende Kunstähnlichkeit. Die Awaren, Mongolen und Kaukasen haben zum Beispiel sehr ähnlichen Schmuck wie die germanischen und keltischen Völker in Europa. Dies deutet auf Wanderungen aber auch Handel zwischen Osten und Westen hin.
Diese frühe Kunst war natürlich immer auch mit Religion verbunden, da diese ein uralter Bestandteil der menschlichen Kultur ist. Wichtiges Element war hier immer das Ritual und die unweigerlich dazu zu nennende Trance, zu der im Grunde jeder Mensch befähigt ist. Unter Trance versteht man das Versetzen in einen anderen Bewußtseinszustand durch intensive Tänze oder Trommeln (also ein Signal) oder aber auch mit Hilfe spezieller psychodelischer Drogen. Der Mensch kann in diesem Zustand Erfahrungen in einer anderen Wirklichkeit machen indem er sich in andere Wesen verwandelt und dadurch erstaunliche Eindrücke gewinnt. Aber die Erfahrungen in solchen Ritualen sind sehr unterschiedlich. Manche dienen zur Heilung oder aber auch zur Weissagung. Seit der frühen Menschheitsgeschichte sind diese Rituale bekannt, welches Höhlenmalereien beweisen. Zum Beispiel die Darstellung von Menschen mit Tierköpfen oder bestimmte aufgemalte Körperhaltungen, unter denen es besonders leicht ist, in einen Trancezustand zu fallen, weisen darauf hin. Der sich entwickelnde Mensch wurde sich mehr und mehr seiner Umwelt bewußt und damit auch sich selbst. Die elementarsten Lebensgrundlagen wurden von Beginn an in Form von Kunst thematisiert.
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