Die Revolution von 1789 ist durch ihre Zerstörungen be¬rühmter geworden als durch das, was sie in Paris geschaffen hat - höchstens durch die freien Plätze, die durch Abbruch der Bastille, der Klöster und Kon¬vente entstanden. Für die Hochburg der Kapetingerdy¬nastie hatten die Revolutionäre eine ganz besondere Verwen¬dung: das Kernstück des mit¬telalterlichen Palastes, die Conciergerie im Palais de Ju¬stice, wurde zum Gefängnis der vom Revolutionstribunal Verurteilten. Damals forder¬te der Arzt Joseph Guillotin menschlichere Hinrichtungs¬methoden als das Hängen und Vierteilen; er entwickelte das Fallbeil - die Guillotine. Napoleon hat die weitere Entwicklung der Stadt stets ge¬fördert, auch seine häufige Ab¬wesenheit hinderte ihn nicht, sein Ziel zu verfolgen: Paris sollte die Hauptstadt Europas werden. Pläne der Stadt und neue Projekte begleiteten ihn überall; selbst in Moskau be¬schäftigte er sich mit Proble¬men wie der Reorganisation der Comédie-Francaise. Wenn heute manchmal die Ruhmesmale - der Arc de Triomphe de l\'Etoile, der kleinere, der Place du Carrousel, die Säule auf der Place Vendôme - als wesentli¬che Merkmale des kaiserlichen Wirkens erscheinen, so täuscht das.
Wichtiger war die Verbes¬serung der Pariser Verhält¬nisse: die großzügige Wasser¬versorgung, die Hallen, fünf Schlachthäuser, der Weinmarkt, dazu eine fortschrittli¬che Stadtverwaltung und Poli¬zei, die den Städten Europas zum Vorbild wurden. Die Machtkonzentration in Paris, die Ballung aggressiv-ehrgeiziger Bürger, unzufrie¬dener Arbeiter und radikaler Intellektueller bildeten eine ständige Bedrohung für die Regierung. Charakteristisch: Die Revolution von 1830 wurde von liberalen intellektu¬ellen Bürgern, denen man das Recht auf Veröffentlichung ihrer Zeitungen verweigerte, zusam¬men mit den Druckern, die da¬durch ihre Arbeit verloren, ausgelöst. Auch die Revolu¬tion von 1848, die das Ende der Herrschaft des Bürgerkönigs Louis-Philippe d'Orleans brachte, begann in Paris: Die Regierung hatte versucht, Ver¬anstaltungen zu verbieten, de¬ren Ziel eine Reform des Parla¬ments und des Wahlmodus war. Je mehr Paris zur lebendi¬gen, kulturell, sozial und poli¬tisch fortschrittlichen Haupt¬stadt wurde, desto mehr wurde es gleichzeitig zu einer Brut¬stätte für Unruhen.
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